Nachbarn wehren sich Kritik an Sozialwohnungen beim geplanten Mehlemer Neubauprojekt

Mehlem · Nach der Vorstellung des Bauprojekts mit geförderten Wohnungen an der Mainzer Straße 250 im Januar regt sich nun Widerstand aus der Nachbarschaft. 100 Gewerbetreibende haben sich mit ihrer Unterschrift gegen das Projekt ausgesprochen.

Anne Wasserberg und Michael Nestler haben zudem einen Bürgerantrag gestellt, der die Umwandlung von Gewerbeflächen in Wohnungen kritisiert, weil sie soziale Probleme befürchten. Wie berichtet, handelt es sich um den Block zwischen dem Zubringer zur B 9 (Remagener Straße) und Hagenstraße. „Das Grundstück ist zurzeit leer. Da war mal eine Tankstelle“, sagt Anwohnerin Wilma Droemont. Sie will nicht, dass dort nach Aufstellung eines vorhabenbezogenen Bebauungsplanes ausschließlich geförderter Wohnraum entsteht.

„Wir sind in Mehlem belastet genug“, sagt sie und meint damit unter anderem den Anteil an Sozialwohnungen. An der Mainzer Straße sind zwei L-förmige Gebäude mit 75 kleineren, barrierefreien Wohnungen geplant: 23 Dreizimmer-, 34 Zweizimmer- und 18 Einzimmerwohnungen. So sollen auf dem 5620 Quadratmeter großen Areal 155 Menschen unterkommen. 2010 wollte der Discounter Aldi schon dorthin, hatte aber von der Stadt keinen Zuschlag bekommen.

Forderung nach weniger geförderten Wohnungen

„Die Nachbarschaft ist kurzfristig informiert worden. Im April soll der Stadtrat den Bebauungsplan aufstellen“, sagt Antragstellerin Wasserberg. „Das kam für alle sehr überraschend hier.“ Die Nachbarn hätten Sorge, dass durch den Sozialwohnungsblock die neuen Mehlemer ausgegrenzt würden, zumal er an allen Seiten von wichtigen Verkehrsachsen umgeben und somit isoliert sei. Wasserberg wünscht sich einen niedrigeren Anteil an geförderten Wohnungen. Außerdem: „Wir werden Probleme mit Parkplätzen kriegen. Die Bewohner werden ja auch Besuch bekommen.“ Sie wünscht sich größere, preiswerte Wohnungen, die auch für Familien geeignet seien.

Bereits im Dezember – vor der Bürgerversammlung – hatte der Wirtschaftsausschuss den Verkauf des Grundstücks an Peter Brings Immobilien aus Bornheim beschlossen. Das geht aus der nicht öffentlichen Vorlage hervor, die dem GA vorliegt. Es geht dabei um zwei Teilflächen, für die die Stadt 243.418,25 Euro erhält. Unter diesen geschaffenen Voraussetzungen denken einige Lokalpolitiker, dass jetzt im Prinzip nur noch an Grundstückshöhen und den Anteil an Sozialwohnungen gerüttelt werden kann.

„Wir brauchen bezahlbaren Wohnraum“

Entsprechend des Beschlusses sind viele für das Bauvorhaben: „Es handelt sich um ein Grundstück, das jahrelang nicht angemessen genutzt wurde“, sagt Monika Heinzel (Grüne). „Wir brauchen bezahlbaren Wohnraum.“ Sie denkt, dass vor allem ältere Leute in die kleinen Wohnungen einziehen würden. Man müsse dabei den demografischen Wandel im Blick haben. Diese Neu-Mehlemer hätten dann den Bus und die Geschäfte direkt vor ihrer Nase – auch den schönen Ausblick auf die Rheinlandschaft. „Ich kann nicht verstehen, dass jetzt soziale Ängste geschürt werden“, sagt die Stadtverordnete zu den Bedenken bei den Nachbarn.

Helmut Redeker gibt an, dass die SPD das Projekt noch nicht zu Ende diskutiert habe. Aber: „Wir werden nicht sagen, dass ein bürgerliches Wohnviertel als solches erhalten bleibt, um keine öffentlich geförderte Wohnungen zu bauen.“ Allgemein gebe es in Bonn bei Neubausiedlungen die allgemeine Forderung nach 30 Prozent geförderten Wohnungen. An der Mainzer Straße habe man über den genauen Anteil noch nicht diskutiert. Allerdings gebe es an der Ecke noch gar keine Sozialwohnungen, die lägen im Norden Richtung Lannesdorf.

„Es ist ein gutes Projekt für Rentner, die eine eigene Wohnung brauchen. Vor allem, weil 50 Prozent der Bonner einen Anspruch auf einen Wohnberechtigungsschein haben“, sagt Jan Claudius Lechner (CDU). Im Stadtgebiet bestehe insgesamt ein Bedarf an Wohnraum, gemessen an der Nachfrage vor allem an preisgünstigem.

Der Bürger Bund Bonn allerdings hat Bedenken gegen das Projekt und seine Argumente den Mehlemern in einem Flyer mitgeteilt. „Die Bebauung erscheint in ihrer Ausdehnung und Höhenentwicklung überzeichnet. Sie fügt sich nicht in die Umgebungsbebauung ein“, schreiben die Stadtverordneten Marcel Schmitt und Johannes Schott. Durch die Förderung käme es nicht zu einer ausgeglichenen Sozialstruktur. Sie finden, dass an der Mainzer Straße besser Arbeitsplätze im Gewerbe entstehen sollten.

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