Historische Bilder aufgetan Bürgerinitiative erhält Fotos von Klein Amerika am Rhein

PLITTERSDORF · Die Bürgerinitiative „Rettet die Amerikanische Siedlung Plittersdorf“ erhält eine Sammlung aus den USA. Sie zeigt, wie die Plittersdorfer Siedlung in den 1950er Jahren wuchs.

Während der Bauarbeiten für die Amerikanische Siedlung fotografierte Frank H. Jonas.

Während der Bauarbeiten für die Amerikanische Siedlung fotografierte Frank H. Jonas.

Foto: Sammlung Frank H. Jonas

Es ist ein Fund, der Begeisterung auslöst: Stefan Wolter aus dem Vorstand der Bürgerinitiative „Rettet die Amerikanische Siedlung Plittersdorf“ hat alte Fotos der Amerikanischen Siedlung in Plittersdorf in die Hände bekommen. Fündig wurde Wolter im Archiv der Universität von Utah, also knapp 8500 Kilometer entfernt von Bad Godesberg. „Die Fotos hat der ehemalige Hochschulprofessor Frank H. Jonas gesammelt. Er war unter anderem als Berichterstatter bei den Nürnberger Prozessen nach dem Zweiten Weltkrieg dabei. Außerdem hat Jonas den damaligen Oberbefehlshaber der amerikanischen Streitkräfte und späteren US-Präsidenten, General Eisenhower, oft begleitet“, erläutert Stefan Wolter. Er und die anderen Mitglieder der Bürgerinitiative sehen in den Fotos aus der Zeit ab Anfang der 1950er Jahre einen wahren Fotoschatz.

Anfang der 1950er Jahre veranlasste die Alliierte Hohe Kommission („High Commissioner of Germany“, kurz: HICOG) den Bau von drei Wohnsiedlungen im Bonner Stadtgebiet. Zwei davon hatten ein markantes Hochhaus und sahen sich sehr ähnlich. Sie entstanden an der Düne in Bonn-Tannenbusch und südlich des Bad Godesberger Zentrums für deutsche Angestellte der Besatzungsmacht. In Plittersdorf wurden Wohnungen für die amerikanischen Mitarbeiter gebaut – ein „Klein-Amerika am Rhein“ mit eigener vorstädtischer Infrastruktur. Alle drei Siedlungen tragen die Handschrift des Architekten Sep Ruf.

Sammlung stammt von Frank H. Jonas

Frank H. Jonas, der die jetzt zugänglich gewordenen Fotos in ihrer Entstehungsphase wohl zusammentrug, gehörte zwischen 1950 und 1952 als Kultur- beziehungsweise Presseattaché zu den Bonner US-Botschaftsmitarbeitern, war schließlich auch enger Mitarbeiter von Hochkommissar John Jay McCloy. In die Bonner Zeit von Frank H. Jonas fiel unter anderem die Bauphase der Amerikanischen Siedlung in Plittersdorf zwischen der heutigen Kennedyallee, dem Steuben- und dem Kolumbusring, der Europastraße und der Martin-Luther-King-Straße. Damals schufteten mehr als 3000 Mitarbeiter auf der angeblich größten Baustelle Deutschlands.

„Sara Caroline Davis von dem Archiv der University of Utah war sehr hilfsbereit und hat alle Originalaufnahmen gescannt und uns dann digital zur Verfügung gestellt“, erläutert Stefan Wolter und blickt begeistert auf die vielen Fotos. Er sieht darin eine Quelle der Erkenntnis, um die Geschichte und Entwicklung der Siedlung besser nachvollziehen zu können.„Wo und wann wir die Fotos öffentlich ausstellen werden, steht aktuell noch nicht fest.“ Über die Herkunft der Sammlung von Frank H. Jonas ist bekannt, dass der Autor sie der Bibliothek der Universität von Utah im Mai 1976 zur Verfügung gestellt hatte, zusammen mit zahlreichen Papieren, Zeichnungen und Negativen. Weiteres Material wurde 1992 von seiner Frau gespendet. Die Sammlung besteht in Summe aus Fotografien von politischen Themen, politischen Persönlichkeiten, dem Wiederaufbau Deutschlands nach dem Zweiten Weltkrieg und den Nürnberger Kriegsverbrecherprozess, die in sechs Kartons lagerten. Die für Bad Godesberg besonders interessanten Fotomotive wird die Bürgerinitiative in ihrem Fundus behalten.

Ob es irgendwann mal einen Raum gibt, in dem die gesammelten Werke in einer Art Dauerausstellung gezeigt werden können, ist derzeit noch ein Wunschtraum der Bürgerinitiative.

Die nächste Mitgliederversammlung der Bürgerinitiative findet am Donnerstag, 23. Mai, ab 19 Uhr in der Thomaskapelle (Kennedyallee 113) statt. Zu Gast ist die Vorsitzende des Denkmalschutzausschusses, Christiane Overmans.

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