Ausstellung zur Passionszeit in der Pauluskirche "Der Notfall droht immer"

FRIESDORF · Das Jahr 2011 war für das Künstlerehepaar Maria Pudelko und Kari Stettler kein Jahr wie jedes andere. Es war das Jahr des arabischen Frühlings, der Reaktorkatastrophe in Fukushima und der schweren Hungersnot in Somalia. Auch wenn die Künstler die Bilder nur aus dem Fernsehen kannten, waren sie tief bewegt von den existenziellen Notsituationen in der Ferne. Ihre Eindrücke und Gedanken verarbeiteten sie daher in Skulpturen und Figuren, die ab sofort in der evangelischen Pauluskirche zu sehen sind.

 Skulpturen und Figuren aus Ton zeigt das Ehepaar Kari Stettler und Maria Pudelko Stettler noch bis in die Osterferien hinein in der Pauluskirche.

Skulpturen und Figuren aus Ton zeigt das Ehepaar Kari Stettler und Maria Pudelko Stettler noch bis in die Osterferien hinein in der Pauluskirche.

Foto: Ronald Friese

"Notfälle" heißt die Ausstellung, mit der Pfarrer Siegfried Eckert die Besucher zur Auseinandersetzung mit den Nöten und Fragen dieser Zeit anregen will. "Bei uns haben Ausstellungen zur Passionszeit Tradition. Sie sollen eine Begegnung mit unterschiedlichen Welten und Kulturen ermöglichen", erklärte Eckert, der die Vernissage der Ausstellung in einen Gottesdienst eingebettet hat. "Die Passion kennt keine Jahreszeit, der Notfall droht immer", sagte der Pfarrer in seiner Predigt, die von der Freiburger Sängerin Elke Seifert musikalisch untermalt wurde. Anschließend hielt Pfarrer Otto Bernhard Wilde eine Liedpredigt über Dietrich Bonhoeffer - ein Mensch, der viele Notfälle erdulden musste.

Nach dem Gottesdienst erkundeten die Gemeindemitglieder ihre Kirche, denn die wird nun deutlich von Tonfiguren geprägt: An der Fensterseite blickt ein Mann mit Turban stoisch in den Raum, gepaart mit einer schreienden Demonstrantin. Unterm Kreuz am Altar ist der gebeutelte Rücken eines Gefangenen zu sehen. Im Kirchenraum trauert eine Mutter um ihren toten Sohn. "In meinen Arbeiten geht es mir um Leid und Not, um Machtmissbrauch und um Vernichtung", sagt Maria Pudelko Stettler.

Ihr Mann hat sich dagegen für das Thema "Warten" entschieden. Er hat unter anderem elf Figuren aus Eichenholz geschaffen, die an die auf Essen wartenden Frauen in Somalia erinnern sollen. Besonders auffällig ist seine vergoldete "Pietà", die Pfarrer Eckert auf den Altar gestellt hat. "Sie soll die Paradoxie von Not und Gewinn darstellen, denn mit einer Hungersnot steigen auch die Aktienkurse für Grundnahrungsmittel auf Rekordhöhen", so Stettler.

Die Ausstellung ist bis Gründonnerstag jeweils zu den Gottesdiensten zu sehen oder nach Rücksprache unter der Rufnummer 0228/4 33 17 39.

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