Hochwasserschutz Entlastungskanal in Mehlem zu Weihnachten fertig

Mehlem · Die neue Anlage soll die Mehlemer bei Unwettern besser schützen. Bis Weihnachten stehen noch Restarbeiten am 12,2-Millionen-Euro-Projekt aus.

 Peter Esch hofft, dass er im nächsten Jahr, wenn die Arbeiten abgeschlossen sind, nicht mehr so oft an den Entlastungskanal kommen muss.

Peter Esch hofft, dass er im nächsten Jahr, wenn die Arbeiten abgeschlossen sind, nicht mehr so oft an den Entlastungskanal kommen muss.

Foto: Benjamin Westhoff

An Tagen wie diesen kommt  Peter Esch besonders gerne zum Entlastungskanal nach Mehlem. Der Sommer mit möglichen Starkregen ist vorbei, entspannt kann der Chef des Bonner Tiefbauamts also – trotz Dauerregens – dem Wasser im Mehlemer Bach hinterherschauen. Schon bald wird ihn sein Weg weniger häufig vom Stadthaus in den Godesberger Süden führen. „Bis Weihnachten möchte ich die Maßnahme abgeschlossen haben“, sagt Esch.

Nach den verheerenden Regenfällen von 2010 und 2013 hatte sich die Stadt zu dem Großprojekt entschieden, um die Bürger zu schützen. Im Herbst 2015 war es losgegangen, im Frühjahr 2018 hätten die drei Bauabschnitte zwischen Bachemer Straße und Rosenpark fertig sein sollen. „Dazwischengekommen ist uns der Ärger mit der Deutschen Bahn um die Standsicherheit einer Brücke und ein Straßenkanalbruch an der Meckenheimer Straße/An der Nesselburg“, erinnert Esch an Tiefpunkte. Gestiegen sind deshalb auch die Kosten für sämtliche Maßnahmen in Mehlem – von 11,8 auf 12,2 Millionen Euro.

Seit dem Frühjahr 2018 ist der Entlastungskanal einsatzfähig. In den kommenden Wochen geht es laut Tiefbauamtschef aber darum, das System so herzurichten, dass es seine volle Leistungsfähigkeit entfaltet.

Um das zu verdeutlichen bemüht der Bauingenieur gerne Zahlen: „Im Moment fließen hier 200 Liter pro Sekunde her, im Sommer sind es 80 Liter und beim Unwetter 2016 waren es 54.000 Liter Wasser pro Sekunde.“ Der Kanal in Mehlem selbst könne allerdings nur 14.000 Liter pro Sekunde aufnehmen. „Deshalb verjüngen wir jetzt den Durchlass an der Bachemer Straße.“ Heißt, dass im Ernstfall 40.000 Liter durch den neuen Entlastungskanal einen Kilometer weit gen Rosenpark fließen. „Da ich während der Bauphase ein ungutes Gefühl ob der Menge hatte, haben wir extra einen Modellversuch an der TH Köln durchführen lassen“, so der Verwaltungsmann. Das Ergebnis: Es musste nachgebessert werden, der vorher querformatige Einlauf ist nun eher trompetenartig zwecks besseren Ablaufs. Auch an der kleinen Brücke beim großen Bauwerk, das fast künstlerisch anmutet, wird es Veränderungen geben. Denn hier würde der Godesberger Bach schon bei weniger als den in anderen Bereichen möglichen 2,50 bis drei Meter Wasserhöhe drüberschießen.

„Deswegen bringen wir eine spezielle Glaswand in Geländebereich an, wegen der Optik wollten wir keinen Beton“, erklärt Esch. Parallel dazu werden die bei Vortriebsarbeiten verursachten Straßenschäden in der Bachemer Straße beseitigt. Für die neue Asphaltdecke ist in der ersten Dezemberwoche eine Vollsperrung erforderlich.

Am Rosenpark stellt gerade eine Firma die für die Bauarbeiten entfernte Natursteinmauer nebst befestigter Fläche wieder her. „Das war das Anliegen eines Bürgerantrags“, sagt Esch. Vor das Auslaufbauwerk des Entlastungskanals will der Amtschef, sobald der Rhein weniger Wasser hat, ein Gitter setzen lassen. “Ich möchte nicht, dass im Sommer Kinder oder Camper auf die Idee kommen, dort hineinzugehen“, so Esch.

So ganz fertig ist er in Mehlem im kommenden Jahr aber doch nicht. „Wir müssen noch den Kanal zwischen Mainzer Straße und Rhein ausbessern.“ Still ruht der See dagegen in Sachen Godesberger Bach. „Wir warten immer noch auf das Niederschlagsabflussmodell der Bezirksregierung“, sagt Esch. Derzeit sei man bei der dritten Überarbeitung, „was normal ist, da muss man sich ranarbeiten“. Deshalb ist auch zurzeit noch völlig offen, welche Maßnahme in Sachen Unwetterschutz dort letztendlich ergriffen wird.

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