Ostern in Bad Godesberg Das erste Osterfest im neuen Kloster

Rüngsdorf · Seit einigen Wochen leben vier afrikanische Schwestern im Kloster Sankt Andreas in Rüngsdorf. Dass sie ihre neue Mission vor Ostern beginnen, hat für sie symbolischen Wert: Für Oberin Goretti stehen die Festtage für einen Neuanfang.

 Neuanfang: Oberin Goretti (von links) und die Schwestern Jedida, Esther, und Grace leben seit Anfang März im Kloster Sankt Andreas.

Neuanfang: Oberin Goretti (von links) und die Schwestern Jedida, Esther, und Grace leben seit Anfang März im Kloster Sankt Andreas.

Foto: Ronald Friese

Seit Anfang März hat das Kloster St. Andreas vier neue Bewohnerinnen: Oberin Goretti und Schwester Grace aus Uganda sowie die Schwestern Jedida und Esther aus Kenia und Tansania. Die Nonnen dienen dem Orden der „Missionary Congregation of the Evangelizing Sisters of Mary“.

Dass die Schwestern ihre neue Mission in den Wochen vor Ostern beginnen, hat symbolischen Wert. Denn für Oberin Goretti steht Ostern für einen Neuanfang: „Wir werden wiedergeboren, und ein neues Leben, eine neue Reise beginnt.“ Ein Neuanfang ist es sowohl für das Kloster als auch für die Schwestern, die sich an eine neue Sprache und Kultur gewöhnen müssen.

Die deutschen Osterbräuche sind den vier Nonnen noch unbekannt. „Wir haben noch nicht einmal Gerüchte gehört“, sagt Oberin Goretti und lacht. Dementsprechend gespannt sind sie, wie das Fest in den Bad Godesberger Gemeinden begangen wird.

In ihrer Heimat, so berichten sie, drücken die Gläubigen an den wichtigen christlichen Feiertagen ihre Freude aus: sie tanzen, klatschen und trommeln. Pfarrer Wolfgang Picken bereitet die Schwestern behutsam auf die zu erwartenden Stilunterschiede vor. Denn in Deutschland sei Ostern weniger von einem Volksfestcharakter als von feierlicher Erhabenheit geprägt: den Kerzen, dem Weihrauch und den Chorälen.

Gerade den spirituellen Enthusiasmus, das „Charisma“, wie der Pfarrer es nennt, sollen die Schwestern mit in ihre tägliche Arbeit bringen. Neben Deutschkursen werden sie eine Ausbildung als Kindergärtnerinnen absolvieren.

Dazu gehört die wechselnde Arbeit in 14 katholischen Kindergärten in Godesberg. „Es ist ganz wichtig, dass die Kinder eine Vorstellung davon bekommen, was es heißt, Christ zu sein“, so Picken. Die Schwestern könnten helfen, dies zu vermitteln, denn sie verkörperten den Glauben auf glaubwürdige und sichtbare Weise.

Seine Gemeinde erlebt Picken als ungewöhnlich lebendig und jung. Trotzdem sei die Stimmung in der Kirche in Deutschland zuweilen etwas depressiv. Das sei bei den afrikanischen Kirchen ganz anders. Hier herrsche eine Aufbruchsstimmung, von der eine weltoffene Kirche profitieren könne.

Für Oberin Goretti erfüllt sich mit ihrer Arbeit in Bonn ein Traum der Ordensgründer. Denn deren Absicht sei es gewesen, afrikanische Missionare auszubilden, die den Glauben in die Welt tragen sollten. „Wir freuen uns darüber, dass der Traum Wirklichkeit wird.“

Schwester Grace betont, dass sie das Missionieren nicht als Einbahnstraße versteht: „Wir wollen unser Christus-Erleben weitergeben, aber wir wollen auch erfahren, was die Menschen hier über ihn wissen. Wir sind hierher gekommen, um den Glauben mit ihnen zu teilen.“ Ihre ersten Eindrücke von Deutschland stimmen sie hoffnungsvoll: „Es ist ein sehr guter Ort. Die Menschen interessieren sich für uns, lächeln und sind freundlich.“

Geplant ist, dass die Schwestern zehn bis 15 Jahre in Deutschland bleiben. Die Ausbildung soll sich für sie lohnen. Obwohl einige schon in Afrika als Kindergärtnerinnen gearbeitet haben, wird ihre Berufserfahrung in Deutschland nicht offiziell anerkannt. Von ihrem Aufenthalt hier versprechen sie sich, „dass er Früchte trägt“.

Sie hoffen, dass weitere Ordensschwestern nach Deutschland eingeladen werden. „Und wer weiß“, sagt Schwester Grace, „vielleicht finden sich auch hier junge Frauen, die unserem Orden beitreten wollen.“ Trotzdem erwarten die Schwestern, dass sie eines Tages weiter ziehen werden.

„Falls wir irgendwann an einem anderen Ort gebraucht werden sollten, sind wir bereit, dorthin zu gehen“, sagt Oberin Goretti. „Deutschland wird wohl nicht unsere letzte Station sein.“

Auf das Osterfest, erzählen die Schwestern, bereiten sie sich mit Buße, Einkehr und Gebeten vor. Neben der Besinnung über das Vergangene gehöre zu Ostern auch immer die Frage: „Wird das Leben besser werden?“ Für die neu in Deutschland angekommen Schwestern hat diese Frage in diesem Jahr einen besonderen Klang. Aus Pickens Sicht steht fest: „Für uns ist es ein Ostererlebnis, dass die Schwestern da sind.“

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