Kult-Antiquitäten-Handel "Holzwurm und Blattlaus" feiert in Bad Godesberg Abschiedsfest

Bad Godesberg · Am 30. Juni schließt eine Bad Godesberger Institution: der Antiquitäten-Handel „Holzwurm und Blattlaus“. Inhaber Klaus Thull geht in den Ruhestand.

Die Gäste und Kunden bummeln durch den Innenhof des Antiquitäten-Handels.

Die Gäste und Kunden bummeln durch den Innenhof des Antiquitäten-Handels.

Foto: Tim Albrecht

Aus diesem Anlass feierte er am Samstag ein Abschiedsfest im Kreis von Kunden, Freunden und Familie. In die frohe Stimmung mischte sich Wehmut. Denn die Besucher waren sich einig: Mit „Holzwurm und Blattlaus“ verliert Bad Godesberg einen Ort mit einer einzigartigen Aura.

Die Gäste nutzten die Möglichkeit, noch einmal durch Thulls Gerümpel-Wunderland zu streunen oder im Hinterhof bei einem Glas Sekt Erinnerungen auszutauschen. „Ich habe Klaus vor 39 Jahren auf einem Rheinaue-Flohmarkt kennen gelernt“, erzählt Gabriele Stollmann, 61. Die beiden gebürtigen Aachener freundeten sich schnell an. Später half Thull ihr, ihre Altbauwohnung zu gestalten. „Was ich immer bewundert habe, war sein Gedächtnis dafür, wo alle Dinge herkamen.“ Zum Beispiel ihre Türöffner, die Thull aus einem alten Aachener Gefängnis beschafft hat.

Alles hat seine eigene Geschichte

„Klaus konnte zu jeder Schraube eine Geschichte erzählen“, sagt auch Luiz Weiter, 31. Er hat vor 13 Jahren hier ein Praktikum gemacht. „Die Kunden gingen hier immer mit einem Lächeln raus.“ Seine Eltern, Manuela und Matthias Weiter, kennen Thull seit 1982, als sie Türen für eine Altbausanierung suchten. Thull besorgte ihnen Eichentüren aus der ehemaligen Hessischen Landesvertretung. Später kamen noch Fenster aus dem Bonner Wasserwerk dazu. Es stimmt: Thulls Kunden haben nicht nur Objekte erstanden, sondern auch Geschichten. Und diese erzählen sie mit leuchtenden Augen weiter.

Thull selbst ist gerührt, dass die Gäste zum Teil von weit her angereist sind, um seinen Ruhestand zu feiern: „Das sind alles die Menschen, denen ich die tollen 40 Jahre zu verdanken habe. Viele Kunden sind beste Freunde geworden.“ Seinen Laden zu schließen fällt ihm nicht leicht: „Das ein oder andere Tränchen ist schon geflossen. Aber auch Abschied nehmen will gelernt sein.“

Thull schaut mit innerem Frieden auf sein Lebenswerk zurück. Besonders schön findet er, dass manche Familien bereits in der dritten Generation Kunden waren. Jetzt will er erstmal sein Boule-Spiel verbessern und mit seiner Frau verreisen.

Laut dem gleichnamigen Buch war „Holzwurm und Blattlaus“ einer der „111 Orte in Bonn, die man gesehen haben muss“. Bald wird es einer weniger sein.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort