Bad Godesberger Weihnachtskrippe Das Vermächtnis des Ehepaars Czizek

BAD GODESBERG · Die beiden Godesberger schufen mit viel Liebe zum Detail die Krippe für den Weihnachtsmarkt

 Moltkeplatz-Szene: Edith Koischwitz (l.) und Bettina Dolezalek Pohl drapieren die Krippenfiguren.

Moltkeplatz-Szene: Edith Koischwitz (l.) und Bettina Dolezalek Pohl drapieren die Krippenfiguren.

Foto: Ronald Friese

Für Marie-Luise Czizek(1924-2004) und Hans-Joachim Czizek (1921-2007) war der Krippenbauein ausfüllender und erfüllender dritter Lebensabschnitt nach derPensionierung des ehemaligen Oberstleutnants der Bundeswehr im Jahr1979. „Dabei gab es eine klare Arbeitsteilung: Herr Czizekerstellte die Körper der Figuren aus Draht und umwickelte sie mitStoffbahnen, um ihnen die Form zu geben. Anschließend modellierteer die Köpfe, Hände und Füße“, berichtet Edith Koischwitz. „FrauCzizek nähte dann die kunstvollen und farblich streng aufeinanderabgestimmten Gewänder.“

Die Glieder der Figuren sind durch ihreHerstellungsweise beweglich, ihre Statik durch Bleiguss in denBeinen ausgewogen, so dass sie praktisch in jeder Haltung freiaufgestellt werden können. „Das gibt den Figuren ihre einmaligeLebendigkeit“, sagt Koischwitz. Seit dem Tod des Krippenbauehepaarskümmert sie sich gemeinsam mit weiteren Ehrenamtlichen liebevoll umdieses besondere Stück Stadtgeschichte. Im Auftrag des damaligenBezirksvorstehers Norbert Hauser schufen die Czizeks Ende der 80erJahre die so genannte „Godesburg-Krippe“ mit etwa 120 Figuren, dieseither eine besondere Bereicherung für den GodesbergerWeihnachtsmarkt ist.

In Stil und Ausstattung orientierten sich dieKrippenbauer an den antiken neapolitanischen Krippen des 18.Jahrhunderts. Drei Ereignisse sind es, die in jederneapolitanischen Krippe dieser Zeit szenisch dargestellt wurden:die Geburt Christi und die Verkündigung an die Hirten, das Markt-und Straßenleben der Neapolitaner sowie der Zug und die Anbetungder Heiligen Drei Könige. Neapel übt übrigens heute noch einebesondere Faszination auf Edith Koischwitz aus. Stolz zeigt siekleine Obstkörbchen oder einen kleinen Brotkorb, die die Figurenrund um den Marktplatz tragen. Sie sind aus Wachs, und immer wennKoischwitz in Neapel ist, schaut sie, was es so bei denneapolitanischen Krippenbauern an neuen Accessoires gibt.

AproposMarktplatz: Das ist in der Godesberger Krippe natürlich derMoltkeplatz. Muffendorfer Fachwerkhäuser und Trachten, wie sie inGemälden des Malers Peter Schwingen zu sehen sind, gehören – nebender Godesburg – zu den zahlreichen Reminiszenzen an Bad Godesberg.Dazu zählt auch Norbert Hauser, der als Hirte verewigt wurde undauch Konrad Adenauer, den besonders Marie-Louise Czizek verehrte.Verehrung, wenn nicht gar liebevolle Zuwendung, braucht es wohl, umdiese Krippe Jahr für Jahr zu dekorieren und zu gestalten. Zu denHelfern rund um Edith Koischwitz gehören auch Ulf Sehnert undBettina Dolezalek Pohl. „Ich habe fast schon ein bisschen Liebe zudieser Krippe entwickelt“, gesteht die handwerklich geschickteGoldschmiedemeisterin. In der Vergangenheit reparierte sie desÖfteren einige Figuren.

Ähnlich wie Ingeborg Matz, die nach einemerheblichen Schaden, den vor zehn Jahren ein Schwelbrandanrichtete, fast 90 Figuren wieder in ihren Originalzustand bringenkonnte. Die Godesberger Krippe stellt in simultaner Aufstellungsechs biblische Szenen dar, beginnend mit der Verkündigung: dieHerbergssuche, die Geburt im Stall zu Bethlehem, das Hirtenfeld,den Königszug und die Flucht nach Ägypten. Auf die siebte Szene,den Kindermord in Bethlehem, verzichteten die Czizeks – sie wolltenKinder nicht verstören, die sich die Krippe anschauen. Nach dem Toddes Ehepaars vermachten die Erben der Gruppe um Edith KoischwitzFormen, Stoffe und andere Materialien, aber auch an die 100 Figurenin unterschiedlichen Größen, die das Ehepaar noch geschaffen hatte.

Diese wurden an das private Krippenmuseum „Krippana“ in Losheim,direkt an der belgischen Grenze, gegeben. Dort wurde in einjährigerBauzeit eine imposante Landschaft erbaut, durch die der Besucher inder Mitte hindurch gehen kann und die biblischen Szenen sieht.Diese Krippe wird seither als Dauerausstellung gezeigt. „Mit derjährlichen Ausstellung auf dem Godesberger Nikolausmarkt und derDauerausstellung in der Krippana wurde Hans-Joachim und Marie LuiseCzizek ein verdientes Andenken geschaffen“, sagt Koischwitz. i EineFührung durch die Godesberger Krippe auf dem Theaterplatz bietetEdith Koischwitz am Montag, 16. Dezember, um 15.30 Uhr an.Anmeldungen sind nicht erforderlich.

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