Kunstraum Villa Friede Die Natur ins rechte Licht rücken

MEHLEM · In Zeiten der Superlative, in denen Natur Synonym für unerreichbare Gipfel, ferne Wasserfälle und unberührte Wüsten ist, rückt die Fotoausstellung "In der Nähe - die Natur vor der Haustür" die unauffälligen Nebendarsteller unseres Alltagslebens ins rechte Licht.

 Auf den Blickwinkel kommt es an: Fasziniert betrachten die Besucherinnen drei Fotomotive.

Auf den Blickwinkel kommt es an: Fasziniert betrachten die Besucherinnen drei Fotomotive.

Foto: Ronald Friese

Eingeladen zur Eröffnung der Ausstellung von zehn Fotografen und Fotografinnen der Fotoakademie Bonn hatte jetzt die Stiftung für Kunst und Kultur in den Kunstraum Villa Friede. Walter Smerling, Vorsitzender der Stiftung, begrüßte die Gäste und Jochen Weinand, Leiter der Fotoakademie, führte durch die Ausstellung und erläuterte Motive und Techniken.

An den Wänden hängen unterschiedlichste Naturaufnahmen, die unsere Aufmerksamkeit durch neue und ungewöhnliche Perspektiven auf kleinen, stillen Sehenswürdigkeiten lenken. Die fotografische Handlung rückt das Objekt ins Bewusstsein und die unmittelbare, unverstellte Natur verliert ihre Entrücktheit, ist uns nah und vertraut.

Bäume sind die starken Protagonisten gleich mehrerer Fotoserien. So bei Andrea Woynar, die den einzelnen Baum charaktervoll auf Augenhöhe fotografiert, wodurch die ausdruckstarken Stämme zu unseren Mit- und Gegenspielern werden. Petra Kulcsar fordert in ihrer Reihe "Baumgeheimnisse" den Betrachter auf, in den knorrigen Baumrinden Gesichter und mythische Gestalten zu erkennen.

Die Herbststimmungen von Joachim Müller-Klink, in denen abgefallene Blätter auf dem Wasser tanzen, wirken durch Bewegung und Farbe wie Fantasiegebilde. In seiner Nahaufnahme einer Froschgruppe in einem Tümpel meint der Besucher das Universum zu erkennen. Auch in der Serie des Mondorfers Thomas Westerschulte spielt das Material Holz, hier im vermoderten Zustand, die Hauptrolle.

In kleineren Formaten und in Schwarzweiß arrangiert Iris Küppers unterschiedlich verblühte Pflanzen, um ihre Einzigartigkeit zu zeigen, die bleibt, auch wenn keiner mehr hinschaut. Farblich ausdrucksstark sind die drei Nutzpflanzenbilder von Barbara Freitag. Großformatige Mauerstücke und das vielfältige Leben auf ihrer Oberfläche und in den Nischen stellten eine technische Herausforderung dar, die Sven Hundstein bravourös meisterte. Sehr beeindruckend ist die Reihe von sechs anthropomorphen Pilzdarstellungen des Fotografen Axel Fliege. Der Hintergrund fast verschwunden, entfalten diese Fotografien eine fast morbide Anziehungskraft.

Man muss nicht, wie Dörte Feddersen, die Naturmuster und eine einzigartige Farbpallette präsentiert, von Jugend an mit der Spiegelreflex-Kamera unterwegs sein, um "fotografieren" zu können. Beatrix Ohlmer, die in ihren leichten Blumenaufnahmen mit dem Sonnenlicht und Lichtreflexen spielt, hat sich erst vor drei Jahren der Fotografie zugewandt. Gemeinsamer Nenner aller hier vertretenen Fotografen ist, dass sie sich regelmäßig in der Fotoakademie Bonn fortbilden, die zwar erst seit drei Jahren besteht, doch bereits ihre 2. Jahresausstellung ausgerichtet hat.

  • Die Ausstellung kann bis zum 4. Januar mittwochs bis samstags von 14 bis 17 Uhr im Kunstraum Villa Friede, Mainzer Straße 141, besucht werden, Am 24., 25., 26. und 31.12 sowie 1. Januar ist der Kunstraum geschlossen.
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