Kultur in Bonn Klaus Weise will das Kleine Theater Bad Godesberg übernehmen

Bonn · Frühere Generalintendant der Oper Bonn wirft seinen Hut in den Ring. Er will das Kleine Theater Bad Godesberg übernehmen, falls der aktuelle Käufer abspringt. Er denkt an eine Literatur- und Unterhaltungsbühne.

Für Überraschungen war und ist der Ex-Generalintendant der Bonner Oper Klaus Weise (66) immer gut. Unvergessen seine Auftritte, wo er als entschiedener Gegner des Festspielhauses das selbige zum Entsetzen vieler Bonner Honoratioren „Beethovenbude“ nannte. Jetzt hat Weise seinen Hut als potenzieller Intendant des Kleinen Theaters in den Ring geworden.

Voraussetzung dafür sei natürlich, dass der Vertrag mit dem bisherigen Kaufinteressenten der ehemaligen Bürgermeistervilla im Bad Godesberger Kurpark, in dem das Kleine Theater seit mehr als 50 Jahren beheimatet ist, nicht zustande kommt, sagte Weise dem GA am Freitag. Er habe bislang gedacht, der Handel mit dem Bad Godesberger Bürger, der das Gebäude kaufen wolle, sei längst in trockenen Tüchern. Dem General-Anzeiger habe er dann aber in den vergangen Tagen entnommen, dass das noch gar nicht der Fall sei. Deshalb habe er erst jetzt reagiert.

Weise sieht in Finanzierung kein Problem

„Das Kleine Theater hat eine hohe Bedeutung für die Bad Godesberger, deshalb bin ich sehr an seinem Erhalt interessiert“, sagte Weise, der selbst in Schweinheim lebt. Er sei auf der Straße schon von vielen angesprochen worden, ob er eine Idee hätte. „Du kennst doch die Szene gut, haben die Leute gesagt.“ Kein Problem sei es, das Haus zu kaufen. „Ich habe einige Bürger hinter mir, die bereit wären, bei der Finanzierung zu helfen“, sagte Weise, „die niedrige Kaufsumme von 410.000 Euro erleichtert das erheblich“.

Auf die Frage, ob er denn das bisherige Programm des Kleinen Theaters fortführen würde, sagte Weise: „Ich stehe durchaus für gute Unterhaltung. Aber kein Ort kann ohne Veränderungen bestehen. Auf jeden Fall würde mein Programm mit Literatur zu tun haben und gute Unterhaltung bieten.“ Das könne durchaus auch mit Musik zu tun haben.

Wie berichtet, will der derzeit zur Rede stehende Käufer, der wegen der laufenden Verhandlungen mit der Stadt anonym bleiben möchte, das Gebäude kaufen und es anschließend an die Kölner Theatermacherin Bettina Montazem und ihren Verein „Kleines Theater“ zur Fortführung des Theaterbetriebs vermieten. Der bisherige Theaterintendant Walter Ullrich möchte 2019, wenn der Mietvertrag mit der Stadt endet und die jährlichen Zuschüsse in Höhe von 80.000 Euro eingestellt werden, in den Ruhestand gehen. Ullrich ist 86 Jahre alt.

Der Rat hat diese Woche einige Modalitäten im bisherigen Vertragsentwurf geändert, weil viele Politiker diverse Punkte nicht mittragen wollten (der GA berichtete). Am Freitag sickerte durch, dass der Kaufinteressent die Änderungen nicht vollumfänglich akzeptieren wolle. Etwa, dass er nunmehr den Kaufpreis auf einen Schlag zahlen soll – ursprünglich waren zwei Raten vorgesehen.

Auch, dass er in den zwölf Jahren, in denen die Theaternutzung des Gebäudes festgeschrieben werden soll, die nötigen Investitionen in das Baudenkmal nachweisen muss, habe er angeblich abgelehnt. Der Käufer war für eine Stellungnahme am Freitag nicht zu erreichen. Oberbürgermeister Ashok Sridharan teilte mit: „Wir sind mit dem Kaufinteressenten noch in Gesprächen. Wenn kein Vertrag zustande kommt, werden wir dem Rat unter Berücksichtigung weiterer Optionen einen Vorschlag unterbreiten.“ Wie diese aussehen könnten, ließ er offen.

Politiker sehen keine Notwendigkeit der Nachverhandlung

Klare Worte zum bisher vorgesehenen Investor fand FDP-Ratsfraktionschef Werner Hümmrich. „Der Rat hat einen Kompromiss mit Mehrheit von CDU, SPD und FDP geschlossen, der für uns nicht einfach war. Für mich gibt es keine Notwendigkeit, noch nachzuverhandeln“, sagte er auf GA-Anfrage. Ähnlich argumentierte Georg Fenninger (CDU), Mitglied im Kulturausschuss. Man müsse aber prüfen, was der Kaufinteressent genau wolle und ob das noch vertretbar sei. Bärbel Richter (SPD) stieß ins gleiche Horn: „Ich erwarte, dass die Stadt uns bis Montag über den Stand informiert. Dann muss man bewerten, ob es gravierende Abweichungen sind oder man sie akzeptieren könnte.“

Bettina Montazem, die stets angekündigt hatte, sie benötige eine Entscheidung bis zum Tag der Ratssitzung, andernfalls steige sie aus, sagte am Freitag: „Ja, ich habe auch gehört, dass es Gesprächsbedarf gibt. Es soll jetzt nicht an zwei, drei Tagen liegen, bis die Entscheidung vorliegt.“

Auf das Angebot von Weise angesprochen, zeigte Walter Ullrich sich sprachlos. „Ich bin baff“, sagte er. „Das zwischen Herrn Weise und mir ist doch ein Unterschied wie Bundesliga und Kreisklasse.“ Wenn die Sache mit dem Kauf jetzt nicht über die Bühne gehe, könne er sich durchaus gut vorstellen, dass Weises Idee umgesetzt werde. „Seine Arbeit war jedenfalls immer gut.“ Für ihn sei jedenfalls oberste Priorität, dass im Kleinen Theater die Lichter nicht ausgingen.

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