Betrugs- und Missbrauchsvorwürfe Ex-Vereinschef belastet das Ako

BAD GODESBERG · Der des sexuellen und des Machtmissbrauchs an Schutzbefohlenen verdächtigte Ex-Leiter der Jugendbildungseinrichtung Ako-pro-Seminar bestreitet jede Schuld.

"Es ist zu keinem Zeitpunkt zum Missbrauch gekommen", sagte der 53-Jährige dem GA. Die Staatsanwaltschaft ermittelt in diesem Zusammenhang noch in einem Fall gegen ihn. Andere stellten sich als verjährt heraus. Parallel läuft ein Verfahren wegen Betrugsverdachtes, nachdem das Rechnungsprüfungsamt (RPA) dem Seminar systematische Täuschung bei der Beantragung städtischer Zuschüsse vorgeworfen hatte.

Die Stadt untersucht weitere Abrechnungen des Vereins, der dem Aloisiuskolleg (Ako) nahe steht, bis ins Jahr 2000 zurück. "Diesbezüglich sind mir nur diffuse Vorwürfe aus der Presse bekannt", so der 53-Jährige. 30 Jahre lang sei die Arbeitsweise des Ako-pro-Seminar e.V. dem Jugendamt bekannt gewesen. "Ich habe die Struktur von meinem Vorgänger übernommen und diese offen kommuniziert." Ako-pro sei immer in die Strukturen des Ako eingebunden gewesen.

Strukturelle Entwicklungen seien stets im Kollegsrat zu entscheiden gewesen. "Der war über alle Details informiert." Auch die Vereins-Buchführung sei von der Ako-Verwaltung gemacht worden. "Wenn Pater Johannes Siebner behauptet, der Ako-pro-Seminar e.V. wäre eine Ein-Mann-Veranstaltung gewesen, entspricht das nicht den Tatsachen", so der ehemalige Ako-Angestellte.

Den neuen Ako-pro-Vorsitzenden Dirk Stueber hat er in diesem Zusammenhang wegen falscher Verdächtigung angezeigt. Nach GA-Informationen ist das Verfahren aber eingestellt. Die Missbrauchsvorwürfe gegen den Mann stehen seit 2011 für jeden lesbar im Abschlussbericht der Aufklärungskommission von Julia Zinsmeister. "Sie hat unwahre Behauptungen über angeblichen sexuellen Missbrauch übernommen", widerspricht der Beschuldigte.

Trotz mehrfacher Nachfrage sei es ihm nie möglich gewesen, ein Gespräch mit der Kommission zu führen. "Entlastende Aussagen waren also nicht möglich, was ich für ungewöhnlich halte." Es sei nicht ungewöhnlich, dass es während seiner Leitungsjahre unter mehr als 3000 Seminarteilnehmern auch einige gebe, "die im Ergebnis mit mir oder dem System nicht zufrieden waren". Gehört worden seien verschwindend wenige.

Warum ist er dann nicht gegen die Kommission vorgegangen? Weil der Bericht "anonym und äußerungsrechtlich privilegiert" verfasst und "aus diesem Grunde juristisch nicht angreifbar war", so der Mann. Zu den Missbrauchsanzeigen sagt er, es sei bedauerlich, "dass aufgrund der Einstellung wegen Verjährung trotz mehrerer entlastender Aussagen keine Möglichkeit bestand, die Unwahrheit der Vorwürfe nachzuweisen". Zum laufenden Verfahren liegt dem GA ein anwaltliches Gesprächsprotokoll vor, in dem der Anzeigensteller behauptet, als 14-Jähriger zu sexuellen Handlungen gezwungen worden zu sein.

"Dies ist unwahr", kommentiert das der Beschuldigte. Im Ermittlungsverfahren hätten das Zeugen bestätigt. Dass das neu aufgestellte Seminar über tausend ehemalige Ako-pro-Pfadfinder anschrieb und ihnen Hilfe bei möglichem Missbrauch anbot, hält der Mann für eine "eindeutige Vorverurteilung". Auch wie Ako-Rektor Siebner den Auftrag zur Fortführung des Zinsmeister-Berichts formuliert habe, also auf "Sektenstrukturen, Machtmissbrauch und möglichen sexuellen Missbrauch" gezielt, empfinde er als vorverurteilend.

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