Ausstellung im "Knotenpunkt" Die Dachbodenfunde haben "rübergemacht"

PLITTERSDORF · Es war nicht alles schlecht. Wenn es um Diktaturen auf deutschem Boden geht, können an einem Satz wie diesem mitunter Freundschaften zerbrechen. In Bezug auf Spielsachen erscheint er halbwegs unbedenklich - auch wenn es sich in Gestalt von Pferdefuhrwerken, Kränen und Lastfahrzeugen um authentische Zeugnisse des Arbeiter- und Bauernstaates handelt.

 Echte Schätzchen aus der früheren DDR präsentieren Christoph Wolter (links) und Günter Herzing zurzeit im "Knotenpunkt".

Echte Schätzchen aus der früheren DDR präsentieren Christoph Wolter (links) und Günter Herzing zurzeit im "Knotenpunkt".

Foto: Rüdiger Franz

Als leidenschaftlicher Sammler von Spielzeug aus der DDR hat Christoph Wolter seinen Stolz jetzt im Ausstellungsraum "Knotenpunkt" des Bad Godesberger Künstlers Günter Herzing ausgebreitet. Die Öffentlichkeit ist herzlich eingeladen, sich die selten gewordenen Stücke aus der Nähe anzusehen.

Über wie viele Dachböden Christoph Wolter als "Opfer" seiner Liebe zu historischem Spielzeug in seinem Leben bereits gekrochen ist, vermag er nicht mehr zu sagen. Dafür weiß er aber zu berichten, dass es die Dachböden im thüringischen Steinach besonders "in sich" haben.

Die 30 Kilometer vom fränkischen Coburg entfernte Kleinstadt war einst ein Zentrum der Spielzeugherstellung in der DDR. Echten Kennern werden wohl Namen wie "GECE Vogel", "E.C.Greiner" oder "Marolin" ein Begriff sein. Bis auf das Letztgenannte existiert heute keines der einstmals zahlreichen Familienunternehmen mehr, jedoch hat manches Erinnerungsstück die Jahre in Kellern und Kisten überdauert und begeistert bis heute die Fans auf speziellen Börsen, wie Wolter lebhaft erzählt.

Ihn kennen viele Bad Godesberger noch aus seiner Zeit als Mitarbeiter der Sparkasse an der Rheinallee. Seit 40 Jahren sammelt er Spielzeug, was man - wie er verschmitzt lächelnd einräumt - auch seinen eigenen vier Wänden in Meckenheim ansehen kann. "Im Alter wird man manchmal etwas wunderlich", sagt er.

Seine Nachbarn habe er deshalb vorsorglich darum gebeten einzugreifen, sollte sein Hang zum Spielzeug einst bedenkliche Auffälligkeiten erzeugen. Dem Spielzeug der DDR, fährt er ernsthaft fort, sei eine besondere, unverkennbare Ästhetik eigen. Hinzu komme der Umstand, dass das meiste in Handarbeit entstanden ist.

Ein "lebenserwärmendes und erhaltenswertes Kulturgut" nennt Gastgeber Günter Herzing die Ausstellungsstücke. Immerhin habe er jetzt Kinder erlebt, die auf diese Weise erstmals ein Pferdefuhrwerk zu Gesicht bekommen hätten. Auch die Farb- und Materialästhetik haben es ihm angetan. Und noch etwas, so Herzing, habe solch eine Sammlung an sich: "Sie wirkt dem entgegen, was eigentlich nicht aufzuhalten ist."

  • Knotenpunkt, Plittersdorfer Straße 133. Geöffnet mittwochs bis freitags von 14 bis 18.30 Uhr und samstags von 10 bis 14 Uhr.
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