Syrische Flüchtlinge ziehen in neue Wohnung Haus wurde von Bomben zerstört

BAD GODESBERG · Aufs Foto könne sie auf keinen Fall, überlegen sich die drei syrischen Flüchtlinge am Wohnzimmertisch ihrer neuen Bleibe. "In unserer Heimat ist Krieg.

 Nehmen syrische Flüchtlingsfamilien mit offenen Armen auf: Christina Bohnenberg und Christoph Nicolai in der neuen Unterkunft.

Nehmen syrische Flüchtlingsfamilien mit offenen Armen auf: Christina Bohnenberg und Christoph Nicolai in der neuen Unterkunft.

Foto: Ronald Friese

Unsere Verwandten sind noch in Gefahr", meint Isabella, die energische 28-Jährige. Die Geschwister Lina (30) und Philippe (24) nicken betroffen. Stockend kommen Erzählfetzen über die Angst, die Gewalt, die Zerstörung, denen sie ausgesetzt waren. "Als wir bei der Arbeit und in der Uni waren, wurde unser Haus kaputtgebombt", sagt Isabella nach einer Pause. Sie hätten alles verloren und seien mit den Eltern in den Libanon geflohen. Dort hätten sie über Wochen bei der deutschen Botschaft um Einreise angefragt, bis endlich die Verpflichtungserklärung eines Cousins mit deutschem Pass sie ermöglichte.

Aber dieser Cousin schaffe es dann doch nicht, noch mehr geflohene Verwandte aufzunehmen, erläutert Christoph Nicolai, evangelischer Pfarrer im Ruhestand und Leiter der Bad Godesberger "Flüchtlingshilfe Syrien". Einer syrischen Familie hat die Freiwilligengruppe schon in der Erlöser-Kirchengemeinde eine Wohnung eingerichtet. Jetzt erbat Nicolai von seiner Johannes-Kirchengemeinde eine Wohnung für die Geschwister. Die Gruppe richtete sie mit Sachspenden gut ein. "Die Küche stammt aus dem Markusstift, die Couchgarnitur von einer Familie. Und letztens bekamen wir auch noch das dritte Bett", sagt Nicolai. Keinen Tag zu früh, denn schon standen die drei Syrer vor der Tür.

"Wir lassen sie erst einmal auch mental bei uns ankommen", meint Nicolai. Hinter der Freude, ihr Leben gerettet zu haben und in Sicherheit zu sein, seien wohl traumatische Erfahrungen in Syrien verborgen. Wichtig sei, dass sie sich willkommen fühlen könnten. Das Asylverfahren sei angelaufen. Monatlich zahle die Gruppe jedem Geschwister nun 200 Euro. In einem Familiengottesdienst habe man die Drei der Gemeinde persönlich vorgestellt. "Sie sind aramäische orthodoxe Christen und gehen hier bei uns in die evangelischen und katholischen Gottesdienste", so Nicolai. Die 30-jährige Lina zeigt das große goldene Kreuz, das sie um den Hals trägt. Sie seien den Menschen hier so dankbar, dass sie sie angenommen hätten wie Jesus Christus es mit Flüchtlingen tat, sagt sie ernst.

Ihre Geschwister unterhalten sich gerade mit Christina Bohnenberg auf Englisch. Bohnenberg machte sich spontan zu den jungen Leuten auf. "Ich wollte sie zum Kaffee einladen. Und dann kochten sie sofort Tee für mich", erzählt die Frau lachend. Eine solche Gastfreundschaft, wie bei diesen Menschen üblich, kenne man hierzulande gar nicht. "Wenn sie kochen, laden sie jeden, der ihnen hilft, gleich mit zum arabischen Essen ein." Bohnenberg zeigte den Weg zum deutschen Sprachkurs im Haus der Familie. "Die Sprache ist das Wichtigste. Die müssen wir schnell lernen", versucht sich Isabella in Deutsch. Haben sie keine Sehnsucht nach Syrien? Da antwortet Philippe sofort. "Nein, wir fürchten die Soldaten, wir fürchten den IS." Ihre Heimat könne vielleicht erst wieder die nächste Generation bewohnen.

Kontakt zur "Flüchtlingshilfe Syrien" per E-Mail an fluechtlingshilfe@johannes-kirchengemeinde.de

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