Initiative gegen Fahrradunfälle Mehr Verletzte auf Bad Godesberger Straßen

BAD GODESBERG · Von Januar bis Mai ist die Zahl der Unfälle mit Beteiligung von Radfahrern in Bad Godesberg um 31 Prozent angestiegen. Diese abstrakte Zahl hatten Polizeiprädidentin Ursula Brohl-Sowa und Bezirksbürgermeisterin Simone Stein-Lücke bei ihrem Halbjahresgespräch als alarmierend bezeichnet (der GA berichtete). Es wurden insgesamt 13 Radfahrer mehr verletzt als im gleichen Zeitraum des Vorjahres, teilte die Pressestelle der Polizei Bonn auf GA-Nachfrage mit.

 Um gegen die steigende Zahl von Unfällen mit Radfahrern im Stadtbezirk Bad Godesberg vorzugehen, wollen Polizeipräsidentin Ursula Brohl-Sowa und die Beamten der Godesberger Wache mit Bezirksbürgermeisterin Simone Stein-Lücke (Mitte, rechts) zusammenarbeiten.

Um gegen die steigende Zahl von Unfällen mit Radfahrern im Stadtbezirk Bad Godesberg vorzugehen, wollen Polizeipräsidentin Ursula Brohl-Sowa und die Beamten der Godesberger Wache mit Bezirksbürgermeisterin Simone Stein-Lücke (Mitte, rechts) zusammenarbeiten.

Foto: Ronald Friese

Genauere Zahlen will die Polizei erst bei der Vorstellung der Unfallstatistik für das gesamte Jahr 2015 veröffentlichen. Es wäre zum Beispiel interessant, ob es sich um Unfälle mit Autos, unter Radfahrern oder mit Fußgängern handelte. Auch Unfallbrennpunkte wurden noch nicht genannt.

Zurzeit bereitet Bezirksbürgermeisterin Simone Stein-Lücke eine Auftaktveranstaltung Ende Juli vor, bei der es darum geht, "die Leute wachzurütteln, wie gefährlich Radfahren sein kann". Es sei nämlich nicht nur die Zahl der Unfälle insgesamt angestiegen, sondern gleichzeitig die Zahl der Unfälle, die von Radfahrern verschuldet wurden. Sie möchte informieren und bei allen Parteien, egal ob Radfahrer, Autofahrer oder Fußgänger, die Verkehrsregeln ins Gedächtnis rufen. "Wenn alle aufeinander zeigen und sagen, der andere ist rücksichtslos, kommen wir nicht weiter", so Stein-Lücke.

Die Diskussion, bei der Polizei, Experten für Radverkehr und ein Unfallarzt zu Wort kommen sollen, verspricht lebhaft zu werden. Einen Beitrag lieferte vorab Gisela Loh, die im Vorstand des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) in Bonn für das Thema Verkehrsplanung zuständig ist. Seitens der Stadt Bonn gebe es ein paar gute Ansätze, wie zum Beispiel das Fahrradstraßenprogramm, die aber nicht nur beschlossen, sondern auch umgesetzt werden müssten, "und zwar so, dass sie ihre Wirkung entfalten können", schrieb Loh dem GA. Im Fall der Fahrradstraßen bedeute das, dass sie über mehrere Kilometer möglichst geradlinig geführt werden müssten, um von Radfahrern angenommen zu werden. "Dieser Ansatz wird konterkariert, wenn die örtliche Politik den Verlauf so ändert, dass sie abseits der geplanten Strecke nur noch über Umwege mäandrieren", so Loh. Als Beispiel nannte sie, dass die Fahrradstraße in Plittersdorf statt auf der Straße Am Büchel über die Straße Auf der Hostert geleitet wird, mit Rücksicht auf den Autoverkehr zum Obsthof Völzgen und zur Teppichreinigung.

Spätestens im Gespräch mit dem Notfallmediziner wird auch das Thema Helmpflicht auf den Tisch kommen. Hier rät der ADFC zwar grundsätzlich zum Tragen eines Fahrradhelms, ist aber gegen eine Helmpflicht, weil das zu einem Rückgang des Radverkehrs führen würde. Den Autofahrern werde der Eindruck vermittelt, "dass die helmtragenden Radfahrer sich schon selbst schützen", sagt Loh. Der Helm verhindere keinen einzigen Unfall. Wie in den Niederlanden, wo kaum jemand Helm trage, müssten auch in Bonn die Infrastruktur und das Verkehrsklima fahrradfreundlicher werden.

Welche Stellen oder Straßenabschnitte sind Ihrer Meinung nach in Bad Godesberg besonders gefährlich für Radfahrer? Und wo haben Sie schon brenzlige Situationen erlebt? Schreiben Sie per E-Mail an godesberg@ga.de

Unfälle mit Fahrradfahrern in Bad Godesberg

In diesem Jahr gab es in Bad Godesberg verschiedene Unfälle, an denen Fahrradfahrer beteiligt waren. Einige Beispiele aus dem Polizeibericht:

  • Ein 26-jähriger Radfahrer zog sich am 17. April auf der Drachenburgstraße schwere Verletzungen zu, weil ein Autofahrer unachtsam die Fahrertür seines geparkten Autos öffnete. Der Radfahrer konnte nicht ausweichen, prallte gegen die Autotür und stürzte. Dabei zog er sich so schwere Verletzungen zu, dass er ins Krankenhaus gebracht werden musste.
  • Bei einem Unfall mit Fahrerflucht wurde am 28. Februar ein 17-jähriger Radfahrer leicht verletzt. Er hatte mit seinem Rad die Stichstraße der Koblenzer Straße zum Kleinen Theater überquert. Dabei wurde er von einem schwarzen BMW angefahren. Der 17-Jährige stürzte und zog sich leichte Verletzungen zu. Der Autofahrer bog auf die Koblenzer Straße ab und fuhr in Richtung Mehlem davon, ohne sich um den Verletzten zu kümmern.
  • Eine 31-jährige Fahrradfahrerin, die bei Rot über eine Ampel gefahren war, verletzte sich am 25. Februar bei einem Zusammenstoß mit einem Auto. Die 24-jährige Autofahrerin wollte bei Grün aus der Albertus-Magnus-Straße nach links in die Koblenzer Straße abbiegen. Auf der Kreuzung kam es zum Zusammenstoß.

Die Statistik für 2014

Konkrete Zahlen nennt die Polizei Bonn jeweils bei der Vorstellung der Unfallstatistik für das gesamte Vorjahr. Bereits 2014 hatte demnach die Zahl der Unfälle mit Fahrradfahrern alarmierend zugenommen. Insgesamt notierte die Bonner Polizei 731 Zwischenfälle, 2013 waren es noch 623 (plus 17,3 Prozent). 113 Fahrradfahrer (30 mehr als 2013) wurden so schwer verletzt, dass sie in Krankenhäusern behandelt werden mussten (plus 36,1 Prozent), ein 17-Jähriger starb.

Bei den Leichtverletzten stieg die Anzahl von 538 auf 617. In 78 Fällen verletzten sich radelnde Kinder, elf mehr als 2013. Bei Unfällen mit Senioren gab es einen Rückgang um 4,4 Prozent.

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