GA-Serie „Ruhestand 4.0“ Der Mehlemer Meister im Bäumepflanzen

Serie | Mehlem · Roland Migende hat es in seinem Ruhestand nach Mehlem verschlagen. Der frühere Forstamtsrat bringt Grundschulkindern ehrenamtlich Bäume und Tiere näher. Für den Deutschen Wetterdienst notiert er Veränderungen in der Natur.

Ein Schwerpunkt der Arbeit von Roland Migende lag immer auf der Wissensvermittlung an Kinder.

Ein Schwerpunkt der Arbeit von Roland Migende lag immer auf der Wissensvermittlung an Kinder.

Foto: Alfred Schmelzeisen

„Ich habe einen persönlichen Vogel“ scherzt der seit inzwischen 16 Jahren in Mehlem wohnende Roland Migende. Damit meint er die Tatsache, dass er jeden Tag eine 6,7 Kilometer lange Runde über den Rodderberg zu Fuß zurücklegt und dies morgens ab 6 Uhr – am Sonntag eine Stunde später. Während seiner Tour genießt der frühere Förster Aussicht, Wald und  blühende Landschaften sowie das gut ausgebaute Wanderwegenetz.

Doch dann ist’s vorbei mit seinen schwärmerischen Erzählungen und es kommt der warnende Blick in Migendes Gesicht zum Vorschein. In seinen inzwischen acht Lebensjahrzehnten hat er, der hier nun seinen Ruhestand verbringt und durch seine Tochter ins Rheinland kam, viele Veränderungen in der Natur wahrgenommen. Er dokumentiert diese auch heute noch tagtäglich im Rahmen phänologischer Beobachtungen für den Deutschen Wetterdienst in Offenbach. „Da soll zeitnah die Meldung über Knospenbildungen und Blütezeiten, Erntestart und Herbstfärbung von Blättern geliefert werden“, sagt der begeisterte Forstamtsrat im Ruhestand.

Als Förster hat er nach eigenen Angaben hunderttausende Bäume gepflanzt

Das Wort „Waldsterben“ fällt im Gespräch mit Migende dauernd und die Sorgen für zukünftige Generationen, die vielleicht einen Fichtenbaum nie kennenlernen werden, dafür aber resistente Douglasien-Nadelbäume. Die hat Migende während seiner Tätigkeit im Forstwesen unzählige Male anstatt von Fichten eingepflanzt – die Erfolgspflanzung noch im vergangenen Jahr bei Aachen besichtigt. Die Frage, wie viele Bäume Roland Migende im Laufe seines Lebens gepflanzt hat, beantwortet er mit „dies müssen Hunderttausende gewesen sein“.

Migende wurde im schlesischen Waldenburg geboren und erste Gedanken, Förster werden zu wollen, hatte er bei zahlreichen Urlaubsaufenthalten im Sauerland beginnend mit seinem 14. Lebensjahr. Die Jugendjahre verbrachte er schließlich in Dortmund. Seine Ausbildung begann er 1958 beim Regierungspräsidium in Arnsberg für den gehobenen Forstdienst. Und dann bot man Migende sieben Jahre später eine Stelle als Büroleiter beim Gemeindeforstamt in Aachen an. 1968 wurde er Leiter der Stadtforstverwaltung der Stadt Würselen sowie benachbarter Kommunen. Und in dieser Zeit standen nicht nur die Aktivitäten in der Forstverwaltung im Mittelpunkt.

Kindern verkürzt er mit einem Waldspaziergang das Warten aufs Christkind

Irgendwann kam die Idee, an Heilig Abend Familien zum Waldspaziergang einzuladen, um so die Zeit bis zur Bescherung zu verkürzen. Diese Aktion kam so gut an, dass Migende sie auch in seinem Ruhestand seit inzwischen 16 Jahren im Niederbachemer Wald anbietet – bei jedem Wetter. Dabei erzählt er von seinen Beobachtungen in der Natur, vom Baum des Jahres sowie von interessanten Vogelstimmen, aber auch von Begegnungen mit Wildtieren. „Mit meinen Spaziergängen halte ich mich fit, freue mich dann anschließend aufs Frühstück mit meiner Ehefrau Heidrun.“ Sie und die im nahen Rolandseck wohnende Tochter Ulrike kennen genauso wie sein Sohn, der in Freising wohnt, den Ehrgeiz des Familienoberhauptes.

In einem Ende April 2020 erschienenen kleinen Buch, dass Migende seinen Enkeln Carolin (17) und Constantin (13) gewidmet hat, geht der ehemalige Forstamtsrat auf seine ehrenamtliche Arbeit in Ungarn ein. Unzählige Seminare und Schulungen für ungarische Forstleute und Teilnehmer aus artverwandten Berufen hat er jahrzehntelang begleitet und mit seinem Wissen bereichert. Vielfach wurde er hierfür ausgezeichnet.

Im Herbst begleitet er internationale Schulgruppen

In den Grundschulen von Niederbachem und Lannesdorf, dort in Verbindung mit dem Quartiersmanagement Lannesdorf/Obermehlem, brachte Migende den Kindern die Natur näher. Bis vor einem Jahr erteilte der Forstspezialist Unterricht im Bereich der Offenen Grundschule in der Andreasschule. Aktuell bereitet er insektenfreundliches Saatgut für den Unterricht in einer Schule im ungarischen Györ vor. Im Herbst soll es im Jugendwaldheim Arnsberg eine Begegnung mit internationalen Schulgruppen geben. Dabei wird sicherlich wieder ein Baum gepflanzt.

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