Interview Bad Godesberger Bezirksbürgermeister Christoph Jansen zieht erste Bilanz

Bad Godesberg · Seit sechs Monaten, seit dem 15. Mai, ist Christoph Jansen Bezirksbürgermeister. Wie er die ersten Wochen seiner Amtszeit erlebt hat, was das Ehrenamt ausmacht und ob er bei der Kommunalwahl 2020 antreten möchte, verriet der 36-Jährige im Gespräch mit Ayla Jacob und Silke Elbern.

 „Ich wünsche mir, dass wir noch mehr die positiven Seiten und die vielen Potenziale unseres Stadtbezirks Bad Godesberg sehen“, sagt Bezirksbürgermeister Christoph Jansen.

„Ich wünsche mir, dass wir noch mehr die positiven Seiten und die vielen Potenziale unseres Stadtbezirks Bad Godesberg sehen“, sagt Bezirksbürgermeister Christoph Jansen.

Foto: Benjamin Westhoff

Ein Morgen ohne Kaffee ist für Sie...

Christoph Jansen: ...keine Option! Mindestens zwei Tassen zum Start in den Tag müssen sein, dabei Zeitungslektüre und Checken, was in den Sozialen Medien los ist.

Sie sind jetzt seit sechs Monaten im Amt. Welcher Moment war bisher der schwierigste?

Jansen: In meinen Sprechstunden und bei anderen Gelegenheiten werden viele Anliegen an mich herangetragen. Ich kümmere mich um jedes einzelne, aber nicht alles ist eins zu eins umsetzbar. Das zu erklären, ist manchmal schwierig. Aber man muss da ehrlich sein und gut darstellen, woran das im Einzelfall liegt. Es gibt nunmal  Dinge, die wir im Stadtbezirk nicht alleine regeln können oder wo verschiedene Interessen unter einen Hut gebracht werden müssen. Die meisten Bürger haben dafür auch Verständnis, aber lieber ist es mir natürlich, wenn wir gemeinsam Lösungen finden.

Und welcher Moment war der schönste?

Jansen: Ganz ehrlich: Das waren schon viele, denn überall, wo ich mit Godesbergern spreche oder Vereine und Initiativen besuche, merke ich, dass es den Willen gibt, gemeinsam unseren Stadtbezirk zu gestalten. Und das ist eine echte Motivation für die Arbeit als Bezirksbürgermeister. Einer der schönsten Momente war, als ich aus Anlass meiner Wahl einem Ständchen auf dem wunderbaren Carillon im Kurpark lauschen durfte. Nicht nur, weil ich den Klang der Glocken mag, sondern weil eine der vielen bürgerschaftlichen Godesberger Initiativen dahinter steht. Wie viele andere trägt sie ihren Teil dazu bei, Godesberg noch lebenswerter zu machen: Das Carillon wird wieder regelmäßig bespielt und trägt zur Belebung des Parks bei – übrigens werden für die Restaurierung dieses außergewöhnlichen Instruments noch Glockenpaten gesucht. Eine tolle Möglichkeit, sich einzubringen!

Welches ist DAS Projekt, das Bad Godesberg in die Zukunft führen wird?

Jansen: Wenn die Einrichtung eines Studiengangs der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg in der Kurfürstlichen Zeile klappen sollte, ist es das wichtigste Projekt seit 30 Jahren. Mit dem Zukunftsthema Cybersicherheit und vielen jungen Leuten im Stadtbezirk ist das ein echter Standortfaktor. Die Innenstadt würde dadurch positiv beeinflusst und in unserer herrlichen Kurfürstlichen Zeile bekommen wir so den Brückenschlag zwischen Historie und Gegenwart hin.

Was liegt Ihnen darüber hinaus am Herzen?

Jansen: Unsere Innenstadt muss attraktiver werden. Ich möchte versuchen, gemeinsam mit den Einzelhändlern ein freies WLAN aufzubauen. Auf der Basis des neuen Leitbildes werden wir außerdem ein Gestaltungskonzept für die Innenstadt entwickeln. Und dann gibt es noch zwei ganz wichtige Projekte: Die Sanierung unserer Stadthalle ab 2022 und die Frage, wo wir im Stadtbezirk ein neues Hallenbad bauen.

Was hat Bad Godesberg, was andere Bezirke nicht haben?

Jansen: Wir haben eine besondere Geschichte als Diplomaten-Stadt der Bonner Republik. Dazu gehören die ehemaligen Botschaften, dazu gehören besondere Orte wie das „Weinhaus Maternus“. Auf dieses internationale Erbe können wir stolz sein und sollten es noch besser pflegen und auch touristisch stärker nutzen.

Woran müssen die Bad Godesberger noch arbeiten?

Jansen: Manchmal wünsche ich mir, dass wir noch mehr die positiven Seiten und die vielen Potenziale unseres Stadtbezirks sehen und uns weniger über die Schwierigkeiten beklagen, die es natürlich auch gibt. Kürzlich habe ich mich auf einer Konferenz mit Bürgermeistern aus dem In- und Ausland ausgetauscht. Die haben mit ganz anderen Problemen zu kämpfen. Aber klar haben wir in Godesberg auch noch großes Verbesserungspotenzial. Ich finde zum Beispiel, dass wir aus der Uferpromende am Rhein noch mehr machen können. Außerdem brauchen wir eine Sauberkeitsoffensive. Es gibt Ecken, die einfach zu dreckig sind.

Das hört sich danach an, dass Sie noch viel vor haben. Bis zur Kommunalwahl ist das kaum zu stemmen. Heißt das, Sie treten wieder an?

Jansen: In der kurzen Zeit zwischen meiner Wahl zum Bezirksbürgermeister und der Kommunalwahl im nächsten Jahr möchte ich Impulse setzen und gemeinsam mit der Bezirksvertretung und den Godesbergern wichtige Weichenstellungen vornehmen. Aber für nachhaltige Veränderungen braucht es natürlich mehr Zeit. Es gibt in Godesberg viele Leute mit vielen kreativen Ideen, die ich bei der Umsetzung unterstützen möchte. Deshalb ist die Antwort ganz klar: Ich trete wieder an. Wenn die Wählerinnen und Wähler mir ihr Vertrauen schenken, möchte ich unbedingt auch in den nächsten Jahren dieses wichtige Amt ausüben.

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