Ehemalige Türkische Botschaft Bürgerdialog mit Taschenlampe

MEHLEM · Nach fast zweistündiger Debatte in der Bezirksvertretung fand die geplante Bebauung anstelle der ehemaligen türkischen Botschaft im Mehlemer Nibelungenviertel am Mittwochabend vor den Türen der Stadthalle eine Fortsetzung. Im Schein einer Taschenlampe beugten sich Anwohner, Architekt und Projektentwickler über die Pläne und arbeiteten die gegenseitigen Interessen hervor.

Die bestehen aus Sicht des Bauherrn zunächst einmal darin, auf dem Gelände im Karree zwischen Ute-, Gernot- und Rüdigerstraße sowie dem schmalen Severinsweg in zwei Neubauten rund 40 Wohnungen zu errichten (GA vom 16. Oktober).

Beide Neubauten sollen, analog zu den im Abriss befindlichen Botschaftsgebäuden, im rechten Winkel zueinander angeordnet sein, die Platane dazwischen soll erhalten bleiben. All das, so war am Mittwoch herauszuhören, ruft in der Nachbarschaft grundsätzlich keinen Widerstand hervor.

Vielmehr sind es die Höhe und die Positionierung der geplanten Gebäude, die im Umfeld für erhebliche Unruhe sorgen. Das machte nicht nur Günter Kumpf, einer der Unterzeichner eines entsprechenden Bürgerantrags, in seinen Ausführungen deutlich; ebenso war es den Meinungsäußerungen aus den Reihen der rund 50 anwesenden Mehlemer Bürger zu entnehmen. Mehreren Ordnungsrufen der Bezirksbürgermeisterin zum Trotz konnten sie sich zuweilen Zwischenrufe und auch -applaus nicht verkneifen.

Zumindest vorläufig versöhnlich stimmte Bürger und Kommunalpolitiker der von Projektentwickler Ingo Teichgräber vorgetragene Kompromissvorschlag. Konkret bot er der Bezirksvertretung an, die lichte Raumhöhe der Wohnungen so zu reduzieren, dass die Neubauten nur noch 60 Zentimeter höher würden als das höhere der beiden bisherigen Bürohäuser.

Bisher hatte ein Zuwachs von 1,30 Metern in Rede gestanden; gegenüber dem niedrigeren der beiden Altgebäude wäre die Differenz noch höher ausgefallen. Auch die Staffelgeschosse, die auf die drei Vollgeschosse aufgesetzt werden sollen, könne er sich in leicht reduzierter Form vorstellen, sagte Teichgräber. Überdies zeigte er sich später im inoffiziellen Gespräch mit Bürgern vor der Tür konziliant, was die genaue Lage von Baukörpern und Staffelgeschossen anbelangt. Einige, gerade die nördlich wohnenden Nachbarn fürchten, dass ihnen der Neubau in erheblichem Maße Tageslicht nehmen könnte.

Nur unter der Bedingung der zugesagten Kompromisse sah die Mehrheit in der Bezirksvertretung einen Spielraum dafür, den Bau im Wege des Dispenses für einige Überschreitungen des geltenden Bebauungsplans auf den Weg zu bringen. Langwierige Alternative, und damit auch nicht im Sinne des Trägers, wäre die Aufstellung eines völlig neuen Bebauungsplans.

Die Stadt, am Mittwoch vertreten durch Sigrun Scharf vom Bauordnungsamt, hält die Staffelgeschosse mit dem geltenden Bebauungsplan für vereinbar, obwohl dieser ausschließlich den ehemaligen Bestand festgeschrieben hatte. Weil jedoch an anderer Stelle das Baurecht nicht ausgeschöpft wird, wollte die Stadt den ursprünglichen Plänen des Investors mittels Befreiungen stattgeben.

Vehement dagegen wendeten sich am Mittwoch Grüne und Bürgerbund. Etwas zurückhaltender, doch mit gleicher Tendenz äußerten sich CDU, SPD, FDP und Linke. "Wir sind bereit zu Gesprächen", hatte Günter Rumpf seinen Bürgerantrag geschlossen. Diese Gespräche - auch dies einer der Kompromissvorschläge - sollen jetzt bei einem freiwilligen Bürgerdialog fortgesetzt werden, zu dem sich Teichgräber ebenfalls spontan bereit erklärte. Vorgesehen ist der Termin für November.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort