Tödliches Familiendrama in Bonn Mann tötet Ehefrau und Kleinkind in Plittersdorf

Plittersdorf · In Plittersdorf wurden am Montagmorgen ein totes Kind und eine tote Frau aufgefunden. Bei einer Auseinandersetzung mit der Polizei kam anschließend ein 40-Jähriger ums Leben.

Ein tödliches Familiendrama hat sich am frühen Montagmorgen in der ehemaligen amerikanischen Siedlung in Plittersdorf abgespielt: In der Wohnung eines Mehrfamilienhauses an der Martin-Luther-King-Straße, gegenüber der Konzernzentrale von Solarworld, hat nach Angaben von Polizeisprecher Robert Scholten ein 40-jähriger Mann seine 39-jährige Frau und das gemeinsame dreijährige Kind getötet, vermutlich wurden sie erstochen.

Laut Anwohnern soll es sich bei dem Kind um ein Mädchen handeln. Bei einer Auseinandersetzung mit der Polizei kam anschließend auch der 40-Jährige ums Leben.

Nachbarn hatten die Polizei am Montag um 5.20 Uhr alarmiert, weil sie in der Wohnung in dem Mehrfamilienhaus einen lauten Streit gehört hatten. Als die Beamten an der Martin-Luther-King-Straße eintrafen, öffnete ihnen laut Scholten niemand die Tür. Mithilfe der Feuerwehr gelangten die Polizeibeamten schließlich über einen rückwärtigen Balkon in die Wohnung im ersten Stock des Hauses.

Dort fanden sie in verschiedenen Räumen zuerst das leblose Kleinkind und danach dessen ebenfalls leblose Mutter. Die alarmierten Rettungskräfte konnten nur noch den Tod der beiden feststellen. Der 40-jährige Vater hatte sich laut Polizei „in einem Raum“ eingeschlossen. Wie der GA erfuhr, handelte es sich um das Badezimmer.

Als die Polizisten die Tür öffneten, ging der Mann auf sie los – nach GA-Informationen mit einem Messer. Wie die Polizei am Nachmittag mitteilte, „machten die Beamten in der Konfrontationssituation von ihrer Schusswaffe Gebrauch“. Der 40-Jährige starb noch am Tatort. Ob an den Folgen des Schusses oder aufgrund einer Verletzung, die er sich zuvor selbst zugefügt haben soll, ist ungeklärt. „Die genaue Todesursache klärt erst die Obduktion“, erklärte dazu die Sprecherin der Bonner Staatsanwaltschaft, Karen Essig.

Mordkommission soll Konfrontation und Hintergründe klären

Auch der genaue Ablauf der Konfrontationssituation zwischen dem Familienvater und den Beamten sei Gegenstand der weiteren Ermittlungen. Die hat eine Mordkommission aus Köln übernommen – aus Neutralitätsgründen, wie Polizeisprecher Scholten betonte. Wie es zu dem Drama kam, steht noch nicht fest.

Ob sich emotionaler oder existenzieller Druck beim Vater so lange aufgebaut hat, dass er sich schließlich in der blutigen Tat entlud, wird Gegenstand der Ermittlungen sein. Anwohner beschreiben die Familie als „normal“ und „unauffällig“. Auch bei der Polizei war sie vorher nicht bekannt, Einsätze hat es bei ihr laut Scholten noch nicht gegeben. Auch gebe es keinerlei Hinweise darauf, „dass es innerhalb der Familie zuvor schon einmal zu Gewalttaten gekommen ist“.

Nach GA-Informationen haben die Eltern und das Kind die ungarische Staatsbürgerschaft. Vater und Mutter sollen beide in einem großen Unternehmen in Bonn gearbeitet haben.

Die Anwohner – darunter auch Kinder – und die eingesetzten Beamten wurden umgehend von einem fünfköpfigen Team der Notfallseelsorge Bonn/Rhein-Sieg betreut. „Es ist eine Ausnahmesituation für die Nachbarn, viele Personen sind schockiert“, fasste Scholten zusammen.

Notfallseelsorge betreut Anwohner und Beamte

„Etliche Familien in dem Haus haben etwas mitbekommen“, so Jörg Trauboth, der den Einsatz der Notfallseelsorger koordinierte. Eine Straftat könne auch dann traumatisierend sein, wenn man „nur“ Zeuge und nicht Opfer sei – vor allem, wenn Kinder betroffen seien. Bei den Erwachsenen gehe es darum, sich schnell so umfassend um sie zu kümmern, dass sie später im besten Fall keine Betreuung mehr benötigen.

Außerdem werden vor allem Mütter darauf vorbereitet, mit ihren Kindern über das Geschehen zu sprechen. Den Kleinen könne man nicht sagen, „dass ein Mann seine Familie umgebracht hat“, erklärt Trauboth. Man müsse ihnen vielmehr mitteilen, dass das andere Kind, der Kitafreund oder Spielkamerad, nicht mehr lebt, es selbst aber in Sicherheit ist.

„Wichtig ist, dass die Mütter stabil sind, die Kinder merken emotionale Verunsicherung sofort.“ Das sei häufig schwierig, erfahrungsgemäß verkrafteten Eltern die Situationen nicht so gut wie ihr Nachwuchs. „Trotzdem machen Mütter häufig instinktiv alles richtig: Sie sagen, dass alles gut ist, das Kind keine Angst haben muss.“ Im Nachgang müssten Eltern ihre Kinder beobachten und sich notfalls weitere Hilfe holen.

Am Nachmittag bat die Polizei Kamerateams und Fotografen, den Tatort zu verlassen, da die Kinder der Siedlung aus der Schule zurückkehrten.

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