ÖPNV in Bonn Bürger und Politiker beklagen Ausfälle bei Bus und Bahn

Plittersdorf · Nicht zufrieden sind Bürger und Politiker mit dem Bus- und Bahnverkehr in Bonn. Besonders auf den Buslinien 610 und 611 käme es oft zu Verspätungen und Ausfällen, lautet die Kritik.

Wenn Rolf Fischer von seinen Erlebnissen im Bus- und Bahnverkehr der Stadt Bonn berichtet, schwankt dies wahlweise zwischen Krimi, Komödie oder Drama. Jedenfalls wird es nie langweilig, wie der Plittersdorfer in der Bezirksvertretung in seinem Bürgerantrag ausführte. Das Ziel: Eine zuverlässigere Anbindung der Amerikanischen Siedlung an das Netz des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV).

„Ich habe zwar ein Auto, das ich aber möglichst wenig benutzen möchte. Deshalb besitze ich ein Aktiv-60-Ticket Zone 5 und bezahle dafür 112 Euro im Monat“, legte der 73-Jährige vor den Politikern los. Aus gesundheitlichen Gründen könne er nicht mit dem Rad fahren, benutze aber circa 25 Mal pro Woche den ÖPNV, um in die Innenstadt von Bonn oder Bad Godesberg zu kommen oder zu Bahnhöfen zu gelangen. „Nach meinen Erfahrungen fällt etwa vier bis fünf Mal pro Woche der Bus 610 oder 611 aus“, sagte Fischer.

Keine Verspätungen, sondern Ausfälle

Es handele sich um echte Ausfälle und nicht um Verspätungen. „Dies kann ich stets durch Anrufe bei der Leitstelle oder durch die SWB-App verifizieren“, äußerte der Plittersdorfer. Als Begründung werde fast immer Personalmangel angegeben – für Ausfälle auf der Linie 63 auch gelegentlich Fahrzeugmangel.

Nach der Sitzung der Bezirksvertretung im März, an der er als Zuhörer teilgenommen habe, wollte er gegen 21 Uhr mit dem Bus 610 von der Haltestelle Stadthalle nach Hause fahren. Als der Bus nicht kam, rief er die Leitstelle an. „Von dort wurde mir gesagt, der Bus fiele aus, der nächste – planmäßig 30 Minuten später – auch“, sagte Fischer. Somit sei also an den Haltestellen in Plittersdorf, die nur von der Linie 610 angefahren würden, für einen Zeitraum von mehr als einer Stunde kein Bus in Richtung Bonn gekommen. „Heute bin ich mit dem Auto da“, meinte der Bürgerantragssteller süffisant.

Vorschlag: Auffälligkeiten der 610 und 611 auflisten

Bei den Bezirksverordneten traf er damit auf Leidensgenossen. „Ich bin auch betroffen von den ständigen Ausfällen auf dieser Linie“, sagte Marcel Schmitt vom Bürger Bund Bonn (BBB), der später den Beschluss anregte, die Stadtwerke mögen für die zurückliegenden sechs Monate alle Auffälligkeiten der 610 und 611 auflisten. Ähnlich hatte das die Stadtverwaltung in ihrer Vorlage angeregt. Lutz Beine (SPD) ergänzte noch, dass die 612 und 614 ebenfalls häufig ausfielen; das ärgere ihn, der zu 99,9 Prozent den ÖPNV nutze, um zur Arbeit nach Köln zu kommen, maßlos.

Parteikollege Helmut Redeker äußerte, dass sich auch der Stadtplanungsausschuss mit Problemlinien beschäftige. „Wir haben einen Antrag auf Ersatzbusse gestellt, um die Taktung wieder herzustellen“, so das Stadtratsmitglied. Denn oft hätten die Busse einfach zu viel Verspätung. Ralf Jochen Ehresmann (Linke) sprach sich ebenfalls für den Reservepool als einzig mögliche Lösung aus. „Allerdings müssen wir dann alle diese Mehrausgaben wollen und die Hand bei den Haushaltsberatungen an der richtigen Stelle heben“, so Ehresmann.

Auswirkungen von Baumaßnahmen

Den Stadtwerken ein wenig zur Seite sprang Michael Hörig (Grüne): „Die vielen Baumaßnahmen haben aber auch Auswirkungen.“ Derzeit verzeichne man zusätzliches Verkehrsaufkommen auf diesen Linienwegen aufgrund der Sanierung des Godesberger Tunnels, sagte die stellvertretende SWB-Sprecherin Veronika John auf GA-Anfrage. Beide Buslinien, die einen langen Fahrweg durch Bonn zurücklegten, seien stauanfällig, hätten aber auch an mehreren Stellen Standzeiten, um Verspätungen auszugleichen. „Die Pünktlichkeitswerte der 610 und 611 liegen daher im 'grünen Bereich'“, meinte John.

Die Ausfälle bei den Linien seien zurückzuführen auf die angespannte Personaldecke eines von den Stadtwerken beauftragten, externen Verkehrsunternehmens. „Wir sind in intensiven Gesprächen mit diesem Dienstleister, um gemeinsam diese Schwierigkeiten in absehbarer Zeit zu bewältigen“, teilte die Vize-Sprecherin mit.

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