Konrad-Adenauer-Gymnasium in Godesberg Bonner Lehrerin gibt Tipps zur Leseförderung von Kindern

Bad Godesberg · Lehrerin Nadine Kühlwetter verrät, wie man auch hartnäckige Nichtleser zum Lesen bekommt.

Im Zeitalter der Digitalisierung sind Eltern und Lehrer vor eine ganz besondere Aufgabe gestellt. Denn wie sollen sie Kindern richtiges Lesen und Schreiben beibringen, wenn die bequemeren Ablenkungen wie Fernseher, Computer und Smartphones so präsent und vor allem so bequem sind? Die Studien häufen sich ebenso wie die schlechten Nachrichten über den Stand der Schüler in den Schulen.

Auch am Konrad-Adenauer-Gymnasium im Pennenfeld kennt man die Probleme: „Wir machen ungemein viel im Bereich Leseförderung, und das ist auch gar nicht so sehr das Problem“, sagt Nadine Kühlwetter, die an der Schule für die Leseförderung zuständig, aber auch Klassenlehrerin einer fünften Klasse ist. Schließlich sei das Interesse an Geschichten, in die man abtauchen kann, am Lesen und Zuhören ungebrochen. Das größere Problem bleibe die Rechtschreibung. „Wir versuchen, auch mit der Leseförderung diese beiden Aspekte wieder zusammen zu bekommen“, sagt die Lehrerin.

Die Lehrer der weiterführenden Schulen haben vor allem mit dem System des Schreibens nach der individuellen Aussprache zu kämpfen, das in den 90ern in den Grundschulen eingeführt wurde. Eine Folge des Systems: Kinder schreiben bestimmte Begriffe jahrelang falsch, ohne dass sie dabei korrigiert werden.

Nadine Kühlwetter: „Man merkt bei manchen Fünftklässlern, dass auch sie noch beim Abschreiben von der Tafel mitten im Wort zögern und stecken bleiben, weil sie über Buchstaben nachdenken müssen. Das sollte eigentlich in der fünften Klasse nicht sein, denn dann stehen das zügige Abschreiben von der Tafel und die Fragestellung der Lehrerin im Vordergrund.“ Die damals politische Entscheidung für die neue Art der Vermittlung müssten nun die Lehrer „ausbaden“. Die Leseförderung steht da an oberster Stelle, denn allein durch das Lesen orthographisch richtiger Bücher lernen Kinder schon unbewusst richtige Schreibweisen und erweitern ihren Wortschatz.

Lehrerin empfiehlt Leserituale

„Bei uns wird Leseförderung ganz groß geschrieben: Wir sind jedes Jahr bei Käpt'n Book dabei, laden auch sonst Autoren zu uns in die Schule ein, beteiligen uns an der Klassen-Zeitungs-Aktion des General-Anzeigers, haben Klassen-Bibliotheken, den Bücherigel, und viele Lehrer machen mit ihren Schülern auch Antolin, ein System, über das Kinder nach der Lektüre eines Buches inhaltliche Fragen beantworten müssen und so Punkte sammeln können“, berichtet Kühlwetter. Hinzu kämen Bücher-Vorstellungs-Runden, in denen jeder den Klassenkameraden das Buch vorstellen kann, das er gerade liest. Ein im Vergleich zu früher bunterer und vielseitigerer Lesestoff oder auch Comic-Romane helfen dabei, auch die hartnäckigen Nicht-Leser zu überzeugen. „Auch aus meiner ganz persönlichen Erfahrung heraus kann ich nur empfehlen, Leserituale einzuführen. Selbst dann, wenn im Elternhaus die Zeit knapp ist oder in den Schulklassen der Unterrichtsstoff drängt“, rät Kühlwetter, die selbst auch Mutter ist.

Vom Erfolg der Leseförderung am Konrad-Adenauer-Gymnasium konnte man sich am Dienstag beim Vorlesewettbewerb der Sechstklässler überzeugen. Aus über hundert Kindern stand am Ende nur jeweils ein Kind aus jeder Klasse im Finale. Siegerin Eva-Maria Kübler beschrieb das Auswahlverfahren: „Wir haben zunächst in unseren Klassen vorgelesen und unsere Klassenkameraden haben uns nach den Kriterien Textauswahl, Lesetechnik und Interpretation beurteilt.“

Gemeinsam mit Rico Turchi und Layan Sabbagh stand sie im Finale und wurde von einer Jury aus Schülern, Eltern und Lehrern beurteilt. Alle drei hatten ihre Texte gut gewählt und diese spannend vorgetragen, wobei Eva-Maria das Publikum noch ein wenig mehr in den Grusel des Buches „Scary Harry. Von allen guten Geistern verlassen“ eintauchte. Auch den Freitext aus Andreas Schlüters Roman „Survival. Verloren am Amazonas“, den alle drei spontan vortragen mussten, las die bekennende Leseratte problemlos.

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