Offene Ganztagsschulen in Bonn Für OGS-Plätze die Schule wechseln

Bad Godesberg · Eine alleinerziehende Mutter schildert ihre Sorgen: Lange Wartelisten zwingen manchen dazu, einen OGS-Platz an einer anderen als der Heimatschule anzunehmen.

Ingrid Barth wird ihren sechsjährigen Sohn zum nächsten Schuljahr umschulen lassen müssen. Weil der Kleine in der Plittersdorfer Donatusschule auch im Sommer keine Chance auf einen Platz in der nachmittäglichen Offenen Ganztagsschule (OGS) der Caritas haben wird. „Jetzt kann mein Sohn mit dem Roller zum Unterricht, nach den großen Ferien werde ich ihn fahren müssen“, sagt Barth bitter.

Sie hat zumindest in der Friesdorfer Servatiusschule einen OGS-Platz der Caritas ergattert. Aber dann wird die gefährliche B 9 zwischen Wohnung und Schule liegen. Und auch die Mitschüler werden nicht mehr „drumherum“ wohnen. „Es ist schon alles sehr unglücklich, auch wenn inzwischen die Erleichterung überwiegt.“ Barth und ihre drei Kinder haben nach der Rückkehr aus ihrem Auslandseinsatz in einer deutschen Botschaft schwere Monate hinter sich: Der Mann muss vorläufig weiter auswärts arbeiten. Die Großeltern wohnen weit weg. Barth bezahlt eine Kinderfrau.

Seit 2013 sind weitere Räume in Planung

„Die Donatusschule signalisierte großes Mitgefühl und Verständnis“, sagt Barth. Auch das Schulamt habe sich bemüht. Aber es gebe eine viel zu lange OGS-Warteliste, sogar für „faktisch Alleinerziehende“ wie sie.

„Die Situation ist dramatisch“, meint auch Stefan Kohn, dessen Tochter ebenfalls ohne OGS-Platz ist, obwohl beide Eltern berufstätig sind. Er empfinde das Vergabesystem als nicht transparent. „Der eigentliche Skandal ist jedoch, dass Verwaltung und Politik im Stillstand verharren“, so Kohn. Für die Donatusschule bestehe doch seit 2013 eine Planung, die Räume für weitere Klassen und einen OGS-Ausbau ermöglichen würde. Auf eine entsprechende FDP-Anfrage in der Godesberger Bezirksvertretung wies die Verwaltung auf laufende Abstimmungen hin. Zudem decke doch die Gotenschule im Schulbezugsraum den Bedarf.

„Es zeigt sich, dass bei der Schaffung von neuen OGS-Plätzen geschlafen wurde und nun die Eltern im Regen stehen“, kommentiert Sebastian Kelm für die Sozialliberalen die Lage in einer Pressemitteilung. Wie berichtet, bedauert der stellvertretende Stadtsprecher Marc Hoffmann, dass nach wie vor die Nachfrage stadtweit höher als das OGS-Platzangebot sei, obwohl fürs kommende Schuljahr insgesamt 7841 Plätze zur Verfügung stünden und das immerhin eine Erhöhung um 250 Plätze bedeute.

Umfangreicher Kriterienkatalog für die Warteliste

„Die Kapazität ist definitiv an ihrem Limit angekommen“, bestätigt Caritas-Sprecherin Mechthild Greten zur OGS Donatus. Es stünden 32 Kinder auf der Warteliste. Eine Begehung habe bestätigt: Ohne Ausbau der Mensa sei keine Ausdehnung möglich. Dabei arbeitete man mit der Schule schon immer mit einem ausgefeilten Belegungsplan aller Räume. Greten widerspricht dem Schülervater aber auch: Das aufwendige Vergabeverfahren laufe mit „größtmöglicher Transparenz. Unser OGS-Rat besteht aus je zwei Vertretern der Elternschaft, der Schule und des OGS-Trägers.“

Ihre Kollegin Andrea Hillebrand vom Diakonischen Werk, das ebenfalls mehrere OGS mit Wartelisten leitet, verdeutlicht: Der Kriterienkatalog umfasse den Umfang der Berufstätigkeit, das Kriterium alleinerziehend, die Geschwisterkonstellation sowie ob ein Härtefall oder ein Migrationshintergrund vorliege. Greten wie Hillebrand bedauern, dass trotzdem Kinder nicht bedacht werden können. Man versuche dann eben an anderen Standorten Ersatz zu vermitteln, so Greten. Mütter in Not wie Ingrid Barth haben sich darauf eingelassen.

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