Ehrenamt sucht Nachwuchs

BAD GODESBERG · Ehrenamt - was bringt einem das? Diese Frage, so ist Kabarettist Konrad Beikircher überzeugt, solle man gar nicht erst stellen. "Wenn ich jemandem helfen möchte, dann ist der Impuls da, auch wenn ich daran nichts verdiene." Beikircher engagiert sich mit Benefiz-Veranstaltungen für eine Schule im westafrikanischen Guinea-Bissau.

 Auch beim Fest der Generationen dabei: die Verkehrswacht. Deniz fährt unter Aufsicht von Friedrich Buchholz einen Parcours ab.

Auch beim Fest der Generationen dabei: die Verkehrswacht. Deniz fährt unter Aufsicht von Friedrich Buchholz einen Parcours ab.

Foto: Ronald Friese

So ganz ohne Lohn sei das Ehrenamt ja auch nicht: "Du bekommst schöne Gefühle zurück, was könnte besser sein?", sagt er am Sonntag bei der Diskussionsrunde auf der Bühne des vierten Festes der Generationen auf dem Godesberger Theaterplatz.

Da stimmen ihm seine Gesprächspartner auf der Bühne zu: Brigitte Grüll leitet seit zehn Jahren ehrenamtlich das Bad Godesberg Stadtmarketing. Susanne Gundelach hat die Hospiz-Stiftung Bonn ins Leben gerufen und Stephan Kay motiviert als Jugendleiter des SC Muffendorf junge Sportler, sich selbst zu engagieren.

Gabriele Trull koordiniert als Bundesvorsitzende der Evangelischen Krankenhaus-Hilfe mehr als 11.000 ehrenamtliche "grüne Damen und Herren", die sich um Patienten kümmern, und Jürgen Wehlus ist Brandoberinspektor und Sprecher der Freiwilligen Feuerwehr Bonn. Die Sechs diskutieren mit Moderatorin Ebba Hagenberg-Miliu über das Thema Ehrenamt. Man stellt zum Beispiel fest, dass es längst nicht mehr überwiegend Frauen sind, die sich engagieren.

"Die Männer ändern sich", sagt Gundelach. Die Frauen aber auch, so Trull: "Die, die heute zu uns kommen, sind Frauen aus dem Berufsleben. Die bringen ein ganz anderes Selbstbewusstsein mit als vor 20 Jahren." Ein Ehrenamt, sagt Hagenberg-Miliu, sei heute vielfach auch nicht mehr eine Lebensaufgabe, sondern projektbezogen. Das sei etwas, womit die Vereine heute umzugehen lernen müssten.

"Wichtig ist, die ehrenamtlich Tätigen zu fragen, was sie leisten können und wollen", meint Trull. Man solle ihnen keine Aufgaben aufzwingen. Für Kay ist vor allem wichtig, dass man ein gutes Team hat, und dass man eine positive Grundeinstellung vermittelt. "Das erkennen die Kinder und auch die Eltern." Auf diese Weise könne man auch junge Menschen motivieren.

Wehlus und Beikircher schlagen auch kritische Töne an: "Wenn ich feststelle, dass es Politiker gibt, die nicht einmal wissen, dass es eine Freiwillige Feuerwehr gibt, dann muss ich Aufklärungsarbeit leisten", sagt Wehlus. Beikircher sieht sich als prominenter Künstler besonders in der Verantwortung, anderen zu helfen. Er bemängelt, dass einige andere bekannte Künstler das offensichtlich nicht so sehen.

Die Diskussionsrunde ist einer der Höhepunkt der Veranstaltung des Generationennetzwerkes Bad Godesberg. Bereits am Samstag feiern zahlreiche Familien beim "Tag der kleinen Bad Godesberger". Gestern haben zudem viele ehrenamtliche Helfer, wie das Rote Kreuz, das Technische Hilfswerk oder die Mitglieder des Generationennetzwerkes die Möglichkeit, sich und ihre Arbeit zu präsentieren.

Für Edith Koischwitz von der Offenen Tür Dürenstraße ist Ehrenamt vor allem etwas, "das die Gesellschaft zusammen hält und sie lebenswert macht". Damit das auch in Zukunft so bleibt, müsse unbedingt mehr Nachwuchs für das Ehrenamt motiviert werden.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort