Aktionstag der katholischen Kirchengemeinde St. Martin und Severin "Es geht nicht nur um Spenden"

MUFFENDORF · Fast 900 Millionen Menschen leiden weltweit an Hunger. Unter dem Motto "Wir haben den Hunger satt" hat die katholische Kirchengemeinde St. Martin und Severin am vergangenen Sonntag mit einem Aktionstag auf dieses Elend hingewiesen und die Zusammenhänge zwischen dem Ess-, Konsum- und Kaufverhalten in der Ersten Welt und dem Hungerleiden in der Dritten Welt aufgezeigt.

 Der ökumenische Eine-Welt-Laden war beim Aktionstag "Wir haben den Hunger satt" im Pfarrzentrum St. Martin mit einem eigenen Stand vertreten.

Der ökumenische Eine-Welt-Laden war beim Aktionstag "Wir haben den Hunger satt" im Pfarrzentrum St. Martin mit einem eigenen Stand vertreten.

Foto: SEBASTIAN FLICK

Im Pfarrzentrum St. Martin hatten die Besucher die Möglichkeit, Lebensmittel aus Fairem Handel zu erwerben, an einem Mittagessen teilzunehmen, das ausschließlich aus regionalen, ökologisch fairen Lebensmitteln zubereitet wurde und sich über mögliche Maßnahmen gegen weltweiten Hunger zu informieren.

"Sieben Millionen Tonnen essbare Lebensmittel werfen wir in Deutschland pro Jahr weg. Das würde ausreichen, um zwölf Milliarden Erdenbürger zu ernähren", betonte Thomas Großmann, Sprecher des Ausschusses "Schöpfer und Umwelt", der sich mit der Lebensmittelverschwendung beschäftigt.

Der Ausschuss hatte den Aktionstag zusammen mit dem "Eine-Welt-Ausschuss" organisiert. Die beiden Arbeitskreise der Kirchengemeinde St. Martin und Severin unterstützen große kirchliche Projekte, wie beispielsweise Misereor, ein Hilfswerk für Entwicklungszusammenarbeit der katholischen Kirche.

Ziel des Aktionstages war es insbesondere, Vernetzung und Verursachung von weltweitem Hunger aufzuzeigen: "Es geht nicht nur um Spenden, sondern um bewusstseinsbildende Maßnahmen", erklärte Joachim Schick, Leiter des "Eine-Welt-Ausschusses". Diese Bewusstseinsbildung beginne bereits bei Kindern, und so konnten sich die kleinen Besucher über die Entstehung von Kakao informieren und an einem Spieleprogramm zum Thema "Süße Fairsuchung" teilnehmen.

Victoria Sonntag, Mitarbeiterin von Misereor, war von den beiden Arbeitskreisen zum Aktionstag eingeladen und machte in ihrem Vortrag darauf aufmerksam, dass immer mehr Nahrungsmittel, die in Dritte-Welt-Ländern produziert werden, aufgrund steigender Nachfrage nach Europa geliefert werden. Sonntag erläuterte dies am Beispiel Paraguay: Hier werden über 70 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche für den Anbau von Soja genutzt, die Ernte wird jedoch zum größten Teil zur Futterherstellung nach Europa exportiert.

"Kleinbauern werden von ihrem Land vertrieben, weil immer mehr Fläche für die Plantagenwirtschaft von Großinvestoren aufgekauft wird", erklärte Sonntag. Misereor setzt sich für die rechtliche Landsicherung der Kleinbauern ein, bietet agrartechnische Beratung an und klärt Bauern über ihre Rechte auf. Aber auch als Konsument könne man viel zur Linderung dieses Elends beitragen, indem man mehr Produkte aus fairem Handel kauft, so Sonntag.

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