Talk "Ich stelle mich" Ein Plädoyer für den Frieden

Bad Godesberg · Norbert Blüm spricht beim Forum Bad Godesberg über gesellschaftliche Herausforderungen - und natürlich über die Rente.

 Im Zwiegespräch: Norbert Blüm und Helge Matthiesen.

Im Zwiegespräch: Norbert Blüm und Helge Matthiesen.

Foto: Benjamin Westhoff

Norbert Blüm erinnert sich heute noch ganz genau an seine schwersten 30 Schritte durchs Freie in Sicherheit. Diese Erinnerungen an den Krieg hat er wie einen Film im Gedächtnis gespeichert. "Nie habe ich im Leben mehr Angst gehabt als bei Fliegerangriffen", sagte er am Donnerstagabend beim Talk "Ich stelle mich" des Forums Bad Godesberg im Pastoralzentrum St. Marien.

Er warnte vor 70 Besuchern davor, dass solche Zeiten wieder zurückkehren. Der frühere Arbeitsminister unter Bundeskanzler Helmut Kohl war beim Gespräch mit GA-Chefredakteur Helge Matthiesen für den erkrankten Klaus Kinkel eingesprungen.

"Frieden ist das größte Geschenk, das sich die Menschheit machen kann. Man soll dafür auf die Marktplätze gehen", sagte Blüm. Für ihn ein aktuelles Thema, denn: "Die große Frage, die jetzt unausweichlich entschieden werden muss, lautet: Geht es zurück in den Nationalismus, oder ist Europa unsere Zukunft?"

Der 83-Jährige erinnerte daran, welches Unheil der Nationalismus gebracht habe. "Amerika first? Das ist wie eine Krankheit." Und Grenzen hätten nur Streitigkeiten gebracht. "Von Gott und der Natur ist keine gesetzt worden", so der Christdemokrat.

Matthiesen bezeichnete Blüm als streitbaren Menschen, was der Bonner anhand zahlreicher, amüsanter und nachdenklicher Anekdoten aus Pfadfinderzeiten, Ausbildung und Politik unterstrich. Als junger Mensch habe er nicht gewusst, was er mal machen wolle - im Gegensatz zu seinem Sohn Christian, für den Musik schon immer das Wichtigste war und der bei Brings am Schlagzeug sitzt.

Nach Ausbildung zum Werkzeugmacher kam Blüm in den 60er Jahren an die Uni Bonn. Er erinnerte dabei an seine Prüfung bei Joseph Ratzinger und zog den Hut vor ihm als Papst Benedikt XVI., der sein Amt niedergelegt habe, weil er es in seinen Augen nicht mehr erfüllen konnte.

Das Gespräch führte zur Christlichen Soziallehre, die im Gegensatz zu den "Teilwahrheiten von Sozialismus und Kapitalismus" beides integriere, indem der Mensch sowohl Individuum als auch Sozialwesen sei. Dem früheren Politiker geht es um ergiebige Arbeit, "das eigentliche Thema der Rentenversicherung".

Doch eine ganz besondere Bedeutung hat für ihn die Deutsche Einheit: "Wann haste mal das Glück, an einem solchen Projekt mitzuwirken?", meinte er. Es sei gut gewesen, alles schnell, "mit einem Kopfsprung" umzusetzen. Da habe Kohl viel Mut gehabt.

Den Streifzug durch das Leben des gebürtigen Rüsselsheimer würzte Matthiesen auch mit alten Fotos, zu denen Blüm immer eine Geschichte erzählen konnte.

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