Abschied am Aloisiuskolleg in Bad Godesberg Internatsleiter Christopher Haep geht

BAD GODESBERG · Der 41-Jährige Internatsleiter Christopher Haep führte die Einrichtung durch Krisenjahre, als Missbrauchsvorwürfe gegen frühere Patres laut wurden. Jetzt baut er die Abteilung Schule und Hochschule im Erzbischöflichen Generalvikariat Hamburg auf.

 Christopher Haep (l.) hat die Internatsleitung des Aloisiuskollegs abgegeben und einen neuen Job angenommen. Neben ihm steht Rektor Johannes Siebner.

Christopher Haep (l.) hat die Internatsleitung des Aloisiuskollegs abgegeben und einen neuen Job angenommen. Neben ihm steht Rektor Johannes Siebner.

Foto: Ronald Friese

Christopher Haep, langjähriger Internatsleiter des Aloisiuskollegs (Ako), hat das Jesuitenkolleg verlassen: Der 41-Jährige baut die Abteilung Schule und Hochschule im Erzbischöflichen Generalvikariat Hamburg auf. „Nach 14 Jahren überaus engagierter Erziehertätigkeit im Internat, davon die vergangenen zehn Jahre als Internatsleiter, sagen wir von Herzen Dank und wünschen ihm Glück und Gottes Segen für die neue Aufgabe“, so Rektor Pater Johannes Siebner. Bei der Verabschiedung im September will er Haep würdigen. Melanie Weingartz folge Haep kommissarisch, bis die Stelle neu besetzt sei.

„Ich sehe mit großer Dankbarkeit auf die Zeit am Ako zurück, trotz aller Herausforderungen der letzten Jahre“, sagt Haep. „Alle, die mich kennen, wissen, dass ich fürs Kolleg und insbesondere für das Internat und die Arbeit mit den Schülern gebrannt habe – eine Zeit, die ich nicht missen möchte.“ Der promovierte Pädagoge strukturierte das Internat neu und baute dessen Mädchenabteilung auf. Seit 2002 war er im Vorstand der Schulstiftung. Er leistete Schultheaterarbeit auf hohem Niveau. 2014 wählte ihn der Verband Katholischer Internate zum Vorsitzenden.

Der promovierte Pädagoge hat die Mädchenabteilung des Internats aufgebaut

Haep führte gerade das Internat durch Krisenjahre. Ako und Ako-pro-Seminar waren seit 2004 mit Missbrauchsbeschuldigungen konfrontiert. Haep, selbst Ako-Schüler bis 1995, steuerte, nachdem Rektor Pater Theo Schneider 2010 kurzfristig zurücktrat, bis Mitte 2011 die Aufklärung und schuf einen Präventionsleitfaden.

Im 2014 erschienenen Buch „Unheiliger Berg“ ging Haep mit seinen Förderern Pater Schneider und Pater Ludger Stüper hart ins Gericht. Haep gab dort auch für sich selbst „eine Blindheit durch Verstrickung in Beziehungen, eine Blindheit sehenden Auges“ zu. Weiteren Handlungsbedarf sah er unter anderem in der Aufklärung der „nicht unbeträchtlich vielen Suizide von Schülern in den letzten 25 Jahren“.

„Das Ako ist in Sachen Aufarbeitung große Schritte vorangekommen“, erklärt er heute. Nicht zuletzt die jüngste Erklärung der Kollegsgemeinschaft zeige das (der GA berichtete). „Allerdings sehe ich diesen Aufarbeitungsprozess noch nicht als abgeschlossen an. Mit der Dialogrunde zwischen Betroffenen und Kolleg existiert ein gutes Instrument des Austauschs.“

Der Betroffenenverein Eckiger Tisch Bonn stimmt zu, aber erinnert: „Die Suizide und das zum Teil lebenslang prägende pädagogische Versagen von Haeps Vorgängern Schneider und Stüper sind auch jenseits des sexuellen Missbrauchs bis heute nicht aufgearbeitet“, so Heiko Schnitzler. Haep bleibe für die Betroffenen ein wichtiger Zeitzeuge. „Er hat die übergriffige Willkürherrschaft in auch verantwortlichen Positionen persönlich miterlebt.“

Betroffenenverein Eckiger Tisch würdigt Haep als wichtigen Zeitzeugen

Rektor Pater Siebner erklärt auf Anfrage, dass der Ako-Aufklärungsbericht von Julia Zinsmeister von 2011 eine „signifikante Häufung‘“ von Suiziden nicht bestätigt habe. Er selbst komme in der Aufarbeitung an Grenzen dessen, was er tun dürfe. Er signalisiere gerne weiter Ansprechbarkeit. Er sei den Gerüchten durchaus nachgegangen und habe mit älteren Kollegen gesprochen. „Nach meiner Kenntnis hat es zu keinem Zeitpunkt polizeiliche Ermittlungen gegeben, die einen Bezug zum Ako hergestellt haben“, so Siebner.

Entscheidend sei, hier Persönlichkeitsrechte zu schützen. „Für mich und für uns als Kolleg bleiben folgende Fragen: Sind wir über die Jahre stets wach genug gewesen? Und: Sind wir heute hinreichend aufmerksam? Wie begleiten wir Kinder, Jugendliche und übrigens auch Mitarbeiter in Not?“

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