Inklusionsprojekt in Bad Godesberg Der Godesburger läuft auch ohne Fördermittel

Bad Godesberg · Es ist Deutschlands erstes inklusives Burgerrestaurant: Der Godesburger am Moltkeplatz. Nach fünf Jahren ist die Förderung Mitte des Jahres ausgelaufen - ganz wie geplant. „Das Geschäft ist explodiert“, stellt Küchenchef Bruno Straub fest.

 Der schweizerische Küchenchef Bruno Straub peppt die Speisekarte jeden Monat mit neuen Kreationen auf.

Der schweizerische Küchenchef Bruno Straub peppt die Speisekarte jeden Monat mit neuen Kreationen auf.

Foto: Benjamin Westhoff

Seit Mitte dieses Jahres erhält Deutschlands erstes inklusives Burgerrestaurant, der Godesburger am Moltkeplatz, keine Förderungen mehr - sie ist nach Plan ausgelaufen. "Fünf Jahre nach der Eröffnung des Lokals am Moltkeplatz ist das ein toller Erfolg", sagt Lisa Bachmann vom Netzwerk Bonn/Rhein-Sieg fairbindet.

"Die Förderung war dafür da, die Anleitung der Menschen mit Behinderungen sicherzustellen", sagt Godesburger-Geschäftsführer Wolfgang Pütz. In einem Inklusionsbetrieb müsse man mehr ins Personal investieren, um den Menschen mit Behinderungen einen Arbeitsplatz bieten zu können. Die Unterstützung der Aktion Mensch war am Anfang am größten und wurde mit jedem Jahr etwas weniger. Solche Förderungen seien bei allen Inklusionsbetrieben üblich.

Im Dezember 2012 hatte die Stadt Bonn den Bonner Verein für gemeindenahe Psychiatrie damit beauftragt, ein Konzept zu entwickeln, in dem zum Teil Nichtbehinderte, zum Teil Menschen mit Behinderung arbeiten. Relativ früh fiel die Entscheidung für ein Restaurant. Dass es dann ein Burgerbräter wurde, war vor allem durch den simplen Aufbau der Mahlzeiten und den aktuellen Trend der "Better Burger" - bessere Burger jenseits der Fast-Food-Ketten - begründet.

Wollte beweisen, dass inklusives Unternehmen schwarze Zahlen schreiben kann

Man wollte beweisen, dass es durchaus möglich ist, ein inklusives Unternehmen schwarze Zahlen schreiben zu lassen. Man hätte zur Not auch das Scheitern des Projekts in Kauf genommen. Allerdings: Man ging seriös an die Sache ran und stellte sorgfältig einen Businessplan zusammen. "Das ist die Grundlage für jede Förderung", sagt Pütz. Mittlerweile laufen die Burger gut.

"Das Geschäft ist explodiert", berichtet Küchenchef Bruno Straub aus der Schweiz, der seit März 2018 im Godesburger den Ton angibt und aus der Spitzengastronomie stammt. Der 64-Jährige Eidgenosse bringt jede Menge Erfahrung aus der Internationalen Gastronomie und Hotellerie mit. "Ich habe meine Ausbildung als Koch im Schweizer Nobelskiort Lenzerheide gemacht. Eine tolle und vor allem lehrreiche Zeit", sagt er. Danach arbeitete er in den bedeutendsten Häusern in der Schweiz.

Eine Anfrage vom Hilton Hotel Amsterdam zog ihn schließlich in die Niederlande, bevor es dann in Top-Hotels nach Asien ging. Erst ins Ramada Hotel Manila, dann kamen das Singapore Mandarin und Hong Kong Shangrila Hotel. Als einer der jüngsten Küchenchefs in Asien kochte Straub während der Olympischen Spiele 1988 in Korea im Westin Hotel Seoul. Vor fünf Jahren zog es ihn nach Deutschland, wo er mit seiner Frau zuletzt in Rheinbreitbach das Hotel-Restaurant Bergblick betrieb.

So ist ein Schweizer Spitzenkoch Küchenchef im Godesburger geworden

Vor zwei Jahren verkaufte das Ehepaar das Haus, und Straub stieß auf ein Inserat - der Godesburger suchte gerade einen neuen Küchenchef. Es war der Beginn einer besonderen Liaison. Seitdem arbeitet ein Schweizer Spitzenkoch in einem inklusiven Restaurant mit sieben behinderten und vier nicht-behinderten Mitarbeitern sowie zehn Servicekräften, die in Teilzeit dort arbeiten. Straub: "Es macht viel Spaß, mit den Behinderten zu arbeiten. Sie arbeiten sehr diszipliniert und freuen sich darüber, dass sie diesen Job ausüben."

Und denkt er nach 40 Jahren in der Küche nicht langsam ans Aufhören? "Solange es Spaß macht, ist es o. k.", meint Straub. "Jeden Tag Kartoffeln schälen und mit den Kollegen arbeiten - was anderes kann ich mir im Moment nicht vorstellen. Und mein Arbeitgeber würde mich gar nicht gehen lassen", fügt er hinzu und schmunzelt. Dass die Burger vor allem seine Handschrift tragen, beweist er jeden Monat aufs Neue.

Demnächst zum Beispiel mit dem "Pulled Goose", einer Alternative zur Gänsekeule: "Saftiges Gänsefleisch mit Barbecue-Sauce und Krautsalat im Pumpkin-Brötchen." Und dies alles aus artgerechter Tierhaltung aus dem Rhein-Sieg-Kreis. "Garantiert ohne Gen-Futter, geheim gewürzt und streng nach Erzeugerrichtlinie hergestellt", so Straub.

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