Typisierungsaktion im Amos-Comenius-Gymnasium Leben retten ist ganz einfach

Bad Godesberg · Eine 17-jährige Schülerin organisiert eine Infoveranstaltung zur Knochenmarkspende mit Typisierung. Sie sagt: „Ich finde, die Typisierung ist wenig Aufwand dafür, dass man jemandem helfen kann.“

 Stäbchen in den Mund: Joel (l.) und Jessica (Mitte) lassen sich für die Knochenmarkspender-Datenbank typisieren.

Stäbchen in den Mund: Joel (l.) und Jessica (Mitte) lassen sich für die Knochenmarkspender-Datenbank typisieren.

Foto: Stefan Knopp

Eine Knochenmarkspende kann Leben retten: Simon Hunold weiß das aus eigener Erfahrung. Der Student hatte 2012 mitten in seiner Abiturphase seine Stammzellen für einen Leukämiekranken gegeben. „Er sitzt im Rollstuhl, aber er hat überlebt“, erzählte er am Donnerstag im Amos-Comenius-Gymnasium. Als er sich während seiner Schulzeit hatte typisieren lassen, war er etwa so alt wie die meisten seiner Zuhörer.

Knapp 60 von ihnen erklärten sich im Anschluss bereit, seinem Beispiel zu folgen. Unter ihnen waren Joel (18) und Jessica (17). „Ich fand's moralisch korrekt mitzumachen“, sagte Joel. Über die Risiken des Ganzen hatte Michaela Florin von der DKMS gemeinnützige GmbH in einem Vortrag aufgeklärt: Für die Stammzellenentnahme aus dem Blut, die in 80 Prozent aller Fälle angewandt wird, muss ein Wachstumsmedikament eingenommen werden, das grippeähnliche Nebenwirkungen haben kann; die Entnahme aus dem Rückenmark ist mit den Risiken jeder Operation unter Narkose verbunden. Joel scheut das nicht. „Notfalls könnte ich ja immer noch einen Rückzieher machen.“

Das seien sehr geringe Risiken verglichen mit dem, was Blutkrebspatienten durchmachen müssten, sagt Jessica. „Ich finde, die Typisierung ist wenig Aufwand dafür, dass man jemandem helfen kann.“ Sie würde sich darüber freuen, wenn sie mit ihren Stammzellen jemandem das Leben retten könnte.

Dass das nicht immer gelingt, hat Sophie erfahren müssen. „In meinem Umfeld ist schon mehrmals Leukämie vorgekommen.“ Sie weiß von einer Knochenmarkspende, die nicht erfolgreich war, wegen äußerer Infekte beim Patienten. Die 16-Jährige hat die Aktion im Gymnasium ins Rollen gebracht. „Ich schreibe eine Facharbeit zum Thema Leukämie.“ Dazu gehöre auch ein Praxisteil, da habe sich eine Typisierung angeboten. „So etwas gab es schon mal an der Schule vor fünf oder sechs Jahren.“ Damals sei das mit einer Blutspende verbunden gewesen, das wäre ihr jetzt zu viel organisatorischer Aufwand gewesen.

Die Typisierung nahm nicht viel Zeit in Anspruch: Nacheinander sollten die Teilnehmer mit zwei Wattestäbchen je eine Innenseite ihrer Wangen eine Minute lang abstreichen, die Zeit wurde gestoppt. Derweil nahmen die Helfer ihre Personalien auf – Sophie hatte viele Mitschüler aus ihrer Stufe dafür gewinnen können.

Zu ihrem Bedauern durfte sie selber nicht mitmachen: Die Typisierung ist erst ab dem 17. Lebensjahr erlaubt, zudem darf man nicht älter als 55 sein. Damit falle er raus, sagte Schulleiter Christoph Weigeldt. Er war beeindruckt über die Energie, mit der Sophie die Typisierung organisiert hat: „Man sieht, dass sie einfach handeln wollte.“ Die Schülerin wäre auf jeden Fall bereit, diese Aktion zu wiederholen.

Was ist Blutkrebs? Wer darf spenden? Wie läuft eine Stammzellenentnahme ab? Wie kann man mit der DKMS Kontakt aufnehmen? Über dies und mehr kann man sich auf der Homepage www.dkms.de informieren.

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