Ostern in Bad Godesberg „Jetzt ist Auferstehung!“

Bad Godesberg · Gibt es ein Leben nach dem Tod? Ein Bestatter, eine Hebamme, zwei Musiker und ein Kabarettist aus Bad Godesberg schildern ihre Sicht und berichten aus ihrem (Berufs-)Alltag.

 Die Bad Godesberger Hebamme Laura Indelicato und das Baby Matteo, das sie vor vier Wochen auf die Welt „geholt“ hat.

Die Bad Godesberger Hebamme Laura Indelicato und das Baby Matteo, das sie vor vier Wochen auf die Welt „geholt“ hat.

Foto: Axel Vogel

Am frühen Ostermorgen werden wie jedes Jahr Posaunenklänge am großen Kreuz über den Zentralfriedhof schallen. Weithin werden nach der Osternacht Choräle von der Auferstehung Jesu künden: und das genau dort, wo die meisten Godesberger begraben liegen. Doch ist das nicht ein Widerspruch: das wieder erlangte Leben über den Gräbern der Toten zu feiern? Nein, meint der Godesberger Bestatter Jörg Ungerathen. Die meisten seiner Kunden, die ihre Verstorbenen begraben haben wollten, glaubten „an ein Danach“, auch wenn viele gar keiner Kirche angehörten oder nicht mit ihrem Gott im Reinen seien.

„Bestatter erfahren täglich am Grab, wie gut gerade Bibelverse trösten, die genau dieses Urvertrauen des Menschen ausdrücken.“ So in dem Vers „Siehe, ich bin bei euch bis an der Welt Ende.“ Die Leute wollten im Angesicht des Verlusts von „den letzten Dingen“ reden, so Ungerathen. „Und gerade jetzt im Frühling empfinden viele Angehörige, dass die Kraft der Natur so stark ist, dass das Leben nach jedem Winter wieder neu erwacht.“

Und damit wären wir bei einer Berufsgruppe, die ebenfalls zu Auferstehung Auskunft geben kann: bei den Frauen, die am Beginn des Lebens stehen. Auch nach Jahren der Schwangerenbegleitung sei die Geburt eines Kindes immer wieder ein Wunder, betont Dinah Link für die Hebammenpraxis Rheinallee. Und ihre Kollegin Laura Indelicato drückt liebevoll den kleinen Matteo, den sie vor vier Wochen selbst „geholt“ hat, an sich.

Bei aller Professionalität sei das Gefühl, wenn sie das gerade geborene Kind den Eltern in den Arm legen könnten, jedes Mal unbeschreiblich, meinen die Hebammen. Dabei seien Leben und Tod auch im Kreißsaal immer nah beieinander, sagt Link. Eine Geburt bleibe auch heute ein Risiko. Jede Hebamme habe schon Totgeburten erlebt. „Aber wenn dann das Kind das Licht der Welt erblickt, dann sind alle sehr dankbar, dass ein Leben beginnen kann.“

Diesen frischen Schwung des Lebens spüren zu Ostern auch Godesberger Künstler, etwa Kirchenmusiker. Nach der Passionszeit heiße es endlich wieder freudig „Halleluja“, sagt der katholische Kantor Joachim Sarwas. Beschwingte Dur-Tonarten und schnelle Dreierrhythmen, die durchaus etwas Tänzerisches hätten, bestimmten nun die Liedauswahl. Es mache Freude, wieder zu frohen Liedern wie „Christ ist erstanden“ oder „Das Grab ist leer“ aufzuspielen. Dem stimmt auch Sarwas evangelischer Kollege Christoph Gießer zu.

Nach den dunklen Klängen der Karwoche könne er jetzt wieder „Licht und hellen Klang, Schwung nach oben, schnelle lebhafte Passagen“ an der Orgel spielen. „Und ich freue mich, dass zu Ostern gerade Kinder musizieren. Sie sind doch selbst das beginnende Leben“, so Gießer. Sogar Trompeten kämen im Gottesdienst von Kinderhand zum Einsatz: Deren prachtvoller, strahlender Klang, der sei doch ein Zeichen von Macht und Triumph des Lebens über den Tod.

Und wie sieht ein Kabarettist das Thema? Konrad Beikircher massiert derzeit ja in seinem Programm zum 500-Jährigen der Reformation durchaus mit religiösen Themen die Lachmuskeln. Als Einer „mit dem richtigen Glauben“, und das heiße im Rheinland ja wohl mit dem katholischen, haut er den Protestanten den ihren, „den falschen“, gehörig um die Ohren. Wenn jeder auferstehen wollte, meint Beikircher nun auf seine typische Art auf die GA-Frage, dann werde es aber ganz schön eng.

Und was sage der Mensch dazu? Das sei doch klar: „Muss jeder selber wissen, ob er lieber liegen bleibt oder nicht.“ Und der Christ, wie sehe der die Sache? „Wenn wir es im Leben nicht schaffen, einander gut zu sein – wozu auferstehen?“, antwortet Beikircher sofort. Wie lautet also die Quintessenz für Konrad Beikircher? „Jetzt ist Auferstehung!“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort