Veterinäramt ist eingeschaltet Bonner Tierheim rettet 27 Katzen

BAD GODESBERG · Mitarbeiter befreien die Tiere aus einer völlig verwahrlosten Wohnung in Bad Godesberg.

Bonner Tierheim rettet 27 Katzen Mitarbeiter befreien die Tiere aus einer völlig verwahrlosten Wohnung in Bad Godesberg.

Bonner Tierheim rettet 27 Katzen Mitarbeiter befreien die Tiere aus einer völlig verwahrlosten Wohnung in Bad Godesberg.

Foto: Horst Müller

Sie sind traumatisiert, voller Flöhe, haben teilweise kahle Stellen - und wirken trotzdem glücklich. Die Rede ist von 27 Katzen, die Mitarbeiter des Bonner Tierheims am Sonntag aus einer völlig verwahrlosten Wohnung in Bad Godesberg gerettet haben.

Jetzt leben die Tiere, darunter einige Kitten, zwei Muttertiere und eine hochschwangere Katze, im Albert-Schweitzer-Tierheim, werden entfloht, geimpft und aufgepäppelt, um frühestens in drei Wochen an neue Besitzer vermittelt zu werden.

Vorgestern stand die Besitzerin auf einmal vor den Türen des Albert-Schweitzer-Tierheims, erzählt Mitarbeiterin Sabine Reuter. Sie sei ungefähr Mitte 50 Jahre alt gewesen, habe verwirrt gewirkt und hatte eine Umhängetasche dabei. "Darin waren acht Katzenbabys und ein Muttertier", sagte Reuter.

Am Samstag hätte es in einem Zimmer ihrer Wohnung eine Beißerei zwischen den Tieren gegeben, habe die Frau erzählt. "Wir haben dann gefragt, wie viele Katzen sich noch in den Räumen befinden." Diese Frage konnte die Frau nicht beantworten - und fing an zu weinen. "Sie hat erzählt, dass sie ein Zimmer an ihren Ex-Partner untervermietet habe. Der lebe aber nicht mehr in dem Raum und habe einen Stall voll Katzen hinterlassen."

Mit Handschuhen, 20 Boxen und einer Lebendfalle rückten vier Mitarbeiter des Tierheims aus. In Bad Godesberg angekommen, bot sich ihnen ein fürchterliches Bild: "Die beiden Räume standen voll mit Sachen, es war brüllend heiß und es roch durchdringend nach Urin", erzählte Martin Dickmanns vom Tierheim, der mit Arzthelferin Svenja Bilawa vor Ort war.

Und das bereits im Treppenhaus. Katzenklos samt Inhalt standen herum, in den Ecken stapelte sich der Katzenkot, es fanden sich lebende und tote Maden sowie verschimmelte Essenreste, in dem Raum der circa 40 Quadratmeter großen Zweizimmerwohnung, den der Ex-Partner bewohnt hatte, war kein Durchkommen mehr. Allein in diesem Zimmer lebten elf Katzen. Die restlichen bevölkerten die Küche und das rund 20 Quadratmeter große Zimmer der Frau.

Die Katzen waren verängstigt, aggressiv und menschenscheu, Bilawa wurde durch ihren Gummihandschuh hindurch gebissen. Ein weiteres Problem: "Die Tiere konnten sich überall verstecken", sagte Dickmanns. So waren sich die Mitarbeiter gestern nicht sicher, ob sie tatsächlich alle Tiere gefunden hatten.

Und das, obwohl sie die Wohnung akribisch durchsucht hatten. Deswegen fuhren sie am Nachmittag noch einmal nach Bad Godesberg. Da die Frau allerdings nicht zu Hause war, konnten sie die Räume nicht noch einmal unter die Lupe nehmen.

Das Tierheim hat Anzeige beim Veterinäramt der Stadt gestellt. Verurteilen wollen die Mitarbeiter die Frau allerdings nicht. "Mir tut sie leid", sagte Dickmanns.

Es sei offenkundig gewesen, dass sie Hilfe brauche. "Ich glaube nicht, dass sie das forciert hat", sagte auch Reuter. Wahrscheinlich habe sie die Katzen von der Straße mitgenommen, etwas Gutes tun wollen - und schließlich die Kontrolle über die Situation verloren.

Wie es weitergeht, liegt nun in den Händen der Stadt. Dem Veterinäramt liegt eine Anzeige vor, bestätigt Marc Hoffmann vom städtischen Presseamt. Gestern hätten die Mitarbeiter die Wohnung kontrolliert, nun werde über das weitere Vorgehen entschieden.

Soll heißen, dass das Veterinäramt unter anderem prüft, ob ein Tierhalteverbot verhängt wird. Auch wie der Frau geholfen werden kann, wird sich zeigen.

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