Verein Bedarfshilfe in Bad Godesberg Boom der Sozialkaufhäuser

BAD GODESBERG · Armut im "reichen Bad Godesberg"? Für viele Menschen erschien diese Assoziation lange Zeit undenkbar. Inzwischen ist ein schmaler Geldbeutel auch im von Villen und früheren Botschaftsresidenzen geprägten Stadtbezirk längst kein Tabuthema mehr.

 Trödel für das GA-Weihnachtslicht: Angelika Frankenstein und Waffelbäcker Heinz Leuchtenberg sammeln vor dem Laden.

Trödel für das GA-Weihnachtslicht: Angelika Frankenstein und Waffelbäcker Heinz Leuchtenberg sammeln vor dem Laden.

Foto: Ronald Friese

Geschweige denn, dass ein Einkauf in einem der so genannten Sozialkaufhäuser, die es auch in Bonns südlichem Stadtbezirk in zunehmender Zahl gibt, als Grund zum Schämen angesehen würde. Einen dieser Läden betreibt der Verein Bedarfshilfe in unmittelbarer Nähe zu den Kammerspielen.

Im Standort liegt in gewisser Hinsicht auch die Besonderheit dieses Geschäfts: Der hat sich in den vergangenen Jahren gleich mehrfach geändert. Zunächst war man vor etwa zwei Jahren in zwei leerstehende Ladenlokale am oberen Abschnitt des Theaterplatzes gezogen.

Links gab es Kleidung, rechts alles andere, also Hausrat, Bilder, Kleinmöbel und allerhand Trödel. Vor einigen Monaten drängte der Eigentümer des Gebäudekomplexes aufgrund vermeintlich anstehender Veränderungen auf einen Auszug, bot dem Verein in Form zweier Flächen auf der Gebäudeseite Am Michaelshof aber Alternativen an. Weil sich die Läden im selben Gebäude befinden, ist auch hier fraglich, ob es sich um eine Dauerlösung handelt.

Deshalb folgte kürzlich Umzug Nummer zwei: Jetzt ist die Bedarfshilfe auch schräg gegenüber, im Eckgebäude Am Michaelshof/Am Kurpark, zu finden. "Weil dieses Gebäude der Stadt Bonn gehört, rechnen wir dort mit einer Dauerlösung", sagt Ludwig Klöckner, der dem fünf Jahre alten Verein vorsteht. Mit der Stadt gab es kürzlich bereits einen Briefwechsel, weil der Verein nicht über die vorgeschriebene Sondererlaubnis für Außenverkaufsflächen verfügt. Mit Blick auf die Verkaufstische werde man das jetzt nachholen, sagt Klöckner, Streit habe es deswegen nicht gegeben.

Begonnen hat Klöckner sein ehrenamtliches Engagement, weil ihm als Frührentner die Decke auf den Kopf gefallen sei, wie er erzählt. "Alles begann damit, dass ich für eine ältere Dame den Fahrdienst übernommen habe, später habe ich ihr ein Fernsehgerät besorgt, schließlich ist der Verein daraus entstanden", berichtet er. Heute unterstützen ihn 17 ehrenamtliche Helfer, bei den meisten handelt es sich um Menschen mit Behinderung oder chronischer Krankheit.

"Sie können bei ihrer Arbeit ihr Selbstwertgefühl steigern und dabei Gutes tun", so Klöckner. Wie am vergangenen Sonntag, als das Team um Angelika Frankenstein sämtliche Spenden der Aktion Weihnachtslicht zukommen ließ. Ludwig Klöckner sagt: "Wir werden auf jeden Fall in Bad Godesberg bleiben, weil der Zuspruch hier sehr groß ist"

Wegweiser zu Gebrauchtwaren

Viele Dinge, die der eine nicht mehr braucht, können für andere Menschen durchaus noch nützlich sein. Ob Kleidung, Möbel oder Spielzeug: Zum Wegwerfen sind die Dinge oft zu schade. Die Broschüre "Gesucht und gefunden - Wegweiser für Second-Hand-Läden, Tausch- und Verleihfirmen" der städtischen Abfallberatung enthält Adressen von Bonner Second-Hand-Läden, karitativen Einrichtungen, Tauschbörsen und gewerblichen Verleihfirmen. Der Eintrag ist in das Verzeichnis ist kostenlos. Weitere Informationen gibt es bei der Stadt telefonisch unter der Rufnummer 0228/775577.

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