Friseurmeister Helmut Kirch Godesberger verpasste Kanzler Kohl einen neuen Schnitt

Bad Godesberg · Friseurmeister Helmut Kirch kümmerte sich zu Hauptstadtzeiten um die Bonner Politprominenz. Bundeskanzler Helmut Kohl verpasste er einen neuen Schnitt und eine neue Brille.

Erzählt in seinem Salon in der Röntgenstraße gerne von alten Hauptstadt-Zeiten: Friseurmeister Helmut Kirch.

Erzählt in seinem Salon in der Röntgenstraße gerne von alten Hauptstadt-Zeiten: Friseurmeister Helmut Kirch.

Foto: Friese

Er hat sie alle unter seiner Schere gehabt, der Pennenfelder Friseur Helmut Kirch, alle die prominenten Politiker des Hauptstadt-Bonns, ob sie nun Gustav Heinemann, Kurt Georg Kiesinger, Carlo Schmid, Hans Apel, Helmut Schmidt, Franz-Josef Strauß, Herbert Wehner oder Richard von Weizsäcker hießen. Der heute 65-jährige Kirch war über Jahrzehnte Figaro der männlichen Politprominenz im Bundestag gewesen: 20 Jahre im Salon von Karl Werner im Bundeshaus und danach bis 1996 im eigenen Salon gegenüber der Friesdorfer Kirche St. Servatius, wohin seine liebsten Kunden ihm sogar folgten.

Darunter war auch der damalige Bundeskanzler Helmut Kohl, der sich nur zu gerne auf Kirchs Friseurstuhl setzte. Was natürlich nach dem Tod Kohls Dauerthema im heutigen Friseursalon in der Röntgenstraße ist: „Herr Kirch erzählt so wunderbar über diese spannende Zeit“, meldete sich Stammkundin Ursula Lorenz beim GA.

Grund genug, den Maestro zu interviewen. „Ja, der Kohl, als der aus Mainz in die Bonner Politik kam, sollte ich ihm einen neuen Schnitt und eine neue Brille verpassen“, erinnert sich Kirch. Der Mann aus der Pfalz habe zu „einfach“ gewirkt: mit dunkler Hornbrille und öder Haartracht. Eine modische Brille musste also her, riet Kirch. „Und dann habe ich Kohl die Haare modisch leger geföhnt, so dass mehr Volumen zu sehen war.“ Kohl sei ein sehr umgänglicher Kunde gewesen. Man habe einfach auch über Alltagsfragen geredet. In seiner Friesdorfer Zeit habe direkt nebenan ein Bäckerladen Kirsch gelegen. Da hätten sich die Herren dann auch gleich mit frischen Teilchen gestärkt. „Der Kohl war mir, glaube ich, auch dankbar, dass er etwas mehr aus sich machen konnte“, meint Kirch.

Erinnerung an die Polit-Prominenz

Auch Richard von Weizsäcker sei sehr sympathisch `rübergekommen, erinnert sich Kirch. „Der wollte mich nach dem Berlin-Beschluss gleich mit an die Spree nehmen. Das wollte ich als Bönnsche Jung aber dann doch nicht“, erzählt Kirch. Er habe von Weizsäcker auch geraten, sich nach dessen Votum für Berlin nicht mehr in Bonn sehen zu lassen, lacht Kirch im Rückblick. Außenminister Hans-Dietrich Genscher habe er natürlich auch die Haare geföhnt. „Dafür wurde ich manchmal abends noch nach Wachtberg gefahren. Genscher musste schnell weg zum Flieger.“ Die Prominenten hätten sich darauf verlassen, dass er immer einsatzbereit war – und dass er sich korrekt kleidete. „Einmal bin ich bei Kanzler Helmut Schmidt jedoch ohne Krawatte erschienen. An seinem Blick erkannte ich, dass das daneben ging.“ Kirch schmunzelt.

Habe es denn keine Probleme mit grantigen Politikern gegeben? Kirch schüttelt den Kopf. „Auch der Herbert Wehner war nett zu mir. Und jedes Mal vergaß er seine Pfeife.“ Was habe Kirch eigentlich bei Glatzenträgern getan? „Einfach etwas langsamer frisiert“, kommt wie aus der Pistole geschossen. Jeder Kunde wolle halt gleich gut behandelt werden. Und welchem Politiker würde er heute zur Typverbesserung raten? „Angela Merkel“, antwortet Kirch. Der würde er die Haare attraktiv stufig schneiden. „Aber wahrscheinlich hat sie keine Zeit, die dann immer föhnen zu müssen.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort