Bad Godesberg Das Kleine Theater verkürzt aus finanziellen Gründen erstmals die Spielzeit

BONN · Es gibt Premieren, auf die Walter Ullrich - Gründer und Intendant des Kleinen Theaters in Bad Godesberg - gern verzichtet hätte. So wie die Tatsache, dass sein Haus aus finanziellen Gründen nun erstmals in eine dreimonatige Spielpause gehen muss und hinter den "Sonny Boys" am Mittwochabend, 15. Mai, der Vorhang fällt.

 Walter Ullrich in "Nathan der Weise".

Walter Ullrich in "Nathan der Weise".

Foto: Schulz

Bis zum 19. August bleiben die Türen dort verschlossen - mit Ausnahme des Sommerprogramms mit der Heinz-Erhardt-Revue "Noch'n Gedicht" (2. bis 5. sowie 8. und 9. Juni) und dem Comedian-Harmonist-Konzert "Wochenend und Sonnenschein" (27. Juni bis 30. Juni).

An so etwas hätte Walter Ullrich sicher nicht gedacht, als das Kleine Theater vor fünf Jahren sein 50-jähriges Bestehen feierte. Tatsache ist aber auch, dass das am 21.Oktober 1958 eröffnete Haus seit 2011 mit einem städtischen Zuschuss von 80 000 Euro auskommen muss.

Und dass damit, wie Ullrich hinzufügt, eine komplette Spielzeit nicht mehr zu bestreiten ist: "Mit 100 000 Euro, die wir von 2007 bis 2010 bekommen haben, ging das noch so eben, aber nun bin ich dazu gezwungen, die Spielzeit zu verkürzen, da wir schon 2012 rote Zahlen geschrieben haben."

Aus seinem Unverständnis und seiner Enttäuschung über die Stadt Bonn macht er dabei keinen Hehl. "Unser Zuschuss ist seit 1993 immer weiter zusammengestrichen worden. Doch die Kosten für Kostüme, Requisiten und Dekoration, die Gebühren für Text und Musik und vor allem die Personalkosten bleiben oder steigen sogar ", rechnet er vor. Das stehe in keinem Verhältnis zu seinen Arbeitsbedingungen in Rheinland-Pfalz, wo ihm zum Jubiläum am Schlosstheater Neuwied Landesbühne Rheinland Pfalz eine Werkstatt für 500.000 Euro eingerichtet worden sei. Und hier?"

Walter Ullrich würde sich zumindest wünschen, dass der Etat wieder um die fehlenden 20 000 Euro aufgestockt werde. "Das wäre das Mindeste, was wir brauchen. Wir können ja nicht nur noch Stücke für zwei bis drei Personen aufführen." Das traditionsreiche Haus aufzugeben, ist für Ullrich aber keine Option. "Ob die lange Sommerpause uns entlastet, kann ich erst zum Jahresende überblicken."

Er hofft, dass es reicht. Aber auch 2013/2014 werde es wohl Einschränkungen geben, das sei jetzt schon absehbar. Denn ob die 20.000 Euro wieder aufgestockt werden, ist fraglich. Wie das Kulturamt der Stadt Bonn unter Leitung von Hans-Jakob Heuser auf Anfrage mitteilte, sei es leider unvermeidlich, die Kürzungen für das Contra Kreis Theater und das Kleine Theater, denen der Kulturausschuss am 1. Juni 2011 zugestimmt hatte, beizubehalten.

Handele es sich bei den Zuschüssen um "freiwillige Leistungen", die im Hinblick auf die seit Jahren angespannte Haushaltslage der Stadt immer im Fokus der jeweiligen Haushaltsberatungen stünden. Bei den notwendigen Kürzungen habe man sich bemüht kein "Rasenmäher-Prinzip" anzuwenden, sondern Schwerpunkte in der Kulturförderung zu setzen.

Der Vorhang zur Saison 2013/2014 öffnet sich wieder am 20. August. Dann stehen unter anderem "Sister Class" mit Katja Ebstein und Oscar Wildes "Bildnis des Dorian Gray", das Kriminalstück "Die toten Augen von London", "Krieg und Frieden", "Szenen einer Ehe" sowie die Jubiläumsshow der Familie Malente auf dem Spielplan.

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