Nach einem Bericht im GA Heimatverein Villip bekommt Hinweise zum rätselhaften Werkzeug

Villip/Oberbachem · Der Villiper Heimatverein hat ein historisches Werkzeug gespendet bekommen. Niemand weiß allerdings wofür es genutzt wurde. Hinweise kommen nach einem GA-Artikel nun aus ganz Deutschland.

 Johannes Adenäuer besitzt das gesuchte Werkzeug ebenfalls in seiner umfangreichen Sammlung.

Johannes Adenäuer besitzt das gesuchte Werkzeug ebenfalls in seiner umfangreichen Sammlung.

Foto: Petra Reuter

Nicht lange hatte es nach dem Bericht des General-Anzeigers gedauert, bis die Telefonleitung beim Vorsitzenden des Heimatvereins Villip, Ulf Hausmanns, heiß lief. In dem Artikel hatte er nach Menschen gesucht, die sich an die Bestimmung und Nutzung eines ihm unbekannten historischen Werkzeugs erinnerten. Ein Adendorfer hatte das Objekt in einem alten Gebäude gefunden und dem Museum gespendet. Bis zum Wochenende meldeten sich immer wieder Menschen, die das Gerät aus ihrer Kindheit kannten.

„Es kamen viele Anrufe aus Wachtberg, aber auch aus der Voreifel bis nach Walberberg“, berichtete Hausmanns kurz nach der Veröffentlichung. Auch aus Lengsdorf, Heimerzheim und Rheinbach sogar aus Berlin und vom Chef des Lohmarer Heimatmuseums kamen Hinweise sowie aus Hennef. „Herr Lieven aus Hennef hatte den Artikel bei seiner Tochter in Mehlem gelesen und sich daran erinnert, dass man früher mit diesem Instrument das Korn vom Feldrand zusammengerafft hat“, berichtete Hausmanns.

Diese Theorie stützte der Oberbachemer Johannes Adenäuer (78), der selbst eine Sammlung historischer landwirtschaftlicher Geräte besitzt. „Es ist ein Bindehaken, mit dem die gefallenen Ähren am Feldrand zusammengezogen wurden“, sagte Adenäuer. Er ist sicher, das Werkzeug als historischen Mähbinder wiedererkannt zu haben. Er selbst habe das gleiche Werkzeug in seinem Fundus ausgemacht. Mit dem gebogenen Teil zogen meist die Frauen die Halme zusammen, führten ein Strohbändsel darüber und schnürten es zum festen Bündel. Die Schlaufe des Bändsels zog man mit dem spitzen Teil des Werkzeugs fest.

Auf ähnliche Weise klaubten die Menschen auf dem Feld mit Hilfe des Geräts Halme von den Trampelwegen der Pferde und banden Garben daraus. Auch auf einem etwa einen Meter breiten Streifen am Feldrand sei das Gerät zur traditionellen Ernte zum Einsatz gekommen, ehe Maschinen das Feld befuhren und den Großteil der Arbeit erledigten, erklärte Adenäuer. „Das Korn war zu wertvoll, um es mit den Maschinen zu beschädigen. Aber die Maschinen brauchten diesen Meter Platz am Feldrand zum Arbeiten. Deshalb hat man diese Fläche nach alter Väter Sitte bearbeitet“, erklärte er.

Adenäuer hatte die väterliche Landwirtschaft übernommen. Später sattelte er um und war 13 Jahre lang Organist in der Oberbachemer Kirche. In der Berkumer Kirche spielte er 27 Jahre lang die Orgel, leitete den Kirchenchor sowie den Gesangverein in Niederbachem. Der Landwirtschaft blieb er aber treu.

So drapierte er in seinem Oberbachemer Hof alle Geräte, mit denen er selbst in einer Jugend gearbeitet hat, dekorativ an der Wand unter einem Dach und schuf sich auf diese Weise ein eigenes, kleines Landwirtschaftsmuseum. „Nur mit dem Dreschflegel habe ich selbst nicht mehr gearbeitet“, sagte Adenäuer.

Auch andere Deutungen des neuen Ausstellungsstücks hatte es auf den ersten Blick gegeben, erzählte Hausmanns. Dachdecker haben ein ähnliches Objekt zum Decken von Reetdächern verwendet, hieß es. Anderen Hinweisen zufolge stach man bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts Pflanzlöcher mit dem Gerät.

Hausmanns erhielt noch weitere Anrufe, die noch auf andere Verwendungen hinwiesen. „Wir werden noch eine Weile forschen müssen“, sagte Hausmanns, kündigte jedoch schon jetzt an: „Der Heimatverein möchte alle die, die zur Aufklärung mit reger Beteiligung, die vielen Ideen und engagierter Unterstützung beigetragen haben, zu Kaffee und Kuchen ins Museum einladen.“ Er freute sich, „dass so viele Menschen sich melden und dazu beitragen, das Rätsel zu lösen. Allerdings zeigt das Phänomen auch, wie schnell das Wissen um solche Werkzeuge aus der Gegenwart der Familien verschwindet“, so Hausmanns.

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