Wirtschaft in Bad Godesberg Commerzbank sortiert das Publikum

Bad Godesberg · Die Commerzbank-Filiale in der Bad Godesberger Fußgängerzone hat mit einer ungewöhnlichen Innovation Fragen unter ihrer Kundschaft aufgeworfen. In der Schalterhalle werden seit neuestem „Botschaftskunden“ vom „generellen Kassengeschäft“ getrennt.

 Nach links gehen die Botschaftskunden, nach rechts die übrigen Kunden.

Nach links gehen die Botschaftskunden, nach rechts die übrigen Kunden.

Foto: privat

Was in den Augen mancher Beobachter eine unangemessene Ungleichbehandlung darstellt, erklärt das Kreditunternehmen mit einer Optimierung des Kundenverkehrs.

Gleich am Eingang der Bank am Michaelplatz werden die Kundenströme sortiert: Nach links, so verraten ein roter Pfeil und eine Beschriftung auf Deutsch, Englisch und Arabisch, führt der Weg für „Botschaftskunden“. Rechts schwenken und dem schwarzen Pfeil folgen sollen hingegen alle, die sich dem „generellen Kassengeschäft“ zugehörig fühlen. „Auf der linken Seite herrscht entspanntes Auszahlen von Beträgen in Höhe von durchschnittlich mehreren Tausend Euro.

Hier teilt dann die Bankangestellte der südländischen Kundschaft aus meist arabischen Ländern schon mal mit, das die 500-Euroscheine heute leider aus sind und der Kunde doch auf den 200er Schein ausweichen möge, um die Barschaft platzsparend abzutransportieren“, schildert Bankkunde und GA-Leser Olaf Rothert eine persönliche Beobachtung und fährt fort: „Solche Probleme gibt es auf der rechten Seite für die meist deutschen Kunden im ‚generellen Kassengeschäft‘ nicht, da hier nur kleinere Beträge bei der Auszahlung nachgefragt werden. Dafür hat man hier aber längere Wartezeiten einzuplanen. Rechts reihten sich sieben Personen auf, links dafür keine“, so der Godesberger. Zuweilen reiche die Schlange bis in das Foyer.

Während Rothert in dem Prozedere der Bank gar eine dem lateinischen Wortstamm entsprechende „Diskriminierung“, also Unterscheidung, sieht, vermag die Commerzbank weder die Aufregung zu verstehen, noch die konkrete Schilderung nachzuvollziehen. Im Gegenteil: Es gehe vielmehr darum, die Abläufe in der Bank zu beschleunigen, teilt das Institut auf Anfrage des General-Anzeigers mit.

„In Bad Godesberg befinden sich zahlreiche Botschaften, die regelmäßig Barschecks an ihre Landsleute ausgeben. Die Einlösung dieser Schecks ist sehr zeitaufwendig, da etwa eine umfangreiche Legitimationsprüfung vorgenommen werden muss, wenn es sich nicht um die Kontoinhaber selbst handelt“, sagt Pressesprecherin Birgit Müller. Es habe sich daher bewährt, in Stoßzeiten einen darauf spezialisierten Mitarbeiter einzusetzen.

Offenbar kommt die umstrittene Tafel aber nur zeitweise zum Einsatz: Am Montag beispielsweise war sie im Kassenraum der Bank nicht zu sehen. Derweil bleibt Olaf Rothert bei seinem Vorwurf, „Normalkunden“ würden in der Filiale benachteiligt, zumal es in Bad Godesberg ohnehin nur noch wenige Konsulate und Außenstellen von Botschaften gebe. Er vermutet vielmehr, dass die Bank sich die oft zahlungskräftige Klientel der Medizintouristen als Kundschaft gewogen machen will.

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