Schwarz-Weiß-Ausstellung Konzentration aufs Wesentliche im Haus an der Redoute

BAD GODESBERG · Kaum haben die Jecken ihre Pappnasen ausgezogen, haben am Aschermittwoch die bildenden Künstler Bad Godesbergs und Wachtbergs ihre große Stunde: Bezirksbürgermeisterin Annette Schwolen-Flümann hat am Mittwochabend im Haus an der Redoute die jährliche Leistungsschau im Stadtteil eröffnet. 78 Werke von 45 Kunstschaffenden haben es in diesem Jahr in die "Schwarz-Weiß-Ausstellung" geschafft.

 Skulptur in schwarz und weiß: Alfredo Kirchners raumgreifende Installation "Hinterm Horizont" hat es neben 77 weiteren Werken regionaler Künstler ins Haus an der Redoute geschafft.

Skulptur in schwarz und weiß: Alfredo Kirchners raumgreifende Installation "Hinterm Horizont" hat es neben 77 weiteren Werken regionaler Künstler ins Haus an der Redoute geschafft.

Foto: Ronald Friese

Sie hoffe, sagte Schwolen-Flümann, die selbst in schwarz-weißem Chic gekleidet war, süffisant, dass die Jury dieses Mal ohne "bitterböse Briefe" der nicht Erwählten auskomme. Den 45 Ausstellern und ihrem großen Publikum verdarb das jedoch nicht die Laune. "Ich bin total glücklich über die Hängung", verkündete Karin Ulrich, deren streng gegliederte Grau-Schwarz Abstufungen "Gerade I und II" bildschön ins kurfürstliche Interieur eingefügt sind und mit dem plastischen Raumschmuck korrespondieren.

Nicht ganz so froh war Fotokünstlerin Karin Lück, deren vom Bauhaus-Stil inspirierte drei New-York-Impressionen, "MAD AVE", im hinteren Räumchen ihren Reiz wohl nicht voll entfalten können. "Ich freue mich einfach, wieder dabei zu sein", meinte dagegen Dorothea May, die gleich daneben ihre stimmungsreiche Fotografie "Leere Schaukel" gehängt hat. Schatten der Bäume, die sich auf dem Boden abzeichnen, künden vom Sterben geliebter Menschen.

Otto Schreiber hatte hier seine abstrakten Digitalfotos "Mahnmal" postiert, Clothilde Lafont-König nahm in ihren Installationen wie immer engagiert aktuelle Themen auf: "Gegen Vergewaltigung gibt es sonst nichts", heißt ein Werk. Plastische Arbeiten zogen im großen Raum die Blicke auf sich wie Alfredo Kirchners raumgreifende Installation "Hinterm Horizont", die Bewegung im künstlerischen All widerspiegelt.

Auch um die alabasterweißen "Puzzlepaare" von Brigitte Schlombs drängten sich Betrachter. Ebenso um die Strukturen schaffenden "Traumpflanzen" in Öl von Charlotte Schwarz-Sierp. Alla Buryakovas "Augenblicke" erscheinen - dem japanischem Stil gemäß - wie hingetupfte Impressionen. Sauber grafisch hat dagegen Enno Frandsen seine Bleistift-Bilder "Unkel, Gasse" gestrichelt. Hélene Michel hat Muffendorf-Motive in Ölpastell kubistisch erfasst und Ellen Günther fängt in "Tageszeichnungen" Gesichter in nur einem verwinkelten Strich ein.

Holger Figge überraschte dieses Mal mit einem saftigen Schwarz-Weiß-Akt in Acryl, Silberschmiedin Heidi Schulze-Merian mit einem "Handobjekt" aus geschichtetem Acryl, dessen filigrane Spiralen sich auf dem Spiegelsockel weiter drehen. Rolf Siewert hat in Kaltnadelradierungen einen Por-trätkopf seinem Negativ entgegengestellt. Und auch ein für sein bisheriges Oeuvre ungewohnt sanfter Günter Herzog war gehängt: Internetz heißt das Ölbild.

Und dann sind da noch die Fotomontagen "de dignitate" von Stefanie Schäfers, deren besonderer Reiz sich vielen älteren Betrachtern am Mittwoch wohl entzog. "Sie können sich mit ihrem Handy davorstellen, und das liest Ihnen den QR-Code der Bilder", erklärte die Künstlerin. Dadurch entwickelt sich aus dem - auf den ersten Blick nur schönen - Bild eine kämpferische Ansage gegen Tierquälerei.

Info

Die Ausstellung läuft bis zum 30. März im Haus an der Redoute, Kurfürstenallee 1a. Sie ist mittwochs bis freitags von 14 bis 18 Uhr und samstags und sonntags von 10 bis 14 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei.

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