Städtebaubeirat tagt in der Stadthalle Experten meinen: Bad Godesberg hat Qualitäten

Bad Godesberg · Kritik von den Planern und Architekten gibt es vor allem an Details wie der Gestaltung des Moltkeplatzes. Ihr Rat: Probleme schonungslos definieren.

„Es ist einiges zu tun, und wir finden es eine sehr interessante Aufgabe. Sie haben uns jetzt Appetit gemacht auf Bad Godesberg“, sagte der Aachener Professor Rolf Westerheide, Vorsitzender des Städtebau- und Gestaltungsbeirats, zu Beginn der öffentlichen Sitzung des Gremiums in der Stadthalle. Nach einem Rundgang berichteten die Architekten und Stadtplaner dort von ihren Eindrücken.

Godesberg hat aus Sicht der Experten viele Qualitäten: ein reiches historisches Erbe, attraktiven Wohnraum, gute Anbindung mit Bussen und Bahnen, ein hochwertiges Freiraumsystem und viele Plätze. Aber: „Unser Eindruck war, dass da doch einiges in die Jahre gekommen ist“, berichtete Westerheide. Der Beirat empfiehlt den Planern der Stadt, die gerade mit der Erarbeitung eines Leitbilds für Bad Godesberg begonnen haben, „schonungslos die Probleme zu definieren“.

Als Vorzüge nannte Westerheide zum Beispiel, dass Godesberg eine Stadt der kurzen Wege sei. Auch das Einkaufsangebot sei im Vergleich zu anderen Städten mit gut 70 000 Einwohnern „gigantisch“. Alleinstellungsmerkmale seien auch die Kurfürstliche Zeile und die Stadthalle. Gabriele Bloem, Expertin für Regionalplanung aus Frankfurt, regte an zu klären, mit wem sich Bad Godesberg künftig messen wolle. „Sie haben in der ersten Liga der Politik mitgespielt, aber jetzt ist der Ort im Umbruch und weiß noch nicht, wohin es geht“, so ihr Eindruck.

Großstädtischer Zugang

Ein Beispiel: Der Zugang von der Innenstadt zum Burgberg wirke eher großstädtisch als Bauwerk über einer mehrspurigen Straße. Sie würde aus dem Ort der Diplomaten eine „ganz normale Stadt“ machen und ihn „zurückbauen“. Professor Benedikt Stahl von der Alanus Hochschule Alfter rät, die schönen Dinge zwischen Rhein und Burg besser miteinander zu verbinden und das junge Bad Godesberg sichtbarer zu machen. Auch René Daniels aus Maastricht war zuversichtlich: „Die ganze Gegend, die Grünflächen – wunderschön. Wenn in der Innenstadt die Qualität stimmt, werden die Leute aus Bonn wieder zurückkommen.“ Bei einem erfolgreichen Leitbild müsse es aber nicht nur um das Image nach außen gehen, sondern auch Identität – um das, womit sich die Bürger selbst identifizieren. Beispiel Moltkeplatz: „Der ist städtebaulich nicht schön, da ist noch Luft nach oben“, meinte Westerheide und bekam Beifall aus dem Publikum.

In Lannesdorf denkt das Stadtplanungsamt zurzeit über ein mögliches Baugebiet auf 41 000 Quadratmetern Ackerland zwischen In den Schleiden und Ellesdorfer Straße nach. Die Experten rieten, hier keine Großsiedlung zu bauen, sondern durch gute Vernetzung einen Mehrwert für das Quartier zu schaffen. Freiraumschutz sei ein hohes Gut, entsprechend hochwertig müsse eine Bebauung sein, sollte sie nach Klimaschutz- und Bodengutachten überhaupt möglich sein.

Letzter Punkt auf der Tagesordnung war der Neubau für das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) an der Ludwig-Erhard-Allee. Anhand dreier Modelle für jeweils 63 000 Quadratmeter Bürofläche sprach sich der Vorsitzende für kleine Gebäudeeinheiten statt „exponierter Klotzigkeit“ aus.

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