Freiluftkino im Friesi Entspannt unterm Sternenhimmel

FRIESDORF · So richtig warm ist das Wasser um 20 Uhr im Friesdorfer Freibad nicht mehr. Einige Schwimmer ziehen trotzdem noch ihre Bahnen, bevor die Filmnacht anfängt.

 Kurzfilmabend: Die vorgeführten Streifen haben alle den Sommer zum Thema. Dem Publikum gefällt's .

Kurzfilmabend: Die vorgeführten Streifen haben alle den Sommer zum Thema. Dem Publikum gefällt's .

Foto: Nicolas Ottersbach

"Wir hatten vorsorglich Badesachen dabei, dass wir tatsächlich ins Wasser gehen, haben wir spontan entschieden", sagt Niklas Kohler. Seine Freundin Pia Sauerborn fügt hinzu: "Es gehört zum Friesi-Besuch dazu." Für die Jugendlichen, die nebenan im Nichtschwimmerbecken toben, ist Plantschen der derweil perfekte Zeitvertreib; die Eltern haben es sich auf der Wiese gemütlich gemacht und mit Decken und Isomatten einen Bereich für die 20 Mann starke Gruppe, allesamt ehemalige Schulkameraden mit Anhang, direkt vor der Leinwand gesichert.

Dabei ist der Sitzplatz, der eigentlich ein Liegeplatz ist, weil Stühle wegen der Fluchtwege verboten sind, gar nicht so entscheidend. "Man kann fast von überall super sehen; es steht nämlich keiner im Weg", sagt Katrin Heydweiller.

Selbst als sich die Wiese nach und nach mit rund 300 Gästen füllt, findet jeder noch eine Lücke mit genügend Freiraum. In den hinteren Reihen gibt es für all die, die sich nicht auf den Boden legen können, Sitzbänke mit Tischen. Die sind zwar schnell belegt, doch kommt noch jemand, rückt man gern enger zusammen. Als kurz nach 21 Uhr die Bademeister die letzten Schwimmer aus dem Becken scheuchen, bereiten Wolfgang Lange und Peter Sprenger das Kurzfilm-Programm vor. Sie waren schon drei Stunden früher da und haben den großen Kinoprojektor, der in einem Anhänger steht und für solche Vorführungen aus dem Landesmuseum ausgebaut wird, richtig eingestellt.

"Wichtig ist, dass wir die Distanz zur Leinwand kennen, um das passende Objektiv mitzubringen", erklärt Sprenger. Sie haben das passende Objektiv mitgebracht; das Bild ist scharf. Damit es hell genug ist, braucht es eine Leistung von knapp 15 0000 Lumen. Zum Vergleich: Ein handelsüblicher Beamer hat zwischen 2000 und 4000 Lumen.

Ansonsten entspricht die Technik weitestgehend der im Kino, die Filme sind auf einer Festplatte gespeichert. Das macht die Arbeit für Filmvorführer Lange einfacher, weil er bei den vielen Filmchen, die in zweimal 50 Minuten abgespielt werden, keine Rollen mehr wechseln muss. Zu Beginn zeigt er den neuen Trailer des Freibads von Andreas Giersberg, der die verschiedenen Aktionen vorstellt.

"Das Programm muss sich immer dem Spielort anpassen", sagt Sigrid Limprecht von der Bonner Kinemathek, die seit vier Jahren die Streifen in den Filmnächten im Freibad zeigt. Weil das Friesi ein Familienbad sei, müssten auch die Filme familientauglich sein. Neben den Kurzfilmen, die etwas mit Sommer zu tun haben, wurde am Vortag "Honig im Kopf" von Til Schweiger vorgeführt. Mehr als 500 Zuschauer kamen.

Im Gegensatz zum Wochenende davor: Am Freitag musste die Veranstaltung wegen starker Regenschauern abgebrochen werden, am Samstag wurde sie komplett abgesagt. "Es war zu windig", so Bärbel Richter, stellvertretende Vorsitzende des Fördervereins "Freibadfreunde Friesdorf", der die Filmnacht mit vielen Ehrenamtlichen stemmt. Zwar halte die Leinwand stärkerem Wind stand. Das Risiko, die 10 000 Euro teure Projektionsfläche zu zerstören, wollte dennoch niemand eingehen.

Damit die Filme gezeigt werden dürfen, muss die Stadt als Betreiber des Bads ihr Ok geben. Den Eintritt von 6,50 Euro bekommt die Kinemathek, die wiederum einen Teil an die Verwaltung abführt. Überhaupt möglich werden die Filmnächte aber erst durch die Freibadfreunde, die Würstchen, Getränke und Snacks verkaufen.

"Von den Einnahmen mieten wir die Technik; ein bisschen bleibt für den Verein hängen", sagt Richter. Dieses Jahr sei das bisher schlechteste gewesen. 2016, so sind sich Limprecht und Richter einig, soll es trotzdem weitergehen. "Freibäder mitten in der Stadt sind so delikate und schöne Plätze, dass man ein Nutzungskonzept für das ganze Jahr haben muss", sagt Limprecht.

Dass das Friesi schön ist, finden auch die alten Schulkameraden, die sich mittlerweile eng zusammengekuschelt haben. In der 15-minütigen Pause unterhalten sie sich über die Atmosphäre beim Freiluftkino. "Du hast den Himmel über dir und kannst entspannt auf der Wiese liegen", erzählt Katrin Heydweiller. Gatte Andreas hat "leider drei Decken zu wenig dabei"; er friert. Die Kinder ein paar Reihen davor haben es da besser gemacht, sie wickeln sich in Schlafsäcke. Ein paar von ihnen gehen zum Imbiss-Pavillon und holen sich Würstchen bei Antonina Cziudaj. Am Freitag gab sie 270 Siedewürstchen aus.

Um dem Ansturm in der Pause Herr zu werden, sind die Brötchen schon geschnitten und auf Papptellern parat gelegt. "Am stressigsten ist es aber vor Filmbeginn", sagt sie. Dass sie ehrenamtlich hilft, ist für sie selbstverständlich. Schon als Kind verbrachte sie ihre Ferien im Friesi, es ist ein Stück Familie. "Es wäre schade, wenn es schließt, deshalb müssen wir alle mitarbeiten", sagt Czudaj. Auch wenn das Aufräumen wie dieses Mal bis zwei Uhr nachts dauert.

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