Godesberger Weihnacht damals und heute Kirche, Glöckchen und Bescherung

PENNENFELD · Gerhild Steinhäuser (75) erinnert sich noch gut an ihre eigene Kindheit, als zwei Tage vor Heiligabend das Wohnzimmer abgeschlossen wurde und sie nicht einmal durch das Schlüsselloch spinksen konnte.

 Weihnachten der Generationen: (von rechts) Gerhild Steinhäuser, Enkelin Marlene und Tochter Ulli Korthase.

Weihnachten der Generationen: (von rechts) Gerhild Steinhäuser, Enkelin Marlene und Tochter Ulli Korthase.

Foto: Martina Sondermann

In einigen Familien werden in der Weihnachtszeit neben althergebrachten Traditionen auch neue entwickelt. Gerhild Steinhäuser (75) erinnert sich noch gut an ihre eigene Kindheit, als zwei Tage vor Heiligabend das Wohnzimmer abgeschlossen wurde und sie nicht einmal durch das Schlüsselloch spinksen konnte. „Das war immer sehr spannend“, sagt die Godesbergerin.

Ihre Mutter bereitete damals für die fünfköpfige Familie samt Großeltern, die zu Besuch kamen, sehr viel vor. Sie baute das Puppenhaus und den alten Kaufmannsladen auf, der noch aus der Kindheit des Vaters stammte, und füllte ihn unter anderem mit Selbstgebackenem im Miniaturformat.

Außerdem gestaltete die Mutter handgemalte Weihnachtskarten mit persönlichen Worten für jedes einzelne Familienmitglied. „Meistens hatte sie dann auch einen kleinen Nervenzusammenbruch“, meint Gerhild Steinhäuser, „weil das so viel war.“

Der Kirchgang an Heiligabend war Pflichtprogramm und läutete das Fest gebührend ein. „Das haben später wir mit unseren Kindern genauso gemacht“, sagt die zweifache Mutter, „und unsere Töchter mit ihren Kindern heute ebenfalls“.

"Jetzt ist gleich Bescherung.“

Die Spannung erreichte für Gerhild Steinhäuser und ihre beiden Geschwister seinerzeit ihren Höhepunkt, wenn endlich „O du fröhliche“ das Kirchenschiff erfüllte. „Da wusste man: Jetzt ist gleich Bescherung.“

Zuhause saßen dann alle zunächst im Kinderzimmer am Klavier und sangen Weihnachtslieder, bis das Christkind fertig war und das berühmte Glöckchen läutete. Dann stürmten die Kinder ins Weihnachtszimmer, wo meist Bücher und etwas für die Puppen lagen.

„Im Puppenhaus waren auch immer irgendwelche neuen Sachen, die meine Mutter gekauft oder gebastelt hatte“, erinnert sich die Godesbergerin. Natürlich gab es auch einen großen Naschteller, der zu dieser Zeit einen sehr hohen Stellenwert hatte.

„Ich denke, die Bescherung war liebevoll, aber viel bescheidener als heute.“ Traditionelle Weihnachtsrituale wie den Kirchgang hat Gerhild Steinhäuser also später in ihrer eigenen Familie übernommen. „Bei unseren Kindern wurde auch das Weihnachtszimmer zugehängt“, sagt sie.

Eine neue Tradition entwickelte ihr Nachwuchs allerdings selbst: die Kinderbescherung

„Das war immer ganz wichtig“, betont Steinhäuser, deren Töchter ein kleines Tannenbäumchen im Kinderzimmer hatten, das sie selbst schmückten und wo sie rundherum auf niedrigen, mit Tüchern abgedeckten Bänkchen ihre Geschenke für die Eltern aufbauten.

Anschließend ging es dann ins Weihnachtszimmer zur Bescherung für alle. Gerhild Steinhäusers Mutter hatte vorher für die Familie 18 verschiedene Plätzchensorten gebacken und sie in individuelle Tüten gepackt – damit jeder seine Lieblingssorte bekam.

Mittlerweile sind Gerhild Steinhäuser und ihr Mann selbst Großeltern und feiern das Weihnachtsfest mit Tochter und Enkelkindern. „Zweimal kam sogar ein echter Weihnachtsmann“, sagt Steinhäuser. „Das war total aufregend.“

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