Mehlemer Bach Kanal könnte Entlastung bringen

GODESBERG/WACHTBERG · Ein Entlastungskanal für den Mehlemer Bach könnte das Hochwasserrisiko im Ort künftig begrenzen. Das zumindest ist eine Überlegung, der das Tiefbauamt derzeit nachgeht.

Wie Sachgebietsleiter Daniel Koch jetzt in der Bezirksvertretung Bad Godesberg berichtete, gehört ein solcher Kanal ebenso zu den Optionen wie der Bau von Retentionsbecken. Sie sind laut Koch nahe der Gemeindegrenze zu Wachtberg denkbar. Dort, am Rude-Krüzche-Weg, bieten sich praktisch die einzigen Freiflächen am Bachlauf auf Bonner Stadtgebiet.

Für Details vertröstete Koch die Kommunalpolitiker und Bürger auf die Septembersitzung, in der er das Paket möglicher Maßnahmen zum Hochwasserschutz konkreter vorstellen will. Jedoch legte er dar, dass aus Sicht der Verwaltung für den Kanal eigentlich nur eine Trasse infrage kommt: Vom Rude-Krüzche-Weg könnte er entlang der Görresstraße und vorbei am Drachensteinpark zum Rhein führen.

Noch keine Angaben gab es über die geschätzten Kosten, zu über- oder unterirdischer Bauweise sowie zu den denkbaren Konflikten in Fragen der Eigentumsverhältnisse. Koch signalisierte, dass aus Sicht der Verwaltung eine politische Entscheidung über die zu treffenden Schutzmaßnahmen bis Mitte 2014 als realistisch erscheint. In Mehlem, so der Fachbeamte, seien die Veränderungsmöglichkeiten durch die baulichen Gegebenheiten im Wortsinne beengt.

Als ungünstig bezeichnete Koch die Bachführung in Höhe der Domhofstraße, wo der Lauf in einem Knick frontal auf ein Privatgrundstück ausgerichtet sei. Langfristig erscheine dort ein Umbau sinnvoll. "Aber: Ein absoluter Hochwasserschutz ist nicht zu erreichen", sagte Koch. Liefen etwa die Retentionsbecken voll, so sei ihre Wirkung erschöpft.

Gerade wegen des Platzmangels in Mehlem müsse vor allem in Wachtberg nach weiteren Retentionsflächen gesucht werden, so Koch. Dies war das Stichwort für Wachtbergs Bürgermeister Theo Hüffel, der den Nachbarn das Maßnahmenpaket seiner Gemeinde vorstellte, das zugleich Thema in einem Wachtberger Ratsgremium war.

So wurde laut Hüffel neben einer Vielzahl von baulichen und organisatorischen Maßnahmen beispielsweise ein Gewässeringenieur eingestellt. Aufmerken ließ die Bad Godesberger Kommunalpolitiker die Information, dass in Wachtberg bereits 150 Ordnungsverfügungen gegen Privatleute ergangen seien, die auf ihren Grundstücken durch Bebauung oder Lagerung gegen Bestimmungen zum Hochwasserschutz verstießen. Wie Koch auf Nachfrage mitteilte, habe es in Bonn derlei Ordnungsverfügungen bislang nicht gegeben.

Das veranlasste Gerhard Lemm von den Grünen zur Bemerkung, die Verantwortlichen in Wachtberg hätten offenbar bereits viel mehr getan als diejenigen in Bonn. Für Belustigung sorgte Ralf Ehresmann (Linkspartei), der nach 2010 nun erneut persönlich von der Überschwemmung betroffen war: "Ich hoffe, die Stadt findet Retentionsraum, der außerhalb meines Hauses liegt", sagte er. Angenommen wurde schließlich ein Antrag des Bürger Bundes, nachdem der Oberbürgermeister aufgefordert wird, die Mitarbeiterzahl den Anforderungen des Hochwasserschutzes anzupassen und jährlich einen Sachstandsbericht vorzulegen.

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