Interview mit Chris Müller Der neue BIS-Direktor über seine Lehrphilosophie

Bad Godesberg · Seit Anfang August ist Dr. G. Chris Müller Direktor der Bonn International School (BIS). Kurz nach seiner Ankunft und wenige Tage vor Beginn des neuen Schuljahres spricht er über seine Lehrphilosophie und erklärt, warum er von Sambia nach Bad Godesberg ging.

 Neu in Bonn: G. Chris Müller ist seit dem 1. August Direktor der Bonn International School.

Neu in Bonn: G. Chris Müller ist seit dem 1. August Direktor der Bonn International School.

Foto: Friese

Herr Dr. Müller, Sie sind in der Welt und im internationalen Schulwesen weit herumgekommen. Warum haben Sie sich für die Stelle entschieden und tauschen Sambia gegen Bonn?
Chris Müller: Entscheidend waren sowohl persönliche als auch professionelle Gründe. Die Bonn International School ist international bekannt und renommiert und bietet das Internationale Baccalaureat als Pädagogik und als Abschluss an. Zudem entspricht ihr Profil meinem pädagogischen Stil. Und ich wollte schon immer einmal in Deutschland leben.

Warum denn?
Müller: Das hängt mit meinem familiären Hintergrund zusammen. Mein Vater war Deutscher, deshalb reise ich mein Leben lang mit einem deutschen Pass. Allerdings habe ich noch nie hier gelebt und gearbeitet. Das hole ich nun nach.

Waren Sie denn schon einmal zu Besuch?
Müller:
In Deutschland schon oft, ich habe viele Verwandte im Land. Bonn kannte ich bis jetzt aber noch nicht.

Und wie ist Ihr erster Eindruck?
Müller: Ich bin begeistert von der Stadt und ihrer Umgebung am Rhein. Als erstes habe ich mir ein Fahrrad gekauft und bin 30 Kilometer rheinaufwärts gefahren. Vor allem freue ich mich auf das kulturelle Angebot, das sich hier bietet.

Zu Ihrer neuen Funktion: Welche persönliche Philosophie haben Sie denn im Gepäck?
Müller: Mein besonderes pädagogisches Anliegen gilt der Herausbildung des internationalen Weltblicks junger Menschen. Darum geht es auch in meiner Dissertation. Ich glaube, dass dies auch gut zur inhaltlichen Ausrichtung der BIS passt.

Wie sieht dieser "internationale Weltblick" konkret aus?
Müller: Unter unseren Schülern sind 65 Nationen vertreten. Wenn man diese Grundlage richtig nutzt, kann mittels des internationalen Bewusstseins ein "Leadership" mit Führungspersönlichkeiten der nächsten Generation entstehen, die die Welt gut gebrauchen kann. Insofern haben Schulen wie unsere eine wichtige "Mission".

Besteht bei der Ausbildung ein Spannungsverhältnis zwischen den jeweiligen nationalen Wurzeln der Schüler und Ihrem internationalen Anspruch?Müller: Im Englischen gibt es hierfür den Begriff der "Third Culture Kids". Eine wichtige Voraussetzung für interkulturelle Kompetenz ist es zunächst, sich der eigenen Wurzeln bewusst zu werden. Insofern halte ich es für positiv, wenn in den Familien die jeweilige nationale Identität gepflegt wird. Gleichzeitig sind Interesse und Teilnahme am Leben in Deutschland vonnöten, um Orientierung und Empathie zu bilden.
Und drittens schaffen wir hier an der Schule eine dritte Kultur der Gemeinsamkeit. Darin liegt beispielsweise auch ein wesentlicher Unterschied zu den klassischen nationalen Auslandsschulen, die zumeist eine zentrale Kultur im Fokus haben. Um in unserem Sinne erfolgreich zu sein, muss sich diese multikulturelle Philosophie im gesamten Schulleben wiederfinden.

Welche Veränderungen können Kollegium, Eltern und Schüler in Bonn von Ihnen erwarten?
Müller: Ich habe viele Ideen, will mich aber erst mal einleben. Ich halte nicht viel davon, als Neuankömmling sofort alles umzukrempeln. Zunächst geht es darum, die Schulgemeinschaft kennenzulernen und alles zu beobachten.

Worauf freuen Sie sich besonders?
Müller: Darauf, dass sich am 20. August die Schule mit 750 Schülern füllt und Leben ins Haus kommt.

Zur Person
Der Mathematik- und Englischlehrer Dr. G. Chris Müller wurde 1959 in Otjiwarongo/Namibia geboren und wuchs in der Hauptstadt Windhuk auf. Seit seinem 14. Lebensjahr verbrachte er Schulzeit und Studium in Kapstadt, Südafrika. Nach dem Studium hat er drei Jahre lang als Lehrer in Kapstadt gearbeitet. Danach führte ihn sein Lehrerberuf an internationale Schulen in London, Paris, Dar es Salaam, Bukarest und New York, wo er an der Columbia University promovierte.

Nach einer einjährigen Auszeit in Südafrika war er zuletzt für fünf Jahre Direktor der American International School im sambischen Lusaka. Sein Vertrag an der Bonn International School gilt zunächst für drei Jahre. Müller ist ledig und wohnt in der früheren amerikanischen Siedlung unweit der Bonn International School.

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