Karneval in Bad Godesberg Ein Prinz zum Anfassen

BAD GODESBERG/BEUEL · Thomas Heinzen ist eingefleischter Karnevalist, liebt (fast jeden) Sport und sein Motorrad. Zu den fidelen Burggrafen kam er durch die Liebe.

 Tausche Prinzenornat gegen Lederkluft: Neben dem Karneval ist sein Motorrad die große Leidenschaft von Thomas Heinzen.

Tausche Prinzenornat gegen Lederkluft: Neben dem Karneval ist sein Motorrad die große Leidenschaft von Thomas Heinzen.

Foto: Ronald Friese

Schon auf dem Weg zu Thomas Heinzens Wohnung ist erkennbar, wofür das Herz des Prinzen schlägt. An der Straße, direkt vor dem Eingang, steht sein Motorrad – die erste Leidenschaft. „Das ist ein Chopper, eine Honda Shadow“, erklärt der 38-Jährige. Ein paar Schritte weiter, an der Treppe zu seiner Souterrain-Wohnung, hängen Prinzenornat und „ziviles“ Kostüm. Die zweite Leidenschaft: der Karneval. Bevor man sich setzt, fällt der Blick auf ein Plakat des 1. FC Köln. Womit die dritte Leidenschaft deutlich geworden ist.

Doch derzeit dreht sich – natürlich – alles um den Karneval. Dass aus Thomas Heinzen Prinz Thomas I. geworden ist und er in Bad Godesberg regiert, war so nicht vorhersehbar. „Ich habe noch nie in Bad Godesberg gewohnt“, bekennt Heinzen, der sich hauptberuflich mit Lkw beschäftigt, und zwar als Vertriebsnetz-Koordinator der AGES Maut System GmbH in Langenfeld. Der gebürtige Ippendorfer zog diverse Male innerhalb der Stadtgrenzen um, bis er schließlich auf der schääl Sick landete.

Dass sein Herz nun für den Bad Godesberger Karneval schlägt, haben die Jecken der Liebe zu verdanken. Seine Exfrau Nina war 2008 Godesia. Sie ist der Grund dafür, dass 2008 quasi zum prinzlichen Schicksalsjahr wurde: Im Mai 2008 heiratete das Paar zwei Tage vor Heinzens 30. Geburtstag. Seit 2008 ist er außerdem Mitglied der KG Fidele Burggrafen, deren Geschäftsführer er ein Jahr später wurde.

Doch obwohl die Ehe 2013 zerbrach, ist er Bad Godesberg karnevalistisch treu geblieben. Was wohl auch daran liegen mag, dass sich das Expaar nach wie vor sehr gut versteht. Zumindest weist der große Herz-Luftballon mit der Inschrift „Thomas I.“ darauf hin, der die Wohnung des Prinzen ziert. Geschenkt bekommen hat er den von seiner Exfrau.

Prinzipiell ist er gerne Prinz. Doch eines ist ihm nicht ganz geheuer – wenn die Tollitäten tanzen sollen. Theoretisch müsste er davor keine Angst haben. Heinzen besitzt diverse Tanzabzeichen, hat bei Nachwuchsturnieren in der Jury gesessen. „Aber beim Gardetanz bin ich einfach ein Legastheniker.“ Seiner Godesia liege dieser im Blut, bei ihm sei das Ziel „nicht im Weg herumstehen und keine Verletzten“. Dann zeigt er auf seine Schuhe, die einige weiße Stellen im roten Lack aufweisen. „Das passiert, wenn ich in den Spagat gehe. Der Lack ist ab“, meint er mit einem Augenzwinkern.

Doch nicht nur Tanz, auch Sport spielt im Leben des 38-Jährigen eine große Rolle. Nicht nur, dass er so gut wie alle Sportarten anschaut – „nur rhythmische Sportgymnastik und Synchronschwimmen ist nichts für mich“ –, er ist auch selbst aktiv. Lange hat er beim SV Rot-Weiß Bonn-Röttgen gekickt, war Trainer und Torwart. Und wenn der FC spielt, ist zuschauen Ehrensache.

Jetzt hat Heinzen sich außerdem im Fitnessstudio angemeldet. „Ich versuche, regelmäßig dorthin zu gehen“, sagt er. „Das klappt mal mehr, mal weniger gut.“ Neben der Arbeit, dem Sport und dem „ganzjährigen Fulltime-Job als Geschäftsführer bei den Burggrafen“ bleibt allerdings nicht mehr viel Freizeit übrig.

Doch zurück zum Prinzendasein. Was ist es, was ihm am meisten am Herzen liegt? „Ich möchte den Garden, den Begleitcorps, genügend Raum geben, sich zu präsentieren. Schließlich trainieren sie das ganze Jahr“, sagt er. Und fügt nach einer kurzen Überlegung hinzu: „Ich möchte ein Prinz zum Anfassen sein.“

Bei der Shoppingtour sei eine ältere Dame mit schwäbischem Akzent auf ihn zugekommen. Sie habe ihm mit Tränen in den Augen gesagt, dass sie seit Jahren in Godesberg wohne, aber noch nie dem Prinzen so nahe gekommen sei. „Da wusste ich, dass ich das genau dafür mache.“

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