Schlaue Untermieter Fuchsfamilie errichtet Bau in Friesdorfer Garten

BAD GODESBERG · Die Fuchsmutter mit den gespitzten Ohren schaut konzentriert in die Linse des Fotografen. Wird er sich in diesem Friesdorfer Garten nähern und ihre im Gras tollenden drei Jungtiere bedrohen?

 Immer auf der Hut: Die Fuchsmutter spitzt die Ohren und registriert jede noch so kleine Bewegung in der Nähe ihres Baus.

Immer auf der Hut: Die Fuchsmutter spitzt die Ohren und registriert jede noch so kleine Bewegung in der Nähe ihres Baus.

Foto: Hans Bernd Riegel

"Ach Quatsch, wir freuen uns doch über unsere neuen Untermieter", sagt der Fotograf Hans Riegel. Kürzlich war seine Tochter zu ihm gestürmt. "Wir haben einen Fuchsbau im Gewächshaus", habe sie gerufen. In der überwucherten Ruine hätten sie schon vorher morgens und abends Geräusche gehört, berichtet Riegel. Dann habe er auf dem plattgedrückten Rasen des 700-Quadratmeter-Grundstücks eine leere Plastiktüte entdeckt. "Ob wir Landstreicher zu Gast hatten?" habe er sich gefragt. Und nun hatte die Tochter die pelzigen neuen Nachbarn selbst gesehen: ein Fuchspaar mit drei Jungen.

Wildtiere trauen sich immer mehr in die Städte

"Füchse in Friesdorf!" postete daraufhin Holger Liczmer, Administrator der Gruppe "Du kommst aus Godesberg" auf Facebook. Er hatte gerade selbst einen Fuchs am helllichten Tag den Kessenicher Oberen Lindweg queren sehen. Im Nu hatte Liczmer mit Riegels Foto 83 begeisterte "Like"-Bestätigungen eingefangen. Die Kommentare überschlugen sich. Wildtiere trauten sich immer mehr in Städte, und da Friesdorf ja nun nah am Wald liege, sei es prädestiniert.

"Bei uns hat es immer schon allerlei Füchse gegeben", orakelte jemand. Da sei wohl der Bausparkasse einer entlaufen. "Tolle Tiere. Konnte sie schon mehrmals spielen sehen", schrieb eine Nachbarin, "solange der Fuchs nicht die Gans stiehlt", eine andere. Woraufhin weitere berichteten, wo ebenfalls Füchse gesichtet wurden: etwa in Muffendorf. Judith Bruttig bestätigt dem GA, eines Morgens den Marienforster Steinweg überqueren gesehen zu haben. Von einer Rüngsdorfer Begegnung erzählt Randolf Grenz: Abends an der Ecke Bastei- und Sedanstraße, da habe Reineke Fuchs ihm direkt ins Auge geblickt - und sei dann, schwupp, in einen großen Garten gesprungen.

Eine direkte Gesundheitsgefahr gehe von Füchsen nicht aus, beruhigt das städtische Veterinäramt. Tollwut gebe es seit langer Zeit nicht mehr in Bonn. Früchte und Gemüse sollten aber in der Nähe der Tiere nicht ungewaschen verzehrt werden. Auch aus Tierschutzgründen sollte wie bei allen Wildtieren Abstand gehalten werden, gerade mit Hunden, um Revierkämpfe zu vermeiden. "Füchse sind Allesfresser, ernähren sich aber zu 90 Prozent von Mäusen", so die Stadt. Sie bedienten sich aber auch an Lebensmittelabfällen, diese sollten deshalb unter Verschluss gehalten und Komposthaufen sollten nicht mit Lebensmitteln beschickt werden.

Die Nachbarn könnten sich also in Friesdorf wie bisher üblich verhalten, denn offensichtlich habe sich die Füchsin den Platz bewusst ausgesucht. "Anwohner sollten derzeit allerdings tunlichst darauf achten, vom frühen Abend bis späten Morgen ihre Haus- und Nutztiere wie Kaninchen, Hamster, Ziervögel und Hühner gut verschlossen oder sogar im Haus zu halten, da auch sie alle auf dem Speisezettel der Füchse stehen", so das Veterinäramt. Ein nicht extra befestigter Freilaufkäfig helfe da wenig.

Letztens haben die Jungtiere vergnügt ihre Kräfte erprobt

Die Riegels haben sich jedenfalls gut mit ihren Untermietern arrangiert. "Nein, wir sind nicht beunruhigt. Ich hatte gleich den Revierförster informiert, und der hat uns gratuliert. Wir sollten dieses seltene Schauspiel genießen und uns keine Sorgen um die Katzen machen", berichtet Hans Riegel, der jetzt mit dem Rasenmähen kürzer tritt: Denn jedes Mal seien die verschreckten Füchse tagelang nicht mehr aufgetaucht.

Obst und Gemüse aus Bodennähe esse man eben nicht ungewaschen oder ungekocht. Dabei warte seine Familie immer schon abends ungeduldig auf dem Balkon, dass sich die Tiere zwischen den bunten Blüten sehen ließen, sagt Riegel lachend und hat einen kleinen Videofilm gedreht. Letztens hätten die Jungtiere vergnügt ihre Kräfte erprobt: beim Hin-und-her-Hopsen von Gartenbank auf den Kübel. Voriges Wochenende sei tüchtig Rabatz im kaputten Gewächshaus zu hören gewesen. "Da haben sie sich wohl gekabbelt." Auf keinen Fall will Riegel die Tiere verscheuchen. "Nein, die sollen ganz in Ruhe ihre Jungtiere aufziehen können."

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