Rose-Marie Schrottka aus Bad Godesberg Ihr Herz schlägt für den Karneval

BAD GODESBERG · Mit Rose-Marie Schrottka alte Fotos anzuschauen, macht Freude. "Hier, das bin ich damals, als ich 17-fache Mittelrhein-Meisterin und westdeutsche Meisterin geworden bin", sagt die Inhaberin des gleichnamigen Juweliergeschäfts in der Alten Bahnhofstraße und zeigt auf das bildhübsche Mädchen im Badeanzug.

 Die zweitjüngste Godesia aller Zeiten: Rose-Marie Schrottka zeigt ein Bild aus dem Jahr 1952 mit ihr und Prinz Heinz I.

Die zweitjüngste Godesia aller Zeiten: Rose-Marie Schrottka zeigt ein Bild aus dem Jahr 1952 mit ihr und Prinz Heinz I.

Foto: Ronald Friese

Im Römerbad oder im Winter im Viktoriabad habe sie täglich bei den Schwimm- und Sportfreunden Bonn (SSF) trainiert. Bad Godesberg hatte ja nach dem Krieg noch keinen Schwimmverein.

"Ich hieß die schnelle Rose-Marie. Meine Stärke waren die 100 Meter Kraul. Ich stand damals jeden Montag in der Zeitung." Die 81-Jährige lacht. Aufgehört habe sie, die wohlbehütete Tochter, mit dem Leistungssport, als sie die Lehre zur Einzelhandelskauffrau im Familienbetrieb und die Fachschule Uhren und Schmuck beendet hatte. "Wenn Sie täglich schwimmen, haben Sie die Haare dauernd so." Schrottka deutet schmunzelnd einen Wuschelkopf an. Und der gehe dann als Fachverkäuferin nicht mehr, fügt sie hinzu.

Kein Problem für "die schnelle Rose-Marie": Es gab und gibt neben dem Schwimmen ja einen zweiten Lebensmittelpunkt: das Geschäft. "Ich stand als einzige Tochter eines Familienbetriebs ja schon als 14-Jährige im Laden. Und ich wollte auch nichts anderes werden", berichtet das echt Godesberger Mädchen gerne. Auf ihrer blau-weißen Garderobe leuchtet eine Kette mit großflächigen weißen Perlen, in die Ohren hat sie taubeneigroße Stücke gesteckt. "Die müssen nicht rund sein", erläutert Schrottka gerne die Entstehung dieser Perlenform. Die weiß- und goldgefasste Uhr, das goldene Armband, die großformatigen Ringe ergänzen die Aufmachung: Alles ist genau aufeinander abgestimmt. Die Frau ist Ästhetin und selbst durch und durch Schmuckliebhaberin. "Ich mag auch gerne große Stücke." Hier sitzt eine selbstbewusste Geschäftsfrau, die viel erreicht hat und stolz auf ihre Arbeit ist.

Das Geschäft in dritter Generation übernommen

"Leider war ich im Frühjahr sehr krank. Aber wenn ich gesund bin, gehe ich noch sehr gerne ins Geschäft", erläutert Rose-Marie Schrottka, die ihren Mädchennamen beibehalten hat. Sie hat das Geschäft in dritter Generation übernommen. Jetzt stellt sie hier gerne die nächste Generation, ihren Sohn und ihre Tochter, vor: Die Familie ist Schrottkas dritte große Leidenschaft. Rolf und Petra Barthel seien sehr tüchtige Nachfolger, betont die Mutter. "Und mit meinen drei Enkeln wächst schon die fünfte Generation heran."

Und dann kommt Schrottka über den Fotos auch schon zum vierten Lebensmittelpunkt: Die Frau ist ihrer Heimatstadt Bad Godesberg mit Herzblut verbunden. Sie ist unter den Geschäftsleuten seit Jahrzehnten eine Instanz. "Ich kann das alles nicht mehr hören, dass man so schlecht über unser Godesberg spricht", erklärt sie bestimmt. Der Stadtteil besitze ein funktionierendes Vereinsleben. Brauchtum werde hier gelebt. Die Leute seien offene, sympathische Rheinländer. "Bad Godesberg wird so oft negativ beurteilt, aber wir integrieren doch so viele nette Neubürger, die sich hier wohlfühlen und mit uns Freundschaften schließen", betont Schrottka.

Internationale Kundschaft

In ihrem Laden gehe auch internationale Kundschaft ein und aus. "Das sind sehr freundliche Leute mit Familiensinn. Die schicken die Oma nicht gleich ins Altenheim." Regelrecht kämpferisch wird Schrottka, die den Vorsitz des Beirats Stadtmarketing Bad Godesberg innehat, wenn es um die von der Politik geplanten Sparmaßnahmen geht. "Man kann einem Stadtteil doch nicht einfach sein Rathaus, seine Theater und das Schwimmbad wegnehmen."

Schrottka kann anschaulich aus dem alten Godesberg erzählen. Auch von den Kriegsjahren, als sie nach Fliegeralarm immer angsterfüllt aus dem Godesburg-Bunker kamen und in die Bahnhofstraße einbogen: Gott sei Dank, das Elternhaus stand noch, und den Großeltern, die in keinen Bunker fliehen wollten, war nichts passiert. Wobei sie dann noch hinzufügt, dass ihr Vater einmal nur ein paar Meter vom Laden, "da, wo heute der U-Bahn-Eingang ist", beinahe von einer Bombe zerfetzt worden wäre.

Die Leidenschaft zum Karneval

Schrottka beugt sich dann über das Foto eines strahlenden Karnevals-Prinzenpaars von 1953 und erzählt lebendig von ihrer fünften Leidenschaft: dem Karneval. Sie selbst ist im Laufe der Jahre Mitglied mehrerer Vereine geworden. Im Vorstand des Festausschusses Godesberger Karneval war sie, langjährige Godesia-Club-Präsidentin, Senatspräsidentin bei der KG Blau-Weiß-Rot Rüngsdorf ist sie noch heute, Ehrensenatorin im Godesberger Stadtsoldatenkorps und bei Blau Gold Muffendorf. 2000 erhielt sie die "Goldene Pritsche", die höchste Auszeichnung im Godesberger Karneval.

Aber zurück ins Jahr 1952: Der damalige Chef des Vereins AKP sei also in den Laden gekommen und habe zum Vater gesagt: "Kurt, wir wollen deine Rose-Marie als Godesia." Als sie schon jubelte, habe der Chef der Burggrafen bei Vater Schrottka nachgehakt: "Aber deine Rose-Marie sollte doch nächstes Jahr für uns Godesia werden." Was aber nicht zweimal ging. An der Seite von Prinz Heinz I. wurde sie als 19-Jährige also für die AKP die zweitjüngste Godesia aller Zeiten. Weil sie nach damaligem Rechtsstand nicht volljährig war, schaute der Herr Papa die gesamte Session über nach dem Rechten. Prinz Heinz, bürgerlich Heinz Tresselt, sei ein zehn Jahre älterer Familienvater gewesen, "ein ganz Netter", erinnert sie sich. Was seine Kinder damals über sie, die junge Godesia, gesagt haben? Schrottka lacht. "Unserm Papa sein Dornröschen."

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