Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik Hackerabwehr aus Bonn

BONN · Ob es um den Hackerangriff auf den Bundestag geht oder die NSA-Spähaffäre auf das Handy der Bundeskanzlerin: Immer wieder taucht der Name einer Bonner Behörde in den Nachrichten auf: Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) ist als zentraler IT-Sicherheitsdienstleister des Bundes in die Untersuchung dieser und anderer Vorfälle involviert.

Michael Hange leitet die 578 Mitarbeiter starke Behörde an der Godesberger Allee.

Michael Hange leitet die 578 Mitarbeiter starke Behörde an der Godesberger Allee.

Foto: Leif Kubik

Das Amt mit seinen derzeit rund 600 Mitarbeitern gehört zum Geschäftsbereich des Bundesinnenministeriums und ist operativ für den Bund, kooperativ für die Wirtschaft und informativ für den Bürger tätig. "Durch die Grundlagenarbeit im Bereich der IT-Sicherheit übernehmen wir als nationale IT-Sicherheitsbehörde Verantwortung für unsere Gesellschaft und sind eine tragende Säule der Inneren Sicherheit in Deutschland", erläutert Behördenchef Michael Hange. Der Diplom-Mathematiker leitet die Behörde seit 2009 - seit 1994 war Hange als Vizepräsident hauptsächlich für Fragen der fachlichen Aufstellung und Koordination zuständig. "Ziel des BSI ist der sichere Einsatz von Informations- und Kommunikationstechnik in unserer Gesellschaft; IT-Sicherheit soll als wichtiges Thema wahrgenommen und eigenverantwortlich umgesetzt werden", so der Behördenchef weiter. Dabei sollen Sicherheitsaspekte schon bei der Entwicklung von IT-Systemen berücksichtigt werden.

Was sind die Hauptaufgaben des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik?

Der Aufgabenbereich des BSI ist gesetzlich festgelegt: Im sogenannten BSI-Gesetz ist die Zuständigkeit der Behörde für die "präventive Förderung der Informations- und Cyber-Sicherheit" geregelt. Sie soll den sicheren Einsatz von Informations- und Kommunikationstechnik ermöglichen und vorantreiben. "Mit unserer Unterstützung soll die IT-Sicherheit in Verwaltung, Wirtschaft und Gesellschaft als wichtiges Thema wahrgenommen und eigenverantwortlich umgesetzt werden", erläutert Pressesprecher Matthias Gärtner. "Spätestens seit den Snowden-Veröffentlichungen ist klar, dass auf diesem Gebiet Handlungsbedarf besteht."

So erarbeitet das BSI beispielsweise praxisorientierte Mindeststandards und zielgruppengerechte Handlungsempfehlungen zur Internet-Sicherheit, um Anwender bei der Vermeidung von Risiken zu unterstützen. Das BSI ist auch für den Schutz der IT-Systeme des Bundes verantwortlich. Hierbei geht es um die Abwehr von Viren, Trojanern und anderen technischen Bedrohungen gegen die Computer und Netze der Bundesverwaltung. Das BSI berichtet dazu jährlich an den Innenausschuss des Deutschen Bundestages. Zudem gibt es weitere Aufgaben wie die Prüfung, Zertifizierung und Akkreditierung von IT-Produkten und Dienstleistungen, die Warnung vor Sicherheitslücken in IT-Produkten und Dienstleistungen sowie die Information und Sensibilisierung der Bürger für das Thema IT- und Internet-Sicherheit. Dazu kommt die Entwicklung einheitlicher Sicherheitsstandards und die Entwicklung von Kryptosystemen für den Bund.

Für wen ist diese Arbeit wichtig und wo liegt im Augenblick der Schwerpunkt?

Es gibt drei Zielgruppen: Die Bundesverwaltung, die Wirtschaft und die Bürger. "Die Probleme im Deutschen Bundestag gehen ja im Augenblick noch immer durch die Nachrichten", erläutert Gärtner. Bei den aktuellen Untersuchungen im Bundestag ist das Amt ebenfalls involviert, jedoch nur beratend: "Eine operative Zuständigkeit haben wir für den Bundestag nicht. Wir sind eine Behörde im Ressort des Bundesinnenministeriums und damit Teil der Exekutive. Als Verfassungsorgan ist der Bundestag für seine IT selber zuständig."

Wer finanziert die Arbeit?

Das BSI als oberste Bundesbehörde bekommt die Mittel aus dem Bundeshaushalt zugewiesen, das sind aktuell zirka 77 Millionen.

Warum ist das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik in Bonn?

Bereits in den frühen 80er Jahren wuchs bei Bundesregierung und Parlament die Erkenntnis, dass die Sicherheit in der Informationstechnik wichtig ist. Unter der Federführung des Bundesinnenministers wurden in der damaligen Bundeshauptstadt erste Maßnahmen getroffen, um diesem Bedürfnis zu entsprechen: 1986 wird der Zentralstelle für das Chiffrierwesen zusätzlich der Aufgabenbereich Computersicherheit übertragen. Das BSI nahm dann am 1. Januar 1991 seine Arbeit auf. Und die Zukunft der Behörde in der Bundesstadt ist gesichert: In einigen Jahren sollen die bisherigen Standorte in einem Neubau an der Ludwig-Erhard-Allee zusammengefasst werden. Das Gebäude soll auf einem bundeseigenen 23.000 Quadratmeter großen Grundstück gegenüber dem Forschungszentrum Caesar entstehen.

Welche Angebote hat das BSI für die Bürgerinnen und Bürger?

Eine wichtige Aufgabe des BSI ist die Information und Sensibilisierung der Bürger für einen sicheren Umgang mit Informationstechnologie. Das BSI bietet daher unter www.bsi-fuer-buerger.de ein spezielles Internetangebot. Auf der Webseite werden die vielfältigen Themen und Informationen rund um das Thema IT- und Internet-Sicherheit so behandelt, dass sie auch für technische Laien verständlich sind. Im Raum Bonn engagiert man sich zudem mit einem Studienförderungsprojekt: Wer die Fachhochschulreife mit mindestens befriedigenden Noten in den Fächern Mathematik, Deutsch und Englisch erworben hat und Interesse an informationstechnischen Fragestellungen hat, kann für die Dauer der Regelstudienzeit eine finanzielle Studienbeihilfe beantragen und wird bei Erfolg im Anschluss an das Studium sogar in eine unbefristete Stelle übernommen.

Steckbrief

Adresse: Godesberger Allee 185-189, Dreizehnmorgenweg 40-42 und Mainzer Straße 84

Seit wann in Bonn: Gegründet am 1. Januar 1991

Mitarbeiter: 578

Leitung: Präsident Michael Hange, Vizepräsident Andreas Könen

Berufsgruppen: Ingenieure, Informatiker, Verwaltungs-, Betriebs- und Finanzwirte, Mathematiker, Geologen, Biologen, Physiker und Juristen

Jahresbudget: Etwa 77 Millionen Euro

Finanziert durch: Bund (BMI)

Kontakt: Telefon 0800 /27410 00

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