Traditionsgaststätte in Bad Godesberg Ist das Gasthaus Aennchen eine Briefkastenfirma?

Bad Godesberg · Die Bad Godesberger Traditionsgaststätte Aennchen steht seit Jahren angeblich leer. Laut Internet aber befindet sich in dem ehemaligen Studentenlokal das „Europe Main Office“ einer Investmentgesellschaft mit Sitz in Belgrad. Deren Geschäftsführer ist nicht zu erreichen.

 Blick auf die Fassade des Aennchens: Die Fenster sind zum Teil verhängt, im Eingang stapeln sich Lieferungen für Handwerker.

Blick auf die Fassade des Aennchens: Die Fenster sind zum Teil verhängt, im Eingang stapeln sich Lieferungen für Handwerker.

Foto: Axel Vogel

Das Aennchen steht seit geraumer Zeit leer, die Gaststättenerlaubnis ist erloschen. Und es sieht nicht so aus, als würde sich das in absehbarer Zeit ändern. Im August 2017 stellte der Eigentümer, Khaled Hamed, seine Pläne für das ehemalige Studentenlokal vor. Ein Restaurant mit italienisch-rheinisch-internationaler Küche sollte es sein. Eröffnung: Oktober 2017. Doch seitdem hat sich wenig bis nichts getan. Nun versucht die FDP um ihren Bezirksverordneten Wolfgang Heedt mit einer Kleinen Anfrage Licht ins Aennchen-Dunkel zu bringen. Wer ist der Käufer? Wer steht hinter ihm? Welche weiteren Projekte verfolgt er in Bonn? Und wurde das Aennchen zu einer Briefkastenfirma umfunktioniert?, sind einige Fragen, die den Liberalen unter den Nägeln brennen.

Die Verwaltung hält sich auf GA-Anfrage zurück. „Der Stadt ist nichts Neues zum Aennchen bekannt“, sagt Markus Schmitz vom städtischen Presseamt. Soll unter anderem heißen, dass nach wie vor keine Genehmigung für die geplanten baulichen Veränderungen vorliegt, da noch rechtliche Dinge zu klären sind. Zur Kleinen Anfrage könne man sich nicht äußern, da diese nicht-öffentlich behandelt werde. Auch von Investor Khaled Hamed ist nichts zu erfahren. Er reagierte nicht auf eine E-Mail-Anfrage des General-Anzeigers und war telefonisch nicht zu erreichen.

Die Fenster am Aennchen sind zum Teil verhängt

Eine Internetrecherche ergibt, dass Hamed Geschäftsführer der Sanus Investment GmbH ist, einer Investmentgesellschaft mit Sitz im serbischen Belgrad. Diese investiert, so die Angabe auf der Homepage, unter anderem in verschiedenen deutschen Regionen, darunter Hamburg und Düsseldorf. Als „Europe Main Office“, als europäisches Hauptbüro, ist das Aennchen aufgeführt. Dort allerdings sind die Fenster zum Teil verhängt, im Eingangsbereich stapeln sich Lieferungen für Handwerker. Lediglich ein handschriftlicher Vermerk am Briefkasten weist den Aennchenplaz 2 als Sitz der Sanus Investment GmbH aus. An der Klingel steht der Name „Hamed“, die Tür jedoch öffnet niemand.

Dabei scheint die Gesellschaft in Bonn nicht unbekannt zu sein – wenn man der Homepage glaubt. „In Anbetracht unserer globalen Investmenterfolge in den letzten Jahren möchten wir unsere Unternehmungen nun auch auf den Immobiliensektor ausweiten“, ist dort zu lesen. Derzeit bemühe man sich, Hotels in Deutschland zu kaufen und zu betreiben, „die mindestens 3 bis 4 Sterne haben“. Darunter auch ein Hotel in Bonn mit 100 Zimmern. Nähere Angaben finden sich nicht.

FDP stellt Kleine Anfrage

Außerdem, so ist zu lesen, sei der Bau und die Erweiterung „unseres Fast Food Restaurants in Bonn“ geplant, „sowie ein großes Restaurant mit gehobener Küche, welches mediterrane Speisen serviert“. Gemeint ist damit wohl das Aennchen. Um welches Hotel, welches Fast Food Restaurant es sich handelt, möchte die FDP in ihrer Kleinen Anfrage wissen. Wann die Antworten der Stadt vorliegen werden, ist unklar. Dazu hielt sich die Stadt mit Verweis auf die Nicht-Öffentlichkeit zurück. Wie es weitergeht, steht in den Sternen. Denn auch Firmen, die in der Vergangenheit in die Pläne für das Aennchen involviert gewesen sind, haben keine Informationen, was die Zukunft des Lokals betrifft.

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