Gasthaus Aennchen in Bad Godesberg Historische Fotos zeigen den Abriss

BAD GODESBERG · Der Verkauf des Hauses Zur Lindenwirtin sorgt für kontroverse Diskussionen. Es gibt noch keine Informationen zum neuen Eigentümer.

 Abriss 1971: Bagger machen die Traditionsgaststätte in der Godesberger Altstadt dem Erdboden gleich.

Abriss 1971: Bagger machen die Traditionsgaststätte in der Godesberger Altstadt dem Erdboden gleich.

Foto: Jürgen Schwarzer/GA-Archiv

Das Aennchen. Viele Godesberger wissen, dass damit beides gemeint ist – die Lindenwirtin Aennchen Schumacher und der Gasthof am Aennchenplatz, der jüngst den Besitzer gewechselt hat. Wer der neue Inhaber ist, war auch am Freitag nicht zu erfahren. Es hält sich aber das unbestätigte Gerücht, dass es sich um einen arabischen Investor handelt.

Dass die alte Studentengaststätte 1971 abgerissen und wenige Meter weiter neu errichtet wurde, ist der Grund, weshalb das Gebäude nicht unter Denkmalschutz steht. Der Verkauf des Aennchens hat eine kontroverse Diskussion in Bad Godesberg entfacht.

Egal ob historische Bausubstanz oder nicht – das Aennchen ist ein Wahrzeichen Bad Godesbergs, sind sich Kommentarschreiber in den sozialen Netzwerken und Godesberger Bürger einig. „Unglaublich“, „nicht nachzuvollziehen“ oder „sprachlos“ sind Wörter, die in diesem Zusammenhang fallen. Das Gastronomie-Konzept sei nach wie vor aufgegangen, denn das Restaurant sei stets gut besucht gewesen, meinen die einen. Genau das ist es aber, was andere bezweifeln. Niemand habe sich zuletzt um das Gebäude und um die Gastronomie gekümmert, heißt es.

Im September 2015 hatte der letzte Pächter, Holger Klagge, nach 24 Jahren den Betrieb eingestellt. Als Grund hatte er die jahrelange erhebliche Belastung für seine Familie angegeben. Seitdem war die Eigentümerfamilie auf der Suche nach einem neuen Pächter, jedoch vergeblich.

Das Aennchen – sowohl das Gebäude als auch die Lindenwirtin – spiegelten die Tradition Bad Godesbergs wider, ist Wilfried Rometsch, sachkundiger Bürger der CDU im Unterausschuss für Denkmalschutz, sicher. Aennchen Schumacher und die verstorbene Wirtin Ria Maternus seien die beiden Persönlichkeiten, die in Godesberg bis heute präsent seien. Dieser ideelle Wert sei ein Grund, einen möglichen Denkmalschutz zumindest zur diskutieren – auch wenn die historische Bausubstanz nicht mehr vorhanden sei.

„Bad Godesberg besitzt nur wenig bauliche Altertümer. Das Aennchen gehört zum geschichtlichen Urbestand Godesbergs“, so Rometsch, der auf das Werk des Lokalhistorikers Hans Kleinpass „Grüße aus Bad Godesberg“ verweist. Dort sei nachzulesen, dass vor allem die malerische Gestaltung der vorderen Fassade des Neubaus bis in die Einzelheiten dem Erscheinungsbild des Vorgängerbaus entspreche.

Mit dem Denkmalschutz von Rekonstruktionen hat die Stadt Bonn seit dem Metropol-Urteil von 2008 Erfahrung: Die juristische Auseinandersetzung um den Denkmalwert des Kinos am Markt, das mit Ausnahme der Fassade aus der Denkmalliste gestrichen wurde, mündete in einen Rechtsstreit mit dem Investor um Schadenersatz in Millionenhöhe.

Eine Änderung am Aennchen ist bereits zu erkennen: Das Bronzerelief von Friedemann Sander, das der damalige Eigentümer Heinrich Junkersdorf vor sechs Jahren anlässlich des 150. Geburtstages der berühmten Lindenwirtin an der Hausfassade hatte anbringen lassen, ist weg.

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