Marode Vereinshalle in Bad Godesberg Kalte Dusche für die Kampfsportler

Bad Godesberg · Aziz Acharki ist sauer. Schon lange kämpft der Taekwondo-Bundestrainer gegen den desolaten Zustand der Trainingshalle an der Mallwitzstraße. Geändert hat sich trotz Versprechungen der Stadt immer noch nichts.

Kaum einer traut sich mehr auf die Toilette. Die Sanitäranlagen beim Olympic Taekwondo Club (OTC) Bonn sind weiter in desolatem Zustand. „Das ist unfassbar und frustrierend. Wir kämpfen schon so lange um die Sanierung der Anlagen“, sagt Aziz Acharki. Der Vereinsvorsitzende und Taekwondo-Bundestrainer ist ein umgänglicher Typ, aber bei diesem Thema platzt ihm fast der Kragen. „Unser Verein wird überhaupt nicht gewürdigt“, kritisiert er die Stadt.

Dabei gab es im Februar endlich Hoffnung für die Umsetzung der seit Jahren geforderten Sanierungsarbeiten der städtischen Halle. Bei einem Ortstermin in der Mallwitzstraße, direkt gegenüber der König-Fahad-Akademie, hatten sich Vertreter des städtischen Sport- und Bäderamtes sowie des Olympiastützpunktes Rheinland und der beim OTC beteiligten Arbeiterwohlfahrt (AWO) ein Bild der Lage gemacht.

Das Ergebnis nach der Besichtigung der maroden Vereinshalle im Sportpark Pennenfeld: Die Kosten für die Sanierungsmaßnahmen zusammenstellen und zeitnah realisieren. „Das Wort zeitnah kann man wohl unterschiedlich interpretieren“, sagt Michael Scharf. Der Vorsitzende des Stadtsportbundes Bonn hatte sich im Februar auch im OTC umgeschaut und Besserung angemahnt. „Es ist schon erschreckend, dass man sich nicht mehr auf das Wort verlassen kann“, kritisiert er die noch nicht umgesetzten Zusagen seitens der Stadt und fügt hinzu: „Das ist symptomatisch dafür, wie wenig nachhaltig die Sportvereine hier in Bonn gefördert werden.“

Zwar habe das städtische Sport- und Bäderamt mit dem Weggang des Leiters Martin Herkt zur Hennefer Stadtverwaltung im Mai ihren treibenden Motor verloren. Doch das dürfe kein Grund dafür sein, dass sich jetzt an einigen Stellen wie beim OTC nichts tue. Zum Taekwondo-Training kommen auch Kinder, Jugendliche und Erwachsene von auswärts nach Bad Godesberg. Zudem finden hin und wieder Veranstaltungen statt. Das mache die Situation nicht wirklich besser, findet Scharf. „Das ist eine denkbar schlechte Visitenkarte für die Stadt“, sagt er.

Das städtische Gebäudemanagement werde dem Verein in Kürze die bestehenden Planentwürfe vorstellen und dabei den Beginn der baulichen Umsetzung abstimmen, hieß es am Montag aus dem Presseamt der Stadt Bonn. Die Kosten belaufen sich laut Vizestadtsprecher Marc Hoffmann auf rund 270.000 Euro. Acharkis Geduld ist jedoch schon fast am Ende. Dem 44-Jährigen, der in Bad Godesberg aufgewachsen ist, sind oft die Hände gebunden.

„Wir hatten schon Trainer da, die haben abgelehnt, bei uns zu arbeiten“, sagt der ehemalige Weltmeister im Taekwondo. Die Duschen aus den 1960er Jahren benutzen nur noch die wenigsten, das Wasser läuft meist nur kalt aus dem Hahn und die Fliesen sind total kaputt. Noch schlimmer ist die Situation in den Toilettenanlagen. Die Türen sind marode und die Toiletten undicht, an der Seite fließt alles raus, es stinkt. Barfuß gehe da schon lange keiner mehr rein, aber auch mit Schuhen mieden immer mehr den Gang zu den Toiletten, so Acharki.

Der Bundestrainer berichtet, dass einige Kinder und Jugendliche sogar vor und während des Trainings nichts mehr trinken, damit sie im OTC nicht auf Toilette gehen müssten. Dieser Zustand sei katastrophal, findet auch Angelika Weiss, die sich bei der AWO in Bad Godesberg um Integration kümmert. Sie betreut zusammen mit Acharki und anderen das für den Stadtteil und den Verein sehr hilfreiche Projekt „Integration durch Sport“ mit Hausaufgabenbetreuung, Lernförderung, Arabisch-Unterricht und Frauen-Frühstück. „Die machen hier so tolle Arbeit und das in diesem miserablen Zustand“, sagt sie. Neben den Sanitäranlagen sei auch die Hallendecke dringend sanierungsbedürftig. Sie erweise sich bei Starkregen immer wieder als undicht, so Acharki.

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