Stadtmarketing in Bad Godesberg „Godesberg muss sich neu erfinden“

Bad Godesberg · Stadtmarketing-Experten empfehlen dem Bezirk, der mit diversen Negativschlagzeilen zu kämpfen hat, sich auf seine kulturellen Stärken zu konzentrieren.

Negative Folgen des Medizintourismus, das soziale Gefälle zwischen Arm und Reich und eine Innenstadt, die in die Jahre gekommen ist – negative Schlagzeilen produziert Bad Godesberg mehr, als dem Stadtbezirk lieb sein kann. Spätestens seit dem Tod von Niklas P. kämpft Bad Godesberg um sein Image. Zeiten also, in denen der Bezirk ein gutes Stadtmarketing gebrauchen kann.

Aber der gleichnamige Verein steht vor einem personellen Umbruch und sucht nach einem neuen Chef. Viele Jahre hatte Stadtmarketing e.V. mit seiner früheren Vorsitzenden Brigitte Grüll eine Zeit der personellen Kontinuität. Doch der von ihr eingearbeitete Nachfolger war nach nur zwei Monaten wieder zurückgetreten. Der GA wagt deshalb einen Blick über den Tellerrand und spricht mit Experten darüber, was gutes Stadtmarketing auszeichnet und wie sich Godesberg in Zukunft aufstellen könnte.

Das Image verbessern

Gelungenes Stadtmarketing sei eine Chance für eine Stadt, ihren Ruf zu ändern, sagt Bernadette Spinnen, Vorsitzende der Bundesvereinigung City- und Stadtmarketing und Leiterin von Münster Marketing. Dazu müssten Stadt, Stadtmarketing und die Bürger gemeinsam entscheiden, welche Ziele sie erreichen wollen. „Wenn die eigenen Bürger kein positives Gefühl für ihre Stadt haben, dann werden sie auch nicht als Botschafter für ihre Stadt auftreten“, sagt Spinnen.

In Münster habe das Stadtmarketing ein Jahr lang ein Konzept erarbeitet. Dazu seien die Bürger befragt worden, der Prozess sei wissenschaftlich begleitet worden. Zudem habe man eine Fremdbildanalyse erstellt, um herauszufinden, wie Münster von außen wahrgenommen wird. Zehn Jahre braucht es laut Spinnen, um das Image einer Stadt nachhaltig zu verändern. Erste Erfolge würden sich aber schon früh einstellen.

Hauptamt oder Ehrenamt

Mario Mensing, Geschäftsführer des Kompetenzzentrums für Stadtentwicklung CIMA und gebürtiger Godesberger, befürwortet einen bezahlten Hauptverantwortlichen. Er selbst habe als Citymanager erlebt, dass sich so unglaublich viel erreichen lasse. Doch dann müssten auch die Voraussetzungen dafür geschaffen werden. Schlecht bezahlte Stellen, Halbtagsjobs und mangelndes Budget, davor warnt der Fachmann für Stadtmarketing.

„All dieses Halbherzige ist gruselig, furchtbar und macht mehr kaputt, als es gut macht.“ Mensing beobachtet aber auch, dass häufig auf die Ära eines langjährigen Chefs Zeiten personeller Umbrüche folgen würden. Dies sei ein Trost für alle Nachfolger, bei denen der Erfolg ausbleibe.

Fokus auf die Innenstadt

Die Godesberger Innenstadt, das Villenviertel und die Übergänge zu angrenzenden Gebieten sind für Mensing das Gesicht von Bad Godesberg. „Der Ortskern muss Identifikationsort sein“, sagt er. Eine räumliche Konzentration des Stadtmarketings auf die Innenstadt finde er deshalb gut. Allerdings seien dem auch Grenzen gesetzt. Er sehe Bad Godesberg immer stark unter städtebaulichen und demografischen Aspekten – da könne nur bedingt etwas mit den Mitteln von Stadtmarketing bewegt werden. „Die Stadt ist sich während der Sanierungszeit total entfremdet worden, Bad Godesberg muss sich deshalb eigentlich neu erfinden.“

Strategie statt Aktivismus

Spinnen empfiehlt, sich nicht zu sehr auf Veranstaltungen zu konzentrieren. „Weinfeste, Stadtfeste, Weihnachtsmärkte und Ähnliches kann man auch ohne Stadtmarketing machen“, sagt sie. Zusammen mit der Verwaltung und allen wichtigen Akteuren müsse Stadtmarketing dafür werben, dass sich Akteure wie Touristen, Unternehmen, Wissenschaftler und Kunden für die Stadt entscheiden. Strategie sei wichtiger als Aktionismus, betont Mensing. „Gefälligkeits-Stadtmarketing, das nur Stadtfeste organisiert und nicht aktiv den Strukturwandel begleitet, braucht kein Mensch.“

Rückhalt durch die Stadt

Sowohl Spinnen als auch Mensing empfehlen, sich auf die kulturellen Eigenheiten und Stärken zu konzentrieren. Dieser Prozess brauche Unterstützung von oben. „Wenn ich wirklich nachhaltig etwas verändern will, muss das von der Stadt massiv mitgetragen werden“, meint Spinnen.

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