Moltkeplatz in Bad Godesberg Diskussion neu entfacht

BAD GODESBERG · Mehr als zehn Jahre nach seiner Umgestaltung vermag der Moltkeplatz weiterhin Leidenschaft und Gemüter der Godesberger zu bewegen. Den Beweis erbringt eine aktuelle Debatte, die von Vorschlägen aus den Reihen der Kommunalpolitik entfacht worden ist.

Wie berichtet, wird die CDU in einer der nächsten Sitzungen mit einer 15 Punkte umfassenden "Verschönerungsoffensive" des zentralen Platzes um Unterstützung werben - von Säuberungen bis hin zur Prüfung, welche Sonderveranstaltungen der Platz beherbergen könnte.

Der Bürger Bund hatte die Vorschläge um die Anregung ergänzt, eine gastronomische Nutzung des Natursteinpodests zu prüfen, während "Die Godesberger" das umstrittene Bauwerk lieber gestern als heute abgerissen sähen, damit der Moltkeplatz der Kundschaft des Godesberger Einzelhandels wieder als Parkplatz dienen kann. Höchst vielseitig fallen zu alledem die Meinungen in der Bad Godesberger Bevölkerung aus:

"Fehlplanungen": Bauliche Ergebnisse spiegelten auch immer die innere Haltung und unbewussten Muster desjenigen, der entschieden hat, sei es privat, beruflich oder in der Politik, meint etwa Doris Lenhard im Rückblick auf die Entstehung des Moltkeplatzes und ergänzt: "Das Altstadtcenter, das Kinopolis, der Moltkeplatz: Diesen Bauten ist eines gemeinsam: Man sieht ihnen an, dass die Befürworter, wie Dagobert Duck, Dollarzeichen in den Augen hatten, allerdings ohne volkswirtschaftlichen Erfolg. Das einzig sinnvolle städtebauliche Projekt war der Tunnel, alle anderen haben den Charme von Bad Godesberg zerstört.

GA-Leser Jürgen Schönewald meint: "Die Bonner Fußgängerzone ist in der Zwischenzeit schon mindestens drei Mal gründlichst überholt und teilweise erneuert worden. Für Bad Godesberg war nie Geld da". Als "letzte Fehlleistung der Bezirksvertretung" bezeichnet der Anlieger den Umbau der Koblenzer Straße, denn da bewege sich der Autoverkehr wie eh und je.

An der "Misere des Moltkeplatzes" sind nach Ansicht von Schönewald die Marktbeschicker nicht ganz unschuldig: Die nämlich hätten seinerzeit "Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt ihre Bagagewagen während der Marktzeit auf dem Platz unterzubringen". Dort seien ursprünglich mehr Bäume geplant gewesen. Schönewald: "Der genehmigte Entwurf sah ziemlich anders aus. Wenn er so geworden wäre wie geplant, hätten wir nicht diese Ödnis.

Erscheinungsbild: Zum Vorschlag, die Cafétische auf das Podest auszudehnen, hat Leserin Doris Kräckel eine klare Meinung: "Sitzt man in der eigentlich schönen Außengastronomie dort, kann man sein Essen gemeinsam mit Ratten teilen. Die laufen nämlich zwischen den Tischen durch und um das Podest herum! Danke, einmal und nicht wieder", schildert sie ihre Erlebnisse am Moltkeplatz.

Auch Doris Lenhard fällt ein vernichtendes Urteil über den Pflegezustand in den umliegenden Straßenzügen: "Meine Praxis habe ich in der Oststraße aufgegeben. Täglicher amerikanischer und arabischer Fastfood-Ketten-Abfall unter der Hauseingangstreppe und Kippen auf den Gehwegen sind keine Qualitätsmerkmale für einen hochwertigen wirtschaftlichen Standort. Ich bin nicht bereit, die Arbeit der Stadtreinigung zu machen", sagt die Inhaberin einer Beratungsagentur für Schwangere.

Perspektiven: "Gibt es denn wirklich keine Möglichkeit, die schlimmsten Sünden - Asphaltwüste, Stolperecken, fehlende Grünabgrenzung zur Straße hin - zu beseitigen?", fragt GA-Leserin Susanne Walter und regt genau das an: "Als Gemeinschaftsaktion von Bauunternehmern, Architekten, Bauamt und einer Bürgeraktion zur Umsetzung, möglicherweise noch als Praxisprojekt zum Berufekennenlernen für Schüler, die von der Planung bis zur Umsetzung bei Firmen und Behörden mitarbeiten könnten, und so eventuell Beruf und Ausbildungsplatz fänden. Wie wäre es, Godesberg?", so ihr Appell. Jürgen Schönewald glaubt zwar aufgrund der hohen Gebühren für Terrassenplätze nicht an eine Ausdehnung der Außengastronomie.

Allerdings: Eine nette Möblierung in Form von (vandalismussicheren) Bänken und Blumenkübeln mit Dauerbepflanzung wäre ein gute alternative. Kaffee gibt es ja in unmittelbarer Nähe", sagt er und verschweigt auch angenehme Erfahrungen mit dem Moltkeplatz nicht: "Im vergangenen Jahr", berichtet er, "war zur Eröffnung des Beethovenfestes ein Pavillon auf dem Podest, und es wurden von Jugendlichen Konzerte geboten.

Das wurde sehr gut angenommen und war ein schönes Erlebnis. für die jungen Musiker genauso wie für die Zuhörer". Auch um Ideen für neue Veranstaltungen auf dem Moltkeplatz ist der Godesberger nicht verlegen: "Vielleicht ist der Verein Stadtmarketing in der Lage, einen Mitternachtsflohmarkt oder eine kleine Kulinariameile mit Bad Godesberger Gastronomen und Probierständen von Obstbauern aus dem Umland auf die Beine zu stellen", so sein Vorschlag.

Vorbild Siegburg? Dass es in einer Innenstadt vergleichbarer Größenordnung mit der Außenwirkung gut klappen kann, sieht Leserin Doris Lenhard in Siegburg bewiesen, die sie bei einem Besuch nach längerer Zeit nun positiv überrascht habe: "Ein Meer von Blumenkübeln und preiswerten, aber dennoch hochwertigen Außenmöbeln machen aus dem Markplatz eine Wohlfühloase - alles Entscheidungen von Politikern und Gastronomen - die Urlaubs- und Glücksgefühle weckt. Es ist zu sehen, dass die Stadt geschätzt wird.", lobt die Godesbergerin die Kreisstadt an der Sieg.

Das Thema Moltkeplatz steht am 10. September auf der Tagesordnung der Bezirksvertretung Bad Godesberg.

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