Für Blutkrebspatienten Johannes Hermann aus Bad Godesberg spendete Stammzellen

BAD GODESBERG · Der 35-jährige Johannes Hermann aus Bad Godesberg hat Stammzellen für einen Blutkrebspatienten gespendet. Aus dieser Erfahrung heraus sagt er: „Jeder sollte sich typisieren lassen“.

 Spender: Johannes Hermann aus Bad Godesberg.

Spender: Johannes Hermann aus Bad Godesberg.

Foto: Benjamin Westhoff

2007 war es, als sich Johannes Hermann für die DKMS gemeinnützige GmbH (ehemals Deutsche Knochenmarkspenderdatei) registrieren ließ. Damals, so erinnert sich der 35-Jährige, war er mit seiner heutigen Ehefrau in seinem Studienort Hannover unterwegs. „Sie war schon registriert und hat mich gebeten, an der Typisierungsaktion teilzunehmen – wegen eines Falls in der Familie.“

Zwölf Jahre lang hörte Hermann nichts mehr. Doch dann kam vor wenigen Wochen der Anruf der DKMS. „Mir wurde gesagt, dass ich in die engere Auswahl gekommen bin“, sagt Hermann. Es folgte eine Blutabnahme, kurze Zeit später stand fest, „dass ich der geeignetste Spender bin“. Wie sich das angefühlt hat? „Ich habe mich sehr gefreut, dass ich der Gewinner bin“, sagt Hermann. Dass er helfen könne, die Wahrscheinlichkeit zu erhöhen, dass jemand den Blutkrebs besiege.

Wer dieser jemand ist, weiß Hermann nicht, „Es verläuft alles anonym, bis die Spende erfolgt ist“, berichtet der 37-Jährige, der mit seiner Frau und zwei Kindern seit zweieinhalb Jahren in Bad Godesberg wohnt. Danach könne man sich mit der DKMS in Verbindung setzen und zumindest erfahren, ob es sich beim dem Empfänger um einen Mann oder eine Frau, ein Kind oder einen Jugendlichen handelt. In Hermanns Fall ist der Empfänger ein Mann in den 20er Jahren, der in Deutschland lebt.

Am Anfang erfolgt die Typisierung

Nach drei Monaten, so berichtet Hermann, erfährt man, ob die Spende erfolgreich war. Weitere zwei Jahre später könnten sich beide kennenlernen – wenn sie möchten. Ob er dem jungen Mann wirklich helfen konnte, weiß Hermann noch nicht. Das erfährt der gebürtige Baden-Württemberger voraussichtlich Anfang Februar.

Doch wie läuft eine Spende überhaupt ab? Am Anfang steht die Typisierung. Kommt man eventuell als Spender infrage, ist eine Blutentnahme beim Hausarzt notwendig. „Dafür schickt die DKMS alles Nötige“, beschreibt Hermann. Passt alles, wird der potenzielle Spender bei Vorsorgeuntersuchungen komplett auf den Kopf gestellt. „Es geht darum, keinem Risiko ausgesetzt zu werden.“ Und mögliche Krankheiten wie HIV oder Hepatitis auszuschließen.

Im Anschluss folgt die Spende. In den meisten Fällen – rund 80 Prozent – wird die periphere Stammzellenentnahme genutzt. „Das ist vergleichbar mit einer Dialyse“, beschreibt Hermann. Der Spender erhält ungefähr eine Woche lang einen körpereigenen Stoff, „der eine Gruppe simuliert. So wird die Anzahl der Stammzellen gesteigert“. Diese werden dann in einem ambulanten Verfahren aus dem Blut gesammelt. Das dauert wenige Stunden, dann kann der Spender die Klinik verlassen.

Keine Schmerzen durch Knochenmarkentnahme

Wegen eines Problems mit den Ohren kam dies für Hermann nicht infrage. Beim ihm wurde eine Knochenmarkentnahme unter Vollnarkose aus dem Beckenknochen durchgeführt. „Das hat ungefähr eineinhalb Stunden gedauert“, berichtet der DHL-Projektmanager. Ein Krankenhausaufenthalt musste ebenfalls eingeplant werden. Schmerzen habe er auch nach der Operation nicht gehabt. „Es war nur ein bisschen unangenehm an der Hüfte, so wie bei einer Prellung“, so Hermann. Wie die Stammzellen entnommen werden, hängt also maßgeblich vom Bedarf des Spenders ab, seine Wünsche werden nach Möglichkeit berücksichtigt.

„Jeder sollte sich registrieren lassen“, ist Hermann überzeugt. Die Typisierung tue nicht weh, sei sogar zu Hause durchführbar – „und schadet niemandem“. Wer Angst vor der Spende habe, etwa weil Spritzen im Spiel seien, solle einmal in sich gehen. „Dann kommt man hoffentlich zu dem Schluss, dass man über seinen eigenen Schatten springen muss. Schließlich geht es darum, Leben zu retten.“

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