Kirmes ohne Kleffbotze

FRIESDORF · Die Karnevalsgesellschaft will das Festzelt in Friesdorf nicht mehr betreiben. Am Mittwoch ist Krisensitzung im Zeughaus.

Den Friesdorfern steht eine große Veränderung bevor: So wie sie ihre Kirmes kennen, wird es sie nicht mehr geben. Denn die KG Kleffbotze, die seit Jahren für Würstchen, Bier und Tanz im Festzelt sorgt, zieht sich aus dem Kirmesgeschäft zurück.

Doch ohne Festzelt gibt es keine (oder nur eine sehr kleine) Kirmes. Deswegen muss eine Alternative her, sagt Alfred Giersberg, Vorsitzender des Ortsausschusses. Die soll bei einer Krisensitzung am Mittwoch ab 20 Uhr im Zeughaus der KG Kleffbotze gefunden werden.

"In dem Maße wie bisher machen wir das auf keinen Fall mehr", betont Vorsitzender Wolfgang Krüger. In dem Maße - das bedeutet vier Tage lang ehrenamtliches Schuften, teilweise packten die zehn bis 15 Mitglieder der Karnevalsgesellschaft, die während der Kirmes im Festzelt arbeiteten, bis zu zehn Stunden mit an.

Doppelschichten waren keine Seltenheit. "Es hat schon Spaß gemacht. Aber am zweiten Abend war man platt", sagt Krüger. "Unsere jungen Mitglieder wollen lieber feiern, das kann ich gut verstehen. Da ist es schon super, wenn sie vier Stunden mit anpacken. Und die älteren, die über 40 sind, schaffen es nicht mehr. So komisch das klingt."

Das sei der Hauptgrund für die Entscheidung. Aber auch wirtschaftlich hätte sich die Plackerei nicht mehr gelohnt. So würden zum Beispiel sehr viele Würstchen verkauft. "Das allein aber reicht nicht, um das Zelt zu bezahlen." Außerdem müssen die Küche bestückt, die Auflagen des Ordnungsamtes wie Warmwasserboiler erfüllt und die Gema-Gebühren bezahlt werden.

Hinzu kommen die Arbeitsstunden: "Der Aufwand ist immens. Wir sorgen für Auf- und Abbau, sind teilweise, wenn am Wochenende im Festzelt gefeiert wird, von 11 bis 3 Uhr da", beschreibt der Kleffbotze-Chef, der seinen Vorstand hinter sich weiß. "Wir haben abgestimmt, ob wir weitermachen. Von 18 Vorstandsmitgliedern waren nur drei dafür."

Trotzdem sind die Kleffbotze daran interessiert, dass die Friesdorfer Kirmes weiter besteht - und zwar mit einem großen Festzelt. "Deswegen stellen wir auch zur Krisensitzung unser Zeughaus zur Verfügung", betont Krüger. Wenn andere Vereine mit dabei sind, würden auch die Kleffbotze wieder mit anpacken. Ein Cateringservice könnte das Festzelt, die Vereine abwechselnd den Bierwagen übernehmen.

Dies ist eine Möglichkeit, die auch Giersberg sieht. Ansonsten könnte er sich vorstellen, dass beides von einem gewerblichen Anbieter übernommen wird. Oder ein anderer Verein springt komplett ein. Für die Entscheidung der Kleffbotze hat er Verständnis: "Sie haben viel Freizeit investiert." Die Truppe, die bisher zur Verfügung stand, sei zu alt, die Jüngeren hätten nicht mehr so viel Zeit.

Auch wenn es einige Friesdorfer befürchten: Sie müssen trotz allem nicht um ihre Kirmes bangen, meint Giersberg. Denn eine Alternative werde auf jeden Fall gefunden, ist er sich sicher. Die Pfadfinder seien mit ihrer "Alternativ-Kirmes" wieder dabei, auch Schausteller Kipp sei mit an Bord. "Die Kirmes hat einen guten Ruf, ist sehr beliebt, seit 300 Jahren die Veranstaltung im Ort und ein Treffpunkt für Alt-Friesdorfer, die weggezogen sind", zählt der OA-Vorsitzende auf.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort